Fehlermeldung

Deprecated function: The each() function is deprecated. This message will be suppressed on further calls in FieldCollectionItemEntity->fetchHostDetails() (Zeile 378 von /var/www/vhosts/bec2659.online-server.cloud/frankfurter-personenlexikon.de/sites/all/modules/field_collection/field_collection.module).

Riesser, Gabriel

Riesser, Gabriel. Dr. jur. Jurist. Verleger. Politiker. * 2.4.1806 Hamburg, † 22.4.1863 Hamburg.
Schulzeit in Lübeck und Hamburg. Ab 1824 Jurastudium in Kiel und Heidelberg. 1826 Promotion. Nachdem die Zulassung als Advokat aufgrund seiner jüdischen Herkunft zunächst gescheitert war, gab R. in Hamburg ab 1832 die Zeitschrift „Der Jude. Periodische Blätter für Religion und Gewissensfreiheit“ heraus. Seine dem Hamburger Senat überreichte „Denkschrift über die Verhältnisse der hamburgischen Israeliten“ blieb zunächst folgenlos. Verbittert verließ R. Hamburg; er ließ sich 1836 im damals noch kurhessischen Bockenheim als Advokat nieder und engagierte sich weiter im Kampf für die politische Gleichberechtigung der Juden. Im gleichen Jahr beauftragte ihn die Ffter Israelitische Gemeinde mit einem Gutachten über das Ffter „Judenreglement“ von 1824 (zur privatbürgerlichen Gleichstellung der Juden in der Freien Stadt Ffm.). 1840 kehrte R. nach Hamburg zurück, wo er sich nun als gesuchter Rechtsanwalt betätigen konnte (nachdem ihm Bockenheim zwar das Wohnrecht, aber nicht das Bürgerrecht gewährt und er sich auch in Ffm. vergeblich um das Bürgerrecht bemüht hatte).
Im März 1848 wurde R. in das Ffter Vorparlament gewählt, wo er die Richtlinien für die Teilnahme am Paulskirchenparlament mit ausarbeitete. Vom 18.5.1848 bis zum 26.5.1849 Mitglied der Ffter Nationalversammlung als Abgeordneter für das Herzogtum Lauenburg. Vertreter des gemäßigt liberalen „linken Zentrums“ (Erbkaiserliche). Am 2.10.1848 wurde er zum Zweiten Vizepräsidenten der Nationalversammlung gewählt. Am 21.3.1849 hielt R., der zu den hervorragendsten Rednern der Nationalversammlung zählte, seine „Kaiserrede“, in der er für die Annahme der „kleindeutschen Lösung“ einer Reichsverfassung eintrat. Mitglied der Kaiserdeputation, die mit ihrem Versuch scheiterte, Preußens König Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone anzutragen. 1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlaments. 1859 Vizepräsident des Hamburger Abgeordnetenhauses.
In Ffm. pflegte R. engen persönlichen Kontakt mit Theodor Creizenach, Karl Gutzkow und dem Maler Moritz Oppenheim, der 1839 ein lebensgroßes Ölporträt R.s anfertigte. Seine Haltung zu religiösen Fragen war flexibel, da er – als deutscher Patriot – in erster Linie für die staatsbürgerlichen Rechte der deutschen Juden kämpfte. Der sehr liberalen Haltung der jüdischen Reformkreise in Ffm. stand er ablehnend gegenüber.
1860 Ernennung zum Obergerichtsrat (als erster jüdischer Richter in Deutschland).
Nach R.s Tod wurde in Ffm. die „Gabriel R.-Stiftung“ zur Herausgabe der R.’schen Schriften und zur Unterstützung jüdischer Gelehrter gegründet.
Ein Band mit etwas mehr als 100 Karikaturen und Flugblättern aus dem Jahr 1848, die R. gesammelt hat, kam als Schenkung der Nachkommen 2022 an die UB Ffm. Über deren Digitale Sammlungen sind die Blätter inzwischen online zugänglich.
Gabriel-R.-Weg in Bockenheim.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 197f., verfasst von: Reinhard Frost.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
Array
(
    [de] => Array
        (
            [0] => Array
                (
                    [value] => literfasst
                )

        )

)

Lexika: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. München/Leipzig 1875-1912.Karl Wippermann in: ADB 28 (1889), S. 586-589. | Klötzer, Wolfgang: Abgeordnete und Beobachter. Kurzbiographien und Literaturnachweise. In: Wentzcke, Paul: Ideale und Irrtümer des ersten deutschen Parlaments (1848-1849). Heidelberg 1959. (Sonderausgabe des dritten Bandes von Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im 19. und 20. Jahrhundert, im Auftr. der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung hg. v. Paul Wentzcke und Wolfgang Klötzer).Klötzer/Wentzcke: FNV, S. 297.
Literatur:
                        
Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Ffter Juden seit der Französischen Revolution. Hg. v. Kuratorium für Jüdische Geschichte e. V., Ffm. Bearb. u. vollendet durch Hans-Otto Schembs. 3 Bde. Darmstadt 1983.Arnsberg: Gesch. d. Ffter Juden 1983, Bd. III, S. 369-373. | Freitag, Sabine (Hg.): Die Achtundvierziger. Lebensbilder aus der deutschen Revolution 1848/49. München 1998.Lindner, Erik: Gabriel Riesser: Der Advokat der Einheit. In: Freitag (Hg.): Die Achtundvierziger 1998, S. 160-170. | Steinmeier, Frank-Walter (Hg.): Wegbereiter der deutschen Demokratie. 30 mutige Frauen und Männer 1789-1918. München [Copyright 2021].Schoeps, Julius H.: Gabriel Riesser (1806-1863). Gleiche Rechte für die Juden: Eine Rede macht Geschichte. In: Steinmeier (Hg.): Wegbereiter d. dt. Demokratie 2021, S. 225-236. | Wenzel, Mirjam/Kößling, Sabine/Backhaus, Fritz (Hg.): Jüdisches Fft. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Katalog zur Dauerausstellung des Jüdischen Museums Fft. München 2020.Wenzel/Kößling/Backhaus (Hg.): Jüd. Fft. 2020, S. 99.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.433.
Internet: Bibliotheksportal der UB Ffm. (mit Katalogen, digitalen Sammlungen, Online-Publikationen u. a.). https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/riesser
Hinweis: Einstiegsseite mit Zugang zu den Digitalisaten der Sammlung Riesser.
UB Ffm., 16.4.2024.


GND: 118745263 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
© 2024 Frankfurter Bürgerstiftung und bei dem Autor/den Autoren
Empfohlene Zitierweise: Frost, Reinhard: Riesser, Gabriel. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/894

Stand des Artikels: 1.3.1995