Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
das Frankfurter Personenlexikon (FP) porträtiert Persönlichkeiten meist in Worten. Um sich ein Bild von einem Menschen machen zu können, möchte man ihn aber auch ansehen. Das FP bemüht sich daher im Rahmen der Möglichkeiten, die Artikel jeweils mit einem Bildnis der behandelten Person zu illustrieren. Porträtgemälde und -zeichnungen zahlreicher prominenter Frankfurterinnen und Frankfurter schuf im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ein Maler, dem diesmal der Artikel des Monats gilt.
Artikel des Monats August 2019:
Der Frankfurter Impressionist
Er malte Ansichten von Frankfurt und porträtierte die Spitzen der Stadtgesellschaft: Jakob Nussbaum. Geboren in einer ländlichen Gegend in Osthessen, war der Zehnjährige mit Eltern und Geschwistern 1883 nach Frankfurt gekommen. Nach seinem Studium der Malerei in München und Ungarn arbeitete der von der Berliner Secession inspirierte und mit Max Liebermann befreundete Künstler seit etwa 1900 vorwiegend in der Mainstadt. In den 1920er Jahren war Nussbaum eine feste Größe im Frankfurter Kulturleben. Er leitete den Frankfurter Künstlerbund, von dem er noch am 8. Januar 1933, zu seinem 60. Geburtstag, zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Wenige Monate später entschloss sich Nussbaum angesichts der Situation im nationalsozialistischen Deutschland zur Emigration nach Palästina. Dort ist er nach längerer Krankheit 1936 gestorben. Erst kürzlich hat das Jüdische Museum in Frankfurt den Nachlass erworben, der zum Aufbau eines „Jakob-Nussbaum-Archivs“ dienen soll.
Lesen Sie mehr >
In den 1920er Jahren bildete auch ein anderer Künstler zahlreiche Frankfurter Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft ab: Lino Salini, geboren am 27. Dezember 1889 (also vor bald 130 Jahren) in Frankfurt. Sein Vater, der aus der Gegend von Parma stammte und eine italienische Osteria in der Mainstadt betrieb, soll auch gemalt haben – immer dasselbe Motiv: die Blaue Grotte von Capri. Die Gäste des väterlichen Lokals, darunter viele Künstler, entdeckten und förderten das Talent des kleinen Lino. Dafür hat er sie dann (später) alle gezeichnet oder vielmehr karikiert, sie und die gesamte Frankfurter Prominenz, etwa für das Stadtblatt der Frankfurter Zeitung und die Frankfurter Nachrichten. Als Zeichner gemütvoller Szenen aus dem Sachsenhäuser „Ebbelwei-Milieu“ war und ist Salini sehr beliebt. Dass er in der NS-Zeit auch Aufträge von nationalsozialistischen Organisationen annahm und während des Zweiten Weltkriegs u. a. Chefzeichner der Feldpostzeitung „Kamerad Humor“ war, brachte vor 30 Jahren eine Ausstellung des Stadtarchivs, des heutigen Instituts für Stadtgeschichte, ans Licht. Das sorgte für Unmut unter Salinis „Fans“. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Biographie und die Katalogisierung der Werke von Lino Salini stehen weiterhin aus. Erst auf dieser Grundlage wird eine historisch gültige Einordnung seiner Haltung, auch in der NS-Zeit, möglich sein. Einstweilen erinnert das Frankfurter Personenlexikon mit einer geprüften und aktualisierten Neufassung des Artikels aus der „Frankfurter Biographie“ wieder an Lino Salini – und damit an ein Desiderat in der Frankfurter Stadtgeschichtsforschung.
Die weiteren Lebensbilder dieser Lieferung stellen den Kaufmann Johann Conrad Bansa, die Warenhausbesitzerin Ida Wronker und den Regisseur Einar Schleef dar. Mit diesen fünf Neuheiten sind im Frankfurter Personenlexikon nun insgesamt 500 Artikel online erschienen.
Aber das sind längst nicht alle Einträge, die Sie mittlerweile im FP finden. Dazu demnächst mehr.
Bis dahin beste Grüße und Wünsche
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. September 2019.