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Simon, Walter Veit

Walter Veit Simon
Walter Veit Simon
Fotografie von Walthari Dietz (im Besitz von Peter Veit Simon).
© unbekannt. Mögliche Rechtsnachfolger des genannten Fotografen ließen sich bisher nicht ermitteln.
Simon (auch: Simon-Liebermann), Walter Veit. Prof. Dr. med. Orthopäde und Chirurg. * 28.12.1882 Berlin, † 21.4.1958 Santiago de Chile.
Aus einer der ältesten und angesehensten jüdischen Familien Berlins. Jüngstes von sieben Kindern des Bankiers Theodor August Veit S. (1832-1903) und dessen Ehefrau Hedwig, geb. Liebermann (1843-1933), einer Schwester des Chemikers Carl Liebermann (1842-1914) und Cousine des Malers Max Liebermann (1847-1935). Verheiratet (seit 1910) mit Elise Sophie S., geb. Saulmann (1889-1976). Zwei Söhne: Karl Theodor S. (1911-1979) und Helmut S. (1918-2004). Schwager des Chirurgen und Urologen Max Zondek (1868-1933). Onkel des Biochemikers und Krebsforschers Otto Rosenthal (1898-1980).
Studium der Medizin in Berlin, Würzburg und Freiburg. Promotion an der Universität Freiburg bei dem Pathologen Ludwig Aschoff (1866-1942). S.s Dissertation „Über Pigmentierungen im Darm mit besonderer Berücksichtigung des Wurmfortsatzes“ erschien 1909 in der zwei Jahre zuvor von Eugen Albrecht (1872-1908) begründeten „Ffter Zeitschrift für Pathologie“. Von 1910 bis 1914 Assistententätigkeit bei Hermann Küttner (1870-1932), dem Lehrstuhlinhaber für Chirurgie an der Universität Breslau. Wechsel zu Karl Ludloff (1864-1945) an die Orthopädische Universitätsklinik „Friedrichsheim“ in Ffm. Einsatz als Truppen- und Lazarettarzt während des Ersten Weltkriegs; zweimal verwundet und u. a. mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse ausgezeichnet. 1916 Habilitation in Ffm. Nach seiner öffentlichen Antrittsvorlesung über „Orthopädische Kriegschirurgie“ erhielt S. die Lehrbefugnis für Chirurgie. Seit 1919 Fortsetzung seiner Tätigkeit am „Friedrichsheim“ als leitender Arzt (Oberarzt; bis 1922/23). 1921 Ernennung zum außerordentlichen Professor. 1923 Niederlassung als Facharzt für orthopädische Chirurgie mit eigener Praxis in Ffm.; daneben als Oberarzt am Krankenhaus des Ffter Vereins vom Roten Kreuz tätig. Als Sportarzt betreute S. von 1930 bis 1933 die Fußballer des FSV Fft.
An der Universität hielt S. noch 1932/33 Vorlesungen über „Orthopädische Therapie, einschl. Operationen“, „Orthopädische Poliklinik“ und „Erste Hilfe bei Unfällen und Unfallverhütung“. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 war er aufgrund seines Status als Weltkriegsteilnehmer („Frontkämpferprivileg“) von den ersten Gesetzen, mit denen jüdische Beamte, Rechtsanwälte und Ärzte aus ihren Ämtern verdrängt wurden, nicht betroffen. Schließlich musste aber auch er seine Position am Rotkreuz-Krankenhaus (1934) und seine Professur an der Universität (Beurlaubung 1935, Aberkennung des Professorentitels 1937) aufgeben. Fortan war er ausschließlich in eigener Praxis tätig. Wie ein Brief an den belgischen Physikochemiker Jacques Errera (1896-1977) belegt, hatte sich Albert Einstein (1879-1955) auf Bitte des holländischen „Hoogleeraren-Comité“ bereits im September 1933 nach einer Arbeitsmöglichkeit für S. in Belgien erkundigt – offenbar ohne Erfolg.
Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurde S. in Ffm. festgenommen und für acht Tage im KZ Buchenwald inhaftiert. Im Dezember 1938 emigrierte er über New York nach Chile. Nach Erhalt seiner ärztlichen Zulassung unterhielt er eine privatärztliche Praxis und war in der Traumatologischen Abteilung des Hospitals San Borja Arriarán in Santiago de Chile tätig. 1946 nahm er die chilenische Staatsangehörigkeit an. Nach seinem Tod im Alter von 75 Jahren widmete ihm die Ffter Rundschau am 12.5.1958 einen Nachruf: „Seine Patienten verehrten ihn nicht nur als hervorragenden Arzt, sondern auch wegen seiner Menschenliebe.“
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie und der Deutschen Orthopädischen Gesellschaft.
Medizinische Veröffentlichungen (in Auswahl): „Das Karzinom und das Karzinoid der Appendix mit einem kurzen Überblick auch über die übrigen an der Appendix vorkommenden Tumoren“ (Aufsatz, 1916), „Spätrachitis und Hungerosteopathie“ (Referat auf dem XVI. Kongress der Deutschen Orthopädischen Gesellschaft, 1921), „Aus der Praxis der Krüppelfürsorge“ (1922), „Die Knochensarkome“ (1923) und „Die Durchführung der Krüppelfürsorge“ (Aufsatz, 1925).

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Benjamin Kuntz.

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Quellen: Aufbau. [Untertitel seit 2005: Das jüdische Monatsmagazin.] Bisher 87 Jahrgänge. New York, seit 2005 Zürich 1934-2021.Nachruf von Erich L. Neuburg in: Aufbau 24 (1958), Nr. 20, 16.5.1958, S. 28.
Internet: Internetauftritt der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. (DGU), Berlin. https://www.dgu-online.de/fileadmin/published_content/2.Aktuelles/News/Textdateien/2017/2017_11_30_Kurzbiografien_juedische_DGU-Mitglieder.pdf
Hinweis: Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. (Hg.): Mit 36 Stolpersteinen und 2 Stolperschwellen erinnert die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. vor dem Portal der Universitätsklinik Leipzig sichtbar und dauerhaft an ihre früheren jüdischen Mitglieder. 36 Kurzbiographien. Leipzig 2017.
Dt. Gesellschaft f. Unfallchirurgie, 8.6.2021.
| Ffm. 1933-1945, Internetportal zur Geschichte der Stadt Ffm. im Nationalsozialismus, ein Projekt des ISG im Auftrag des Dezernats für Kultur und Freizeit der Stadt Ffm. https://www.frankfurt1933-1945.de/index/personen/113/walter-simonFfm. 1933-1945, 21.7.2022.

GND: 1146304935 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Kuntz, Benjamin: Simon, Walter Veit. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/9592

Stand des Artikels: 9.6.2021
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 06.2021.