Aus alteingesessener Ffter Familie, die auf den aus Antwerpen kommenden Handelsmann Jacob Bernoulli († 1582) zurückreicht, der aus Glaubensgründen um 1570 nach Ffm. emigrierte; dessen Grabplatte ist als die wohl älteste vom Petersfriedhof im HMF erhalten. Sein gleichnamiger Enkel Jacob Bernoulli (1598-1634) ließ sich um 1620 in Basel nieder und begründete damit den dortigen Zweig der Familie, aus dem viele bedeutende Gelehrte hervorgingen, insbesondere Mathematiker und Physiker, u. a. Jakob I. Bernoulli (1654/55-1705), der Pionier der Wahrscheinlichkeitstheorie.
Sohn des Kaufmanns Anton Ludwig B. (1840-1903) und dessen Ehefrau Anna Elisabetha, geb. Schott (1843-1911).
Studium am Städelschen Kunstinstitut in der Architekturklasse bei
Oskar Sommer (1890-91), an der TH Karlsruhe bei Carl Schäfer (etwa 1891-94) und schließlich an der TH Stuttgart bei Skjold Neckelmann (1894-95). Vorübergehende Anstellung im braunschweigischen Schuldienst (1895/96). Tätigkeit als Gehilfe im Büro der Architekten Hermann Billing und Hermann Walder in Karlsruhe (1896-99). Seit 1899 war B. als selbstständiger Architekt in Ffm. ansässig. Daneben unterrichtete er an den Technischen Lehranstalten in Offenbach (vor 1914) und in der Bauabteilung der städtischen Gewerbeschule in Ffm. (um 1909).
Mitglied des Bunds Deutscher Architekten BDA, zeitweise (vor 1914) als Vorsitzender von dessen Ortsgruppe Ffm., und des Deutschen Werkbunds. Auf der Sonderausstellung „Die neue Wohnung und ihr Innenausbau“, die die Stadt Ffm. während der Frühjahrsmesse 1927 veranstaltete, präsentierte B. zusammen mit
Eduard und
Otto Fucker als Beitrag des BDA ein Siedlungshaus mit raumteilenden Möbeln. Aufgrund seiner fortschrittlichen Gesinnung, mit der er die freie Entwicklung der Architektur verfocht, setzte sich B. für die Interessen der Privatarchitekten ein, geriet dadurch in Konflikte mit dem Hochbauamt und soll aus dem BDA wegen dessen unklarer bzw. zögerlicher Haltung in diesen Auseinandersetzungen ausgetreten sein; im Februar 1928 gehörte er zu der neu gegründeten Vereinigung „Die Gruppe“, zu der sich elf Ffter Architekten (Assmann, B.,
Eduard und
Otto Fucker, Ochs,
Roeckle, Schaupp, Schuster,
Senf, Thyriot und
Weber) zusammenschlossen. Letztlich erreichte er, dass auch Privatarchitekten die Ausführung von Monumentalbauten übernehmen konnten. Später sprach sich B., der von jeher für eine Reform des bürgerlichen Wohnungsbaus eingetreten war, für
Ernst May und dessen Vorgehensweise beim Bau des „Neuen Fft.“ aus.
Auf kulturellem Gebiet engagierte sich B. in weiteren Gremien, u. a. in dem 1918 gegründeten „Rat für künstlerische Angelegenheiten“.
In seinen Bauten griff B. anfangs die Stilformen des Historismus auf, die er bald zu modifizieren begann, um sich mehr und mehr der Moderne zu öffnen, zunächst unter Anklängen an den Jugendstil. In den Zwanzigerjahren, nach einer kurzen expressionistischen Phase, wandte er sich endgültig der Neuen Sachlichkeit zu. Sein letzter Bau war ein zweigeschossiges Wohnhaus mit flachem Dach in der Gustav-Freytag-Straße in Ffm. (1927/28), das nach B.s Tod von seinem Mitarbeiter Hans Bartolmes fertiggestellt wurde. In dem Nachruf, der in der Zeitschrift „Das Neue Fft.“ erschien, wurde B. als „einer der Vorkämpfer für neues Bauen in Ffm.“ gewürdigt [Das Neue Fft. 2 (1928), H. 1, S. 20]. Insgesamt sind fast 240 Bauten von B. in Ffm. nachgewiesen, u. a. das Theater und andere Festbauten (Äpfelweinwirtschaft, Bar und zwei Ladenpavillons) für die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung (Ila, 1909; nicht erhalten), das Geschäftshaus des Ffter General-Anzeigers in der Schillerstraße 19-25 (mit Adam Heinrich Assmann, 1912; verändert erhalten), der Umbau des Geschäftshauses der Hamburg-Amerika-Linie (Hapag-Lloyd-Haus) in der Kaiserstraße 14 (1912; verändert erhalten), die Lederfabrik „J. H. Epstein GmbH“ in Niederrad (mit Adam Heinrich Assmann, 1913; nicht erhalten), das „Haus der Technik“ auf dem Messegelände (1922; stark beschädigt 1944, wiederaufgebaut 1947-48, abgerissen 1982) und wahrscheinlich Fest- und Ausstellungsbauten für den „Sommer der Musik“ (1927; nicht erhalten) sowie zahlreiche Wohnbauten, zunächst insbesondere Villen und Einfamilienhäuser (auch im Ffter Umland), oft mit Innenausstattung, aber auch Reihen- und Mietshäuser, später vor allem Wohnblöcke und -siedlungen (u. a. Wohnhaussiedlungen und -blöcke am Dornbusch für die „Siedlungsgenossenschaft des Ffter Lehrervereins“, 1926-28; Wohnhausblock Im Weimel 13-15 und 16-26 in der Postsiedlung in Praunheim, 1927; Wohnhausgruppe an der Hügelstraße im Auftrag der GAGFAH, 1927-28; Wohnhäuser in der Inheidener Straße/Wittelsbacherallee in der Siedlung am Bornheimer Hang im Auftrag der ABG, mit Adam Heinrich Assmann, 1927-28), einzelne Schulbauten (Gemeindeschule der Mariengemeinde in Seckbach; Doppelbürgerschule im Riederwald, Wettbewerbsentwurf, ausgezeichnet mit dem 2. Preis, nicht ausgeführt, 1924) und das Wirtshaus „Zum Krokodil“ auf der Zeil 39 (neu: 107). Gelegentlich entwarf B. auch Grabmale, u. a. für die Familie
Jakob Latscha auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann J an der Mauer 463a).
B. veröffentlichte einige Artikel zur Architektur in Zeitschriften, u. a. einen Beitrag über „Die Ffter Baukunst der letzten 15 Jahre“ (in: Die Rheinlande, 1901).
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 60,
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