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Albrecht, Eugen

Eugen Albrecht
Eugen Albrecht
Fotografie [aus Bericht d. SNG 40 (1909), neben S. 53*].
© unbekannt. Das Foto wurde in dem o. g. Jahresbericht ohne Angabe des Fotografen/der Fotografin 1909 publiziert.
Eugen Albrecht (Porträt von Ottilie W. Roederstein, um 1904-08)

Eugen Albrecht
Ölgemälde von (von Ottilie W. Roederstein, um 1904-08).
Eigentümer: Dr. Senckenbergische Stiftung.

© Dr. Senckenbergische Stiftung, Ffm.
Albrecht, Eugen. Prof. Dr. med. Pathologe und Mediziner. * 21.6.1872 Sonthofen/Allgäu, Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 18.6.1908 Ffm., beigesetzt in München.
Sohn des Tiermediziners Michael A. (1843-1917) und dessen Ehefrau Amalie, geb. Hofer. Der Vater war später Professor und Direktor der Tierärztlichen Hochschule in München. Fünf Geschwister, darunter die Schwester Franziska, gen. Fanny, A. (seit 1914 verh. Kerschensteiner, 1876-1947) und der Bruder Hans A. (1878-1944), die beide ebenfalls Ärzte wurden. Eugen A. war unverheiratet und kinderlos.
A. besuchte das Gymnasium in Freising, wohin seine Familie zu Beginn der 1880er Jahre umgezogen war. Nach bestandener Reifeprüfung nahm er zum Wintersemester 1890/91 zunächst ein Studium der Philologie an der Universität München auf, wechselte jedoch schon bald zur Medizin. Zu seinen prägenden Lehrern zählte der Anatom und Embryologe Karl Wilhelm von Kupffer (1829-1902). Gemeinsam mit dem Pathologen Hans Schmaus (1862-1905) veröffentlichte A. bereits als Student erste wissenschaftliche Artikel. 1895 promovierte er in München mit einer Arbeit „Über den Untergang der Kerne in den Erythroblasten der Säugetiere“ (im Druck erst 1902).
Nach bestandenem Staatsexamen und dem Erhalt der Approbation ging A. an die Universität Halle, wo er von März 1896 bis Oktober 1897 Assistent am Anatomischen Institut war, das von Wilhelm Roux (1850-1924) geleitet wurde. Von Roux erhielt A. wichtige Anregungen auf dem Gebiet der Entwicklungsbiologie und Embryologie. Mit einem Stipendium des Kgl. Bayerischen Unterrichtsministeriums arbeitete A. von November 1897 bis April 1898 an der Zoologischen Station in Neapel. Zurück in München, forschte er als Assistent am Zoologischen Institut gemeinsam mit Bruno Hofer (1861-1916) zur Entstehung der Krebspest, einer Pilzkrankheit bei Flusskrebsen. Nach kurzer Zeit wechselte er an das von Otto von Bollinger (1843-1909) geleitete Institut für Pathologie der Ludwig-Maximilians-Universität. 1900 wurde A. zum Prosektor des Krankenhauses rechts der Isar ernannt und mit der Organisation des Neubaus der Prosektur betraut. Gleichzeitig war er auch in ärztlicher Praxis tätig.
Als Carl Weigert, der Direktor des Pathologisch-anatomischen Instituts der Dr. Senckenbergischen Stiftung in Ffm., starb, wurde A. als dessen Nachfolger berufen. Zum 1.12.1904 trat er seine neue Stelle an. Bei der Planung und Ausgestaltung des Neubaus der Senckenbergischen Pathologie in der Gartenstraße in Sachsenhausen konnte er seine Erfahrungen aus München einbringen. An die Wand des Sektionssaals ließ er den abgewandelten Vergänglichkeitsgedanken („media vita in morte sumus“) anbringen: „media morte in vita sumus“ („mitten im Tod sind wir im Leben“). Ab 1905 war A. Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. 1906 erhielt er den Professorentitel. 1907 begründete er die „Ffter Zeitschrift für Pathologie“, die später von seinem Nachfolger Bernhard Fischer (ab 1926: Fischer-Wasels) herausgegeben wurde. Die erste Ausgabe der Zeitschrift erschien am 28.2.1907 als Festschrift zum 200. Geburtstag von Johann Christian Senckenberg. A. forschte und publizierte insbesondere zur Zellpathologie, zur Tuberkulose und zu Tumoren; er entwickelte eine eigene Geschwulsttheorie. Noch heute wird in der medizinischen Literatur im Zusammenhang mit Hamartomen auf A. verwiesen, der 1904 einen grundlegenden Aufsatz hierzu veröffentlichte. Bei Hamartomen handelt es sich um relativ selten auftretende, gutartige Gewebeveränderungen, die durch fehlerhaft differenziertes bzw. versprengtes Keimgewebe entstehen. Da er in Ffm. bleiben wollte, schlug A. Berufungen mehrerer Universitäten auf einen Lehrstuhl für Pathologie aus.
A. starb 1908 – wenige Tage vor seinem 36. Geburtstag und vor der offiziellen Einweihung des von ihm mitgestalteten Neubaus der Senckenbergischen Pathologie. Zwei Wochen zuvor hatte er noch auf einem in Ffm. stattfindenden Kongress der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft einen Vortrag gehalten. Ursächlich für die zum Tode führende Lungenblutung („Blutsturz“) war eine Tuberkuloseerkrankung, die er sich 1903 im Zusammenhang mit seiner Sektionstätigkeit zugezogen hatte. Er wurde in München, wo seine Eltern lebten, auf dem Schwabinger Friedhof beigesetzt.
A., der mit einem großen Sprachtalent ausgestattet war, beschäftigte sich neben der Medizin intensiv mit Kunst, Musik und Literatur. Posthum erschienen von ihm verfasste „Gedichte und Gedanken“ (1910, 2. Aufl. 1912). Einem Nachruf seines Ffter Mitarbeiters Edgar Goldschmid (1881-1957) zufolge soll A. sein Testament mit dem Aphorismus beendet haben: „Leben ist nichts, Erleben alles“.
Medizinische Veröffentlichungen (in Auswahl): „Untersuchungen über die käsige Nekrose tuberculösen Gewebes“ (Aufsatz zusammen mit Hans Schmaus, 1896), „Vorfragen der Biologie“ (1899), „Experimentelle Untersuchungen über die Kernmembran“ (Aufsatz, 1903), „Ueber Hamartome“ (Aufsatz, 1904), „Die Grundprobleme der Geschwulstlehre“ (Aufsatz, 1907), „Zellular-Pathologie“ (Aufsatz, 1907) „Teleologie und Pathologie“ (Aufsatz, 1908/09).
Zwei Ölporträts (von Ottilie W. Roederstein, um 1904-08, und von Joseph Korntner, 1933) im Besitz der Dr. Senckenbergischen Stiftung.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Benjamin Kuntz.
Artikel in: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 20, verfasst von: Sabine Hock.

Lexika: Kallmorgen, Wilhelm: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Ffm. Ffm. 1936. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Stadt Ffm. XI).Kallmorgen, S. 204. | Kutz, Corinna: Die Porträtsammlung der Dr. Senckenbergischen Stiftung. Ffter Bildnisse aus fünf Jahrhunderten. Bestandsverzeichnis und Ausstellungskatalog. Ffm. 2000.Kutz: Senck. Portr., S. 131, Nr. 127; S. 136, Nr. 155. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 5.
Literatur:
                        
Bericht über die [seit 1896: der] SNG in Ffm. Ffm. 1850-1921.Knoblauch, August: Eugen Albrecht. In: Bericht d. SNG 40 (1909), S. 53*-60*. | Deutsche Medizinische Wochenschrift (DMW). Bisher 148 Jahrgänge. Stuttgart u. a. 1875-1944 u. 1946-2023.Goldschmid, Edgar: Eugen Albrecht †. In: Dt. Med. Wochenschrift 34 (1908), H. 33, S. 1439f. | Münchener Medizinische Wochenschrift (MMW). Jg. 33-141. München 1886-1944 u. 1950-99.Oberndorfer, Siegfried: Eugen Albrecht †. In: Münchener Medizinische Wochenschrift 55 (1908), Nr. 29 (21.7.1908), S. 1539-1542. | The American Journal of Pathology (AJP). Bisher 193 Bde. New York u. a. 1925-2023.Ober, William B.: Selected items from the history of pathology: Eugen Albrecht, MD (1872-1908): hamartoma and choristoma. In: The American Journal of Pathology 91 (1978), H. 3, S. 606. | Wilmans, Juliane C. (Hg.): Medizin in Ffm. Ein Symposion zum 65. Geburtstag von Gert Preiser. Hildesheim 1994. (Ffter Beiträge zur Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin 15).Kreile, Werner: Eugen Albrecht und das Dr. Senckenbergische pathologisch-anatomische Institut. In: Wilmans (Hg.): Medizin in Ffm. 1994, S. 169-175.
Quellen: Ffter Zeitung und Handelsblatt. Ffter Handelszeitung. Neue Ffter Zeitung. Ffm. (1856) 1866-1943.Nachruf von Paul Ehrlich in: FZ, Nr. 173, 23.6.1908, Drittes Morgenblatt, S. 1. | ISG, Archiv (Teilbestand) der Dr. Senckenbergischen Stiftung, 1730-1981.ISG, Dr. Senckenbergische Stiftung, V48/754 (Direktor des Pathologisch-anatomischen Instituts, 1904-08). | ISG, Bestand Heiliggeistspital (Best. H.14.09), 1193-1983.ISG, Heiliggeistspital 1913 (Anatomischer Pathologe im Dr. Senckenbergischen Stift und dessen Anstellung für Sektionen im Heiliggeistspital, 1885-1935, hier: Eugen Albrecht, 1904-08). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/16.044.
Internet: Berühmte Köpfe. Ffter Porträtsammlungen, Hg.: Corinna Gannon und Jochen Sander, Ffm. https://beruehmte-koepfe.net/search/#?name=eugen%20albrecht&modal-db=sb&modal-work-id=6847 - https://beruehmte-koepfe.net/search/#?name=eugen%20albrecht&modal-db=sb&modal-work-id=6928 - Berühmte Köpfe. Ffter Porträtsammlungen, 1.7.2023. | Hessische Biografie, ein Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/118954989Hess. Biografie, 1.7.2023. | Dr. Senckenbergische Stiftung, Senckenbergische Portraitsammlung, Ffm. https://www.senckenbergische-portraitsammlung.de/bildnisse/eugen-albrecht-35Senckenbergische Portraitsammlung, 30.8.2023. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Albrecht_(Mediziner)Wikipedia, 1.7.2023.

GND: 118954989 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Kuntz, Benjamin: Albrecht, Eugen. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/378

Stand des Artikels: 2.7.2023
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 07.2023.