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Hannover, Alexandra Prinzessin von

Alexandra Prinzessin von Hannover
Alexandra Prinzessin von Hannover
Fotografie (2007).
© Alexander Paul Englert, Ffm.
Hannover, Alexandra Sophie Cecilie Anna Maria Friederike Benigna Dorothea Prinzessin von, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, geb. Prinzessin zu Ysenburg und Büdingen. Philanthropin. Kommunalpolitikerin. * 23.10.1937 Ffm., † 1.6.2015 Ffm., begraben in der Familiengrabstätte des Fürstenhauses Ysenburg und Büdingen im Büdinger Wald.
Tochter von Otto Friedrich Fürst zu Ysenburg und Büdingen (1904-1990) und dessen Ehefrau Felizitas, geb. Prinzessin Reuß j. L. (1914-1989). Vier Brüder. Verheiratet (seit 1960) mit dem Juristen Welf Heinrich Prinz von Hannover (1923-1997), dem vierten und jüngsten Sohn von Ernst August Prinz von Hannover (1887-1953), der letzter regierender Herzog von Braunschweig war (1913-18), und dessen Ehefrau Viktoria Luise, geb. Prinzessin von Preußen (1892-1980), Enkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. (1859-1941) und Ururenkel der englischen Königin Viktoria (1819-1901). Keine Kinder. Verwandt bzw. verschwägert mit dem englischen und dem spanischen Königshaus sowie mit dem monegassischen Fürstenhaus. Tante von Königin Sophia von Spanien, geb. Prinzessin von Griechenland (* 1938), und somit Großtante von König Felipe VI. von Spanien (* 1968).
Aufgewachsen in Wächtersbach und Büdingen. 1957 Abitur an der Elisabeth-von-Thadden-Schule, einem Mädcheninternat, in Heidelberg-Wieblingen. Studium der Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften in Ffm., Paris und Bonn. Unterbrechung des Studiums für eine Ausbildung zur Schwesternhelferin am Mathilden-Hospital in Büdingen, abgeschlossen mit der Prüfung in Hannover. Mit ihrer Heirat 1960 zog H. nach Ffm. Hier lebte ihr Mann, der mit einer Arbeit über „Luftrecht und Weltraum“ (Göttingen 1953) promoviert hatte, bereits seit einigen Jahren, zunächst als selbstständiger Unternehmer, später als leitender Mitarbeiter des Bankhauses Metzler. Das Ehepaar wohnte in Niederrad, wo sich H. sozial zu engagieren begann. 1975 übernahm sie beim Ffter Verband für Alten- und Behindertenhilfe die Leitung des Altenklubs am Roten Graben in Fechenheim. Von 1977 bis 1982 war sie ehrenamtlich als Sozialbezirksvorsteherin in Niederrad tätig.
Nach ihrem Eintritt in die CDU 1972 entwickelte sich H. zu einer profilierten Kommunalpolitikerin, die das Soziale und das Kulturelle in ihrer Person und in ihrer Arbeit für die Stadt Ffm. verband. Sie gehörte von 1977 bis 1987 dem Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad) und von 1980 bis 2011 der Stadtverordnetenversammlung an. Während ihrer parlamentarischen Tätigkeit wirkte sie insbesondere im Jugend- und Sozialausschuss sowie im Kultur- und Freizeitausschuss, dessen Arbeit sie als langjährige Vorsitzende (1997-2011) maßgeblich prägte. Zudem arbeitete sie zeitweise in anderen Ausschüssen wie dem Bauausschuss, dem Umweltausschuss und dem Sonderausschuss „Dom-Römer“, der für den Bau der neuen Altstadt zuständig war, mit. H. gehörte von 1994 bis 2001 als Beisitzerin dem Präsidium der Stadtverordnetenversammlung an und war von 2001 bis 2011 stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin. Für ihre Fraktion der CDU trat H. zeitweilig als sozial- und als kulturpolitische Sprecherin auf. Sie war Mitglied im Aufsichtsrat der Städtischen Bühnen, der Alten Oper und der Kunsthalle Schirn.
Als Kulturpolitikerin wusste „die Prinzessin“, wie sie in städtischen Kreisen benannt wurde, um den Stellenwert der Kultur für die Stadtgesellschaft, deren Selbstverständnis und Zusammenhalt. Das „kulturaffine“ Handeln der Oberbürgermeisterin Petra Roth (* 1944) wurde auch den Empfehlungen von H. zugeschrieben. Zu Beginn ihrer Amtszeit als Vorsitzende des Kulturausschusses regte H. an, die Wanderausstellung „Aufstand des Gewissens – Militärischer Widerstand gegen Hitler und die NS-Diktatur“ des Militärgeschichtlichen Forschungsamts der Bundeswehr nach Ffm. zu holen. Die am 25.1.1998 in der Paulskirche eröffnete Ausstellung war als Antwort auf die im Vorjahr (1997) ebenfalls in der Paulskirche gezeigte Ausstellung „Vernichtungskrieg – Die Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1945“ gedacht und daher umstritten, da sie offensichtlich dem Zweck diente, das angeblich durch die Wehrmachtsausstellung beschädigte Ansehen des deutschen Militärs wiederherzustellen.
Zusammen mit Berndt Dugall (* 1948), dem Direktor der Stadt- und Universitätsbibliothek, Dieter Rebentisch (* 1941), dem Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, und Klaus Ring (* 1934), dem Vorsitzenden der Freunde der Stadt- und Universitätsbibliothek, setzte sich H. für eine „Präzisierung“ des im März 1999 abgeschlossenen Kulturvertrags zwischen der Stadt Ffm. und dem Land Hessen ein, der u. a. den Übergang der Ffter Stadt- und Universitätsbibliothek und ihrer Bestände in die Trägerschaft des Landes zum 1.1.2005 regelte. Ursprünglich sollten damit die historischen Bestände der Stadtbibliothek, darunter zahlreiche Stiftungen von Ffter Bürgern und bibliophile Kostbarkeiten, etwa die Kaiserkrönungsdiarien, eine Gutenberg-Bibel und die Rothschild’sche Bibliothek, in das Eigentum des Landes Hessen übergehen. Schließlich erreichten H. und ihre Mitstreiter 2004 eine Vertragsänderung, so dass die historischen Ffter Bestände zwar der Betreuung der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg unterstellt wurden, aber im Eigentum der Stadt Ffm. verblieben sind.
Bei der Kommunalwahl am 18.3.2001, bei der die Wählerinnen und Wähler erstmals die Möglichkeit zu kumulieren und zu panaschieren hatten, erhielt H. die meisten Stimmen aller Kandidatinnen und Kandidaten. Als stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin leitete H. am Tag nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 das Gedenken der Stadtverordnetenversammlung im Plenarsaal, zu dem Vertreter der hessischen Landesregierung und des Landtags sowie maßgebliche Persönlichkeiten gekommen waren, und hielt die Traueransprache, in der sie für die Stadt Ffm. die enge Verbundenheit mit Amerika betonte. Die Schließung der Ballettsparte an den Städtischen Bühnen und des Theaters am Turm (2004) bedauerte H. rückblickend als kulturpolitische Niederlagen. Nach der Kommunalwahl 2006 setzte sich H., trotz ihrer Konfrontationen mit den Grünen in den 1980er Jahren, für die schwarz-grüne Koalition in der Stadtregierung ein. Am 27.1.2011 schied H. nach 31 Jahren in der Kommunalpolitik aus der Stadtverordnetenversammlung aus.
Seit 1985 Vorstandsmitglied des Vereins „Arbeits- und Erziehungshilfe“. Seit 1987 Mitglied im Deutschen Roten Kreuz (DRK). Von 1987 bis 2008 stellvertretende Vorsitzende des DRK Bezirksverbands Ffm. Von 1993 bis 1999 Mitglied im Präsidium des DRK Landesverbands Hessen. Seit 1999 Mitglied im Vorstand der Zoologischen Gesellschaft Fft. Mitbegründerin (2001) und Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“. Gründungsmitglied (2003) und zeitweise stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Hospizvereins Sankt Katharina zur Errichtung und Förderung des 2005 eröffneten Hospizes Sankt Katharina in Bornheim. Mitorganisatorin des seit 2004 regelmäßig veranstalteten „PfennigBazars“ im Dominikanerkloster, eines Second-Hand-Markts zugunsten der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft und des Hospizvereins Sankt Katharina. Seit 2011 Vorsitzende der Freunde des Palmengartens (Palmengarten-Gesellschaft); H. etablierte den Frühlingsball im Gesellschaftshaus des Palmengartens (ab 2013) und engagierte sich für den Bau eines Blüten- und Schmetterlingshauses (eröffnet 2021). Weiteres Engagement in sozialen und kulturellen Institutionen, Vereinigungen und Stiftungen, u. a. als langjährige Pflegerin des St. Katharinen- und Weißfrauenstifts, als Zweite Vorsitzende des Müttergenesungswerks Fft., Kuratoriumsmitglied der Städelschule und des Literaturhauses, Vorstandsmitglied der Polytechnischen Gesellschaft, des Kunstgewerbevereins und des Fördervereins „Schönes Frankfurt“.
2002 Bundesverdienstkreuz am Bande. 2007 Bundesverdienstkreuz I. Klasse. 2008 Ehrenmitgliedschaft im DRK Bezirksverband Ffm. 2010 Walter-Möller-Plakette der Stadt Ffm. mit den Organisatorinnen des „PfennigBazars“. 2011 Ernennung zur Stadtältesten. Römerplakette in Bronze, Silber und Gold. Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes.
H. starb „nach langer, mit vorbildlicher Geduld ertragener Krankheit“, wie es in der im Namen der Familie veröffentlichten Traueranzeige des Prinzen von Hannover heißt. Die frühere Oberbürgermeisterin Petra Roth würdigte H. in ihrer Trauerrede: „Vieles verbrämtest Du mit Witz, aber immer humorvoll, nie verletzend. Respekt und Würde waren Dir eigen. Dein fester Sanftmut [sic!] hat in Frankfurt Zerwürfnisse verhindert.“

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock/Gunter Stemmler.

Literatur:
                        
Plötz, Werner (Hg.): TOP 500 Fft. / Rhein-Main. Herausragende Persönlichkeiten. Innovative Unternehmen. Wissenschaft und Kultur. Treffpunkte der Entscheider. Ffm. 2008.Plötz (Hg.): TOP 500 Fft. / Rhein-Main 2008, S. 68. | Schomann, Bernd: Ffter Portraits. Eine Stadt und ihre Menschen. Rödermark 1995. Neuausgabe: Kassel 2008.Schomann: Ffter Portraits 1995, S. 254f.
Quellen: Amtsblatt für den Stadtkreis Ffm. Ffm. 1869-1933. [Mit Titelvarianten, u. a.: Anzeige-Blatt der städtischen Behörden zu Ffm.] Fortgesetzt als: Mitteilungen der Stadtverwaltung Ffm. [Späterer Titel: Mitteilungen der Stadt Ffm.] Ffm. 1945-86. Fortgesetzt als: Amtsblatt für Ffm. Ffm. 1987-heute.Amtsbl. für Ffm. 142 (2011), Nr. 42 (18.10.2011), S. 1018. | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Riebsamen, Hans: Bibliophile Kostbarkeiten bleiben in Ffter Besitz. Änderung des Kulturvertrags soll historische Buchbestände für die Stadt sichern. In: FAZ, 8.9.2004. | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Crüwell, Konstanze: Ffter Gesichter: Alexandra Prinzessin von Hannover. In: FAZ, 13.1.2007 (mit einer Porträtzeichnung von Oliver Sebel). | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Riebsamen, Hans: Zum Geburtstag das Verdienstkreuz erster Klasse. Alexandra Prinzessin von Hannover feiert heute ihren siebzigsten Geburtstag. In: FAZ, 23.10.2007. | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Riebsamen, Hans: Zugpferd mit Mutterwitz. Noch einmal Beifall für Alexandra von Hannover. In: FAZ, 16.3.2011. | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Hierholzer, Michael: Eine Politikerin, die mit dem Herzen sah. Zum Tod von Alexandra Prinzessin von Hannover. In: FAZ, 2.6.2015. | Ffter Rundschau. Ffm. 1945-heute.Göpfert, Claus-Jürgen: Die Grenzgängerin. Die Kulturpolitikerin Alexandra Prinzessin von Hannover scheidet (....) aus dem Stadtparlament aus. In: FR, 29.1.2011. | Ffter Rundschau. Ffm. 1945-heute.Nachruf von jg in: FR, 2.6.2015. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/11.122.
Internet: Internetseiten des Instituts für Stadtgeschichte, Ffm. https://www.stadtgeschichte-ffm.de/de/stadtgeschichte/stadtchronik/1998
Hinweis: Stadtchronik vom 7.1.1998, 13.1.1998 und 25.1.1998.
ISG, 6.2.2024.
| Stadtverordnetenversammlung der Stadt Ffm., PARLamentsInformationsSystem, verantwortlich: Büro der Stadtverordnetenversammlung, Ffm. https://www.stvv.frankfurt.de/parlis2/parlis.htmlPARLIS, 6.2.2024. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandra_Prinzessin_von_HannoverWikipedia, 30.1.2024.

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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine/Stemmler, Gunter: Hannover, Alexandra Prinzessin von. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/9650

Stand des Artikels: 6.2.2024
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 02.2024.