Stammte aus der österreichischen Linie der Ffter Patrizierfamilie. Zweitältestes von fünf Kindern des Malers
Friedrich Wilhelm Heinrich von H. (1857-1923) und dessen Ehefrau, der Pianistin Therese von H., geb. Pawliczek (1867-1935).
Ausbildung an der Marine-Kadetten-Anstalt in Fiume. Teilnahme am Ersten Weltkrieg als Offizier zur See. 1919 Heirat mit
Marianne Ida Karoline von Zülow (1899-1980); Geburt zweier Söhne,
Hans-Friedrich Hermann (1920-1942) und
Gilprecht Albertus (1926-1945). Von 1921 bis zur Liquidation des Unternehmens 1928 Betreiber einer Tonwarenfabrik in Eberschwang/Oberösterreich. 1928 Übersiedlung nach Ffm., wo H. in der Tradition seiner Familie bereits zuvor Mitglied der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg geworden war. Eröffnung einer Anstalt für Kleinkind- und Säuglingsgymnastik, für deren Betrieb er vom Ffter Stadtschulamt eine Genehmigung erhielt. Mitglied in der Ffter Ortsgruppe des eng der NSDAP verbundenen „Kampfbunds für deutsche Kultur“. Dessen Leiter war der Landgerichtsrat
Friedrich Krebs, ab 1933 Oberbürgermeister der Stadt Ffm. H. schloss sich dieser Organisation einerseits aufgrund ausgeprägter kultureller Interessen, andererseits aus Bewunderung für den Nationalsozialismus an. Am 1.11.1931 trat er gemeinsam mit seiner Frau auch in die NSDAP ein.
Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ zunächst ehrenamtlich, ab 1.10.1933 hauptamtlich Geschäftsführer des Kampfbunds für deutsche Kultur in Ffm. bzw. „Leiter der Hauptstelle Kultur der NSDAP Kreis Groß-Fft.“ („Kreiskulturwart“, seit 1934) sowie „Leiter der Hauptstelle des Deutschen Volksbildungswerks im Kreis Groß-Fft. der NSDAP“. In dieser Funktion organisierte H. Kulturprogramme für die „Ffter Kulturgemeinde“ und assistierte Oberbürgermeister
Krebs bei einzelnen kulturpolitischen Aktivitäten. Ende 1933 wirkte er bei der „Gleichschaltung“ des Ffter Kunstvereins mit und besetzte dort anstelle hinausgedrängter Ffter Juden einen Sitz im Verwaltungsrat. 1934 erfasste er im Auftrag des OB die verschiedenen kulturellen und wissenschaftlichen Vereine der Stadt und organisierte sie in fachlichen Arbeitsgruppen für gemeinsame Vortragsprogramme etc., um zu prüfen, ob sie nationalsozialistische Kulturarbeit leisteten. Diese Initiative führte aber nicht zu einer Institutionalisierung und versandete bald wieder. An anderer Stelle versuchte OB
Krebs einen „Ffter Kulturkreis“ aufzubauen, in dem Institutsleiter und einflussreiche Ffter Bürger mitwirken sollten. H. sollte Geschäftsführer werden. Auch diese Initiative scheiterte, da Gauleiter
Sprenger sie untersagte. 1936 wurde gemeinsam von der Organisation „Kraft durch Freude“ und der Stadt Ffm. die „Ffter Volksbildungsstätte“ gegründet. H. wurde mit der Leitung betraut und hatte die Aufgabe, „in breiten Kreisen den nationalsozialistischen Gedanken zu verwurzeln und Verständnis für das Erbe der deutschen Kultur zu schaffen“. In dieser Position musste H. Spannungen, die sich zwischen Partei und Stadtverwaltung ergaben, aushalten. Von Parteiseite warf man ihm im Lauf der Jahre Disziplinlosigkeit, ungutes Finanzgebaren und ein mangelhaftes Eingehen auf die nationalsozialistische Weltanschauung vor. H. bemühte sich daher, mit Hilfe des Oberbürgermeisters ganz in städtische Dienste zu gelangen. Ab 1.4.1939 wurde er bei der Stadt angestellt. Auch privat schlüpfte er unter städtische Obhut, indem er mit seiner Familie in das (heute nicht mehr erhaltene) Kavaliershaus des Holzhausenschlösschens einzog, das einige Jahre zuvor von seinem Verwandten
Adolph von H. der Stadt vermacht worden war. Als städtischer Angestellter leitete H. zunächst weiter das Volksbildungsheim. Doch die Partei kündigte angesichts der bestehenden Querelen nun die vertraglich geregelte Zusammenarbeit mit der Stadt bei der Volksbildungsstätte. So wurde H. im Oktober 1939 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in den Dienst der Stadtbibliothek übernommen, wo er u. a. mit der Titelaufnahme der beschlagnahmten Bücher des liquidierten Instituts für Sozialforschung und mit Dienst in der Lesesaalaufsicht betraut war. Der Stadtrat für Kultur, Rudolf Keller, hielt ihn allerdings für „völlig ungeeignet als wissenschaftliche Bibliothekskraft“. H.s Stellung bei der Stadtbibliothek war ein reiner Versorgungsposten unter der Protektion des Oberbürgermeisters.
Ende 1939 wurde H. als zweiter Administrator der zu Alten-Limpurg gehörenden Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung eingesetzt. Die Stiftung war infolge einer vermutlich ideologisch motivierten Absprechung der Gemeinnützigkeit durch die NS-Steuerbehörden und daraus resultierender hoher Steuerforderungen finanziell in Schwierigkeiten gekommen und sah sich daher gezwungen, ihr vornehmes Damenstift im Palais in der Lindenstraße 27 zu verkaufen. Die Gestapo erwarb das Haus und betrieb darin ab April 1941 ihre Ffter Zentrale. H. war neben dem ersten Administrator Günther Freiherr von Lersner (1903-2003), der für die Stiftung die Verhandlungen geführt hatte, Mitunterzeichner des Kaufvertrags vom 12.12.1939. Nach dem Krieg gelang es der Stiftung, diesen unter wirtschaftlichem Zwang abgeschlossenen Vertrag auf der Basis des Rückerstattungsgesetzes von 1947 rückgängig zu machen, und sie erhielt das Haus zurück.
Im September 1940 wurde H. zur Kriegsmarine eingezogen und tat Dienst als Wachoffizier im Stab des Admirals der Niederlande. 1943 wurde er zum Korvettenkapitän befördert. In einer internen Beurteilung vom September 1944 heißt es: „v. Holzhausen fehlt der praktische Blick und das rechte Verständnis für militärische Dinge. Er ist vielmehr eine Gelehrtennatur, der vielleicht im Marinearchiv des OKM [Oberkommando der Kriegsmarine], seinen
[sic!] Beruf als Bibliothekar entsprechend, am besten eingesetzt würde.“ Daraufhin wurde er in dem letzten halben Jahr vor Kriegsende mit der in Wehrmacht und Kriegsmarine neu geschaffenen Position eines „Nationalsozialistischen Führungsoffiziers“ betraut. In dieser Funktion beschäftigte er sich hauptsächlich mit der kulturellen Betreuung der ihm zugeordneten Truppe. Beide Söhne fielen im Zweiten Weltkrieg, Hans-Friedrich von H. Ende 1942 in Stalingrad, Gilprecht von H. im Alter von 18 Jahren in den letzten Kriegswochen.
Bei Kriegsende geriet H. zunächst in britische Gefangenschaft. Die Stadt Ffm. entließ ihn wegen seiner NS-Belastung bereits am 18.4.1945 aus ihren Diensten und stellte am 9.5. auch die Bezahlung seiner Bezüge ein. Von der Kriegsgefangenschaft wurde H. am 28.8.1945 direkt in „automatischen Arrest“ genommen, den die Alliierten für NS-Funktionäre vorgesehen hatten, und blieb für drei Jahre in einem Lager in der britischen Besatzungszone interniert. Am 6.8.1948 entlassen, ging er nach Kronberg im Taunus, wo er sich mit seiner Frau niederließ und mit der dortigen Stadtbaumeisterin und Malerin Lieselotte, gen. Lilo, Wolf (1915-2016) eine Hausgemeinschaft bildete. Zwischen Oktober 1948 und September 1949 hatte H. sein Spruchkammerverfahren zu durchlaufen. Von Entlastungszeugen – unter ihnen
Ernst Beutler vom Freien Deutschen Hochstift – wurde ihm eine ruhige und sachliche Art bescheinigt; im Umgang sei er angenehm gewesen und nicht als fanatischer Parteimann aufgetreten. Das Hessische Staatsministerium als öffentlicher Kläger wollte H. zunächst in die Gruppe 2 (Belastete) einreihen; H. kam dann jedoch in die Gruppe 3, die Bewährungsgruppe, woraus zu diesem Zeitpunkt aufgrund neuerer gesetzlicher Bestimmungen eine automatische Einreihung in die Gruppe 4 (Mitläufer) – auch angesichts seiner bereits abgeleisteten Internierungshaft – erfolgte. Die Kammer bescheinigte H. jedoch, er habe sich „vor und einige Zeit nach der Machtergreifung aktiv in den Dienst der nationalsozialistischen Kulturpolitik gestellt (…) und seinen Teil zur Gründung und Stärkung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ beigetragen.
Entsprechend seiner Herkunft aus einer künstlerisch tätigen Familie hatte H. während seiner Gefangenschaft mit dem Zeichnen begonnen, was nun zu seiner Haupttätigkeit wurde. 1950 kam es zu einer Begegnung mit Alfred Kubin (1877-1959), der ihn in seinen spät erwachten künstlerischen Ambitionen bestätigte. H. schuf in den knapp 40 Lebensjahren, die ihm verblieben, ein umfangreiches zeichnerisches Werk, das verschiedentlich in Ausstellungen zu sehen war (u. a. Einzelausstellungen in Ffm. im Ffter Kunstverein, 1958, und in der Galerie Joseph Fach, 1979). Bei der Cronstetten-Stiftung und der v. Schad’schen Stiftung bekleidete er von 1954 bis 1969 das Amt des geschäftsführenden Administrators.
Anlässlich seines 90. Geburtstags 1983 erhielt H. die Ehrenplakette der Stadt Kronberg.
Schriftlicher Nachlass im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Künstlerischer Teilnachlass im ISG.
Zum 100. Geburtstag 1993 Ausstellung „Zeichnungen Kronberger Schaffensjahre“ von H., veranstaltet von Kronberger Kulturkreis und Galerie Uwe Opper in Kronberg.
Aus historischer Sicht erscheint H.s Stellung als nationalsozialistischer Kulturfunktionär in Ffm. von eher marginaler Bedeutung. Seine Tätigkeit beschränkte sich weitgehend auf die volksbildnerischen Aktivitäten, bei denen er seine kulturellen Ambitionen mit der Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts verbinden konnte. Im Einflussbereich des städtischen Kulturamts kam er hingegen nicht nennenswert zum Zuge. An den wesentlichen Entscheidungen der Ffter Kulturpolitik in der NS-Zeit hatte er keinen Anteil. Im lokalen Kontext war H. jedoch erkennbar ein offizieller Repräsentant des NS-Regimes, dem er bis zum Schluss verhaftet blieb.
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