Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
sicherlich werden sich viele von Ihnen an die diesmalige Person des Monats erinnern. Bei den Kommunalwahlen im März 2001, bei der die Wählenden in Hessen erstmals kumulieren und panaschieren durften, erhielt die über die Parteigrenzen hinweg beliebte Frankfurter Politikerin die meisten Stimmen aller Kandidatinnen und Kandidaten in der Mainstadt. Der Artikel des Monats widmet sich Alexandra Prinzessin von Hannover, deren Leben und Wirken für die Stadt Frankfurt er in einem ersten Überblick zusammenfasst.
Artikel des Monats Februar 2024:
Die Prinzessin für Frankfurt
Für sie waren Kultur und Soziales eng verbunden: Alexandra Prinzessin von Hannover. Schon ihr Studium der Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften unterbrach die gebürtige Prinzessin zu Ysenburg und Büdingen, um sich zur Schwesternhelferin ausbilden zu lassen. Nach ihrer Heirat mit dem Juristen Welf Heinrich Prinz von Hannover 1960 zog die damals knapp 23-Jährige in ihre Geburtsstadt Frankfurt, nach Niederrad, wo sie sich sozial zu engagieren begann. Seit 1972 Mitglied der CDU, gehörte Alexandra Prinzessin von Hannover von 1977 bis 1987 dem Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad) und von 1980 bis 2011 der Stadtverordnetenversammlung an. Als langjährige Vorsitzende des Kulturausschusses (1997-2011) prägte sie die städtische Kulturpolitik wesentlich mit. Dank ihrer Ausstrahlung brachte „die Prinzessin“ einen besonderen Glanz in den Römer, was nicht nur an ihrer hochadeligen Herkunft lag. Neben und nach ihrer politischen Tätigkeit setzte sich Alexandra Prinzessin von Hannover für vielfältige soziale und kulturelle Zwecke ein. So war sie Mitbegründerin des Hospizes Sankt Katharina und eine der Organisatorinnen des „PfennigBazars“, aber auch Initiatorin des Frühlingsballs im Gesellschaftshaus des Palmengartens.
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Auch eine wichtige Neuerscheinung in diesem Monat ist der Artikel über die Frankfurterin Erica Ludolph, die vor etwas mehr als einem Jahr im Alter von 101 Jahren gestorben ist. Als junge Frau engagierte sie sich im Rettungswiderstand gegen das NS-Regime. So verhalf sie der Mutter ihrer Schulfreundin zur Flucht vor der Deportation. In dem Artikel im Frankfurter Personenlexikon sind erstmals die Fakten zur Biographie von Erica Ludolph auf dem aktuellen Forschungsstand zusammengestellt. Zugleich erinnert die Dreikönigsgemeinde in Sachsenhausen an die mutige Frau, u. a. mit einer Vortragsveranstaltung am 20. Februar 2024.
In der Fotografenreihe des Frankfurter Personenlexikons erscheint diesmal ein Artikel über einen Engländer, der mit einer Aufnahme frühe Frankfurter Fotografiegeschichte schrieb. Bei einem Besuch in der Stadt im Herbst 1846 fotografierte William Henry Fox Talbot den Blick aus dem Fenster seines Hotels, des „Russischen Hofs“ auf der Zeil, zu Katharinenkirche und Hauptwache. Das Bild ist die älteste erhaltene fotografische Stadtansicht von Frankfurt. Das Original befindet sich seit 2023 im Besitz des Instituts für Stadtgeschichte.
Zudem werden der Theaterdirektor Johann Hoffmann, der erstmals eine Oper von Richard Wagner auf die Frankfurter Bühne brachte, und der Mediziner Richard Koch, der die Medizingeschichte an der Frankfurter Universität begründete, sowie der Maler und Grafiker Walter Clemens Schmidt, der als Gestalter von Exlibris bekannt wurde, in neuen Artikeln vorgestellt.
In diesen Tagen, in denen ich das Editorial hier schreibe, darf jede und jeder nicht nur in Frankfurt einmal Prinzessin sein. Die Fastnacht ist ein demokratisches Vergnügen, weshalb schon Friedrich Stoltze 1856 zu den Gründern des 1. Frankfurter Karneval-Vereins „Die Bittern“ gehörte. Dass die Fastnacht gern die Obrigkeit aufs Korn nimmt, dürfte dem politischen Satiriker Stoltze gefallen haben. Dem nationalsozialistischen Terrorregime dagegen passte das freie Narrenwort ganz und gar nicht. Zur Kampagne 1933/34, also jetzt vor 90 Jahren, ließ es die deutschen Karnevalsvereine wissen, dass die Büttenreden an die Ziele der nationalsozialistischen Politik anzupassen seien und jegliche Kritik an öffentlichen Zuständen verboten sei. Wer sich nicht daran hielt, geriet in Gefahr – wie zum Beispiel ein Frankfurter Büttenredner, der nach seinem Vortrag als Götz von Berlichingen mit aus heutiger Sicht eher harmlosen Witzchen über die Partei 1938 von der Gestapo verhaftet und verhört wurde. Dass es so weit kommt, kann selbst der ärgste Karnevalsmuffel nicht wollen.
Und so erlauben Sie mir, mich heute mit dem Narrenruf von Ihnen zu verabschieden – auch wenn Sie dieses Editorial vielleicht erst lesen, wenn die Fastnacht für dieses Jahr vorbei ist. Sie möge immer wiederkehren.
Helau!
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. März 2024.