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Sieburg, Friedrich

Sieburg, Friedrich Carl Maria. Prof. Dr. phil. Journalist, Essayist und Schriftsteller. * 18.5.1893 Altena/Westfalen, † 19.7.1964 Gärtringen bei Stuttgart.
Gymnasium in Altena und Düsseldorf. Studium der Philosophie, Geschichte und Nationalökonomie in Heidelberg, München, Freiburg und Münster. In Heidelberg Kontakte zum George-Kreis. Von 1914 bis 1918 Kriegsdienst, zuletzt als Fliegeroffizier. 1919 Promotion. Danach freier Schriftsteller in Berlin. 1924 Übersiedlung nach Kopenhagen und Beginn der Tätigkeit für die FZ, die S. auf Vorschlag von Heinrich Simon zu ihrem Auslandskorrespondenten machte und in dieser Eigenschaft nach Paris (1926-30, 1932-39) und London (1930-32) entsandte. Seine ungezählten Zeitungsartikel, in denen er sich als stilsicherer und kritischer Beobachter des Tagesgeschehens erwies, machten ihn zum Mitbegründer des Ruhms der FZ. Im Auftrag der Zeitung unternahm S. in den Dreißigerjahren ausgedehnte Reisen, u. a. in die Sowjetunion und in die Arktis sowie nach Nordafrika und Ostasien, worüber er jeweils Reisebücher erscheinen ließ. 1940 und 1941 Botschaftsrat in Paris. 1943 Rückkehr in die Redaktion der FZ. Nach dem Verbot des Blatts fand S. 1944 Unterkunft in einem schwäbischen Dorf. Später lebte er in Tübingen (1946-51), dann in Gärtringen bei Stuttgart. Von 1945 bis 1948 war S. ein Schreibverbot durch die französischen Besatzungsbehörden auferlegt. 1948 Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Gegenwart” (bis 1955). Mitarbeiter der „Zeit”. Von 1956 bis April 1964 Leiter des Literaturblatts der FAZ.
S.s essayistische Fähigkeiten und seine Gabe der sprachlichen Erfassung atmosphärischer Zustände fanden uneingeschränkte Bewunderung. Auch angesichts der Häufigkeit und Regelmäßigkeit seiner Beiträge sahen viele in ihm den einflussreichsten deutschen Feuilletonisten und Literaturkritiker der Fünfzigerjahre. Dass S. dabei der Gegenwartsliteratur mit auffallendem Unverständnis begegnete, brachte ihn in Journalistenkreisen ebenso in Isolation wie seine geistige Haltung während des Zweiten Weltkriegs. So wurde ihm etwa vorgeworfen, sich zu sehr auf nationalsozialistische Sprachregelungen eingelassen und sich mehrmals zu Hitler-Deutschland bekannt zu haben. Von der noch weitergehenden Anschuldigung, im Rahmen seiner Tätigkeit für die deutsche Botschaft in Paris Informantendienste ausgeübt zu haben, wurde er nach Verhören durch französische Behörden während einer mehrmonatigen Zwangsinternierung im Saargebiet 1946 entlastet.
Seit 1953 Honorarprofessor. Seit 1956 Mitglied der Akademie der Künste Berlin.
S., der seine schriftstellerische Tätigkeit mit Gedichten in expressionistischem Nachklang begonnen hatte, veröffentlichte über 30 Bücher, viele davon im Ffter Societäts-Verlag. Im Mittelpunkt seines Werks stehen Arbeiten zu Geschichte und Gegenwart Frankreichs, des Lands, zu dem sich S. vor allem wegen der „Verträglichkeit” der Bewohner besonders hingezogen fühlte. Mit dem Bucherfolg „Gott in Frankreich?” (1929), der durch aktuelle Beobachtungen des französischen Alltags und eine Analyse der Quellen des französischen Nationalbewusstseins eine neuartige Schilderung des Nachbarlands brachte, hat S. eine ganze Epoche deutsch-französischer Beziehungen mitgeformt. Es folgten „Robespierre” (1935), „Napoleon” (1956), „Chateaubriand” (1958) u. a. Die untergehende Welt des alten Paris schilderte S. in „Unsere schönsten Jahre. Ein Leben in Paris” (1950).
1957 Literaturpreis des Bundesverbands der Deutschen Industrie. 1963 Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis und Westfälischer Literaturpreis.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 386f., verfasst von: Tobias Picard.
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Literatur:
                        
Buddenbrock, Cecilia von: Friedrich Sieburg (1893-1964). Ein deutscher Journalist vor der Herausforderung eines Jahrhunderts. Ffm. 2007.Buddenbrock: Friedrich Sieburg 2007. | Zimmermann, Harro: Friedrich Sieburg. Ästhet und Provokateur. Eine Biographie. Göttingen 2015.Zimmermann: Friedrich Sieburg 2015.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.552.

GND: 118765191 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Picard, Tobias: Sieburg, Friedrich. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1242

Stand des Artikels: 8.9.1995