S. kam 1557 nach Ffm., wo er als Stempelschneider und Schriftgießer in der von
Egenolffs Witwe weitergeführten Verlagsdruckerei tätig war. Nach längerer Abwesenheit, während der er u. a. bei dem Drucker und Verleger Christoph Plantin in Antwerpen arbeitete, kehrte S. 1564 in seine frühere Stellung nach Ffm. zurück. Am 16.7.1571 heiratete er Judith Egenolff (1550-1591), eine Enkelin von
Christian Egenolff d. Ä., und wurde dadurch Ffter Bürger (11.12.1571) sowie Teilhaber der Firma „Egenolffs Erben”. Nach Streitigkeiten zwischen den Erben kam es zu einem am 24.12.1572 unter Zuziehung von dem Konkurrenten
Sigmund Feyerabend als Berater abgeschlossenen Vergleich, bei dem S. die Schriftgießerei zugesprochen wurde. Die Schriftgießerei, die sich in dem von
Christian Egenolff erbauten und 1578 von S. erworbenen Haus zum Wiltberg befand, führten S. und seine Frau als selbstständigen Betrieb weiter, was damals einmalig und somit der wesentliche Schritt für die Entwicklung der Schriftgießerei zu einem eigenständigen Gewerbezweig war.
S. begründete den Weltruhm des Ffter Schriftgießereigewerbes mit. Er pflegte enge Geschäftsverbindungen mit den französischen Schriftschneidern Claude Garamond in Paris und Robert Granjon in Lyon. Von Garamond erwarb er die Stempel zu einer unter Anlehnung an venezianische Vorbilder geschnittenen Garnitur von Antiquaschriften, die durch S. und seine Nachfolger weite Verbreitung fanden; von Granjon übernahm er den berühmten Nachschnitt der von Garamond im Auftrag von Robert Stephanus geschnittenen „Königlichen Griechisch”, die sich fast bis zum Ende des 18. Jahrhunderts behaupten konnte. Auch entwickelte S. eigene Schriften, u. a. die „S.-Fraktur”.
Nach dem 1579 bei
Feyerabend erschienenen Wappen- und Stammbuch von Philipp Lonicer und
Jost Amman, das auch S.s Familienwappen enthält, führte S. außerdem ein Druckerzeichen und pflegte den Verlagsbuchhandel; es sind jedoch bisher keine Drucke unter seinem Zeichen bekannt, so dass seine Verlagstätigkeit eher unerheblich gewesen sein dürfte.
Nach S.s Tod heiratete seine Witwe den aus Hechingen gebürtigen Schriftgießer Konrad Berner, der den Betrieb weiterführte und nach dem Tod der Ehefrau (9.10.1591) S.s Erben ausbezahlte.
Heute lebt S.s Name u. a. in der Bezeichnung einer Schriftart, entworfen von Jan Tschichold (1902-1974), fort.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 229f.,
(redigierte Onlinefassung für das Frankfurter Personenlexikon).