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Speyer, Franziska

Speyer, Susanne Franziska, geb. Gumbert. Stifterin. * 22.3.1844 Berlin, † 6.11.1909 Ffm.
Tochter eines Berliner Bankiers. Verheiratet (seit 1869) mit dem Ffter Bankier Georg S.
S. setzte nach dem Tod ihres Mannes das gemeinsam begonnene philanthropische Wirken fort. 1903/04 finanzierte sie die Errichtung eines Vereinshauses im „Erbbaublock” der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen an der Mainzer Landstraße. Von ihrem Schwager Ludwig Darmstädter auf die bereits von ihrem Mann geförderte Arbeit Paul Ehrlichs aufmerksam gemacht, stiftete die von Ehrlichs Forschungen und Erfolgen beeindruckte Wohltäterin 1904 eine Million Mark für die Einrichtung und Erhaltung eines chemotherapeutischen Forschungsinstituts, das Ehrlich als Arbeitsstätte dienen und zugleich innerhalb der geplanten Universität das Zentralgebäude einer Akademie für praktische Medizin werden sollte. Als „Georg-S.-Haus” wurde das auf dem Gelände des Städtischen Krankenhauses an der Sandhofstraße errichtete Institut am 6.9.1906 eröffnet. Unter Ehrlich und seinen Nachfolgern erzielte das „Georg-S.-Haus” in den kommenden Jahrzehnten hervorragende Erfolge bei der Entwicklung neuer Heilmittel u. a. zur Bekämpfung der Syphilis und der Tuberkulose. S. gründete außerdem auf letztwillige Verfügung ihres Mannes 1907 die „Georg-S.-Stiftung” mit einem Kapital von 100.000 Mark, die – wie die noch zu Georg S.s Lebzeiten errichtete „Georg und Franziska S.’sche Studienstiftung” – der „Förderung der Wissenschaft und des höheren wissenschaftlichen Unterrichts” (so der Stiftungszweck laut Satzung) dienen sollte.
1902 Rote-Kreuz-Medaille III. Klasse und Wilhelm-Orden. Ewiges Mitglied der SNG.
Da Alfred Julius S. (1871-1927), der einzige Sohn des Ehepaars, geistig zurückgeblieben war und unter Vormundschaft stand, wurde nach Franziska S.s Tod das philanthropische Werk der Eheleute S. vor allem von Eduard Beit (von S.) vollendet, der – wie auch Darmstädter – zu den Testamentsvollstreckern des S.’schen Nachlasses gehörte. Beit, seit 1896 Teilhaber und seit 1902 dann Leiter des Ffter Bankhauses Lazard S.-Ellissen, war mit einer Tochter von Gustav (früher: Gumperz) S. verheiratet und wurde 1910 mit dem Namenszusatz „von S.” in den erblichen Adelsstand erhoben, wodurch der Name S. in Ffm. repräsentiert bleiben sollte.
Nach Franziska S.s Tod wurde ein großer Teil des S.’schen Nachlasses gemäß den testamentarischen Bestimmungen der Eheleute Stiftungszwecken zugeführt. Die Stiftungskapitalien der „Georg und Franziska S.’schen Studienstiftung” und des „Georg-S.-Hauses” wurden um je eine Million Mark erhöht. Das Kapital der „Georg-S.-Stiftung” wurde um 575.000 Mark aufgestockt. Das Waisen- und Armenamt erhielt 500.000 Mark zur Errichtung eines „Georg und Franziska S.’schen Krankenfonds” zur Unterstützung unheilbar Kranker und deren Angehöriger. Außerdem entstanden je eine „Georg und Franziska S.-Stiftung” als Unterstützungsfonds für bedürftige Mitglieder der Ffter Berufsfeuerwehr (mit einem Stiftungskapital von 10.000 Mark), für die Unterbeamten der Reichs-Post- und Telegraphen-Verwaltung des Ober-Postdirektionsbezirks Ffm. (mit einem Stiftungskapital von 15.000 Mark) und für mittlere und untere Beamte des Ffter Polizeipräsidiums (mit einem Stiftungskapital von 20.000 Mark) sowie eine „Stiftung für Heimarbeiter” (mit einem Stiftungskapital von 100.000 Mark). Zusätzlich gingen großzügige Spenden an zahlreiche wohltätige Vereine, Krankenhäuser, Forschungsanstalten und die Israelitische Gemeinde in Ffm. Die Testamentsvollstrecker ließen jährlich weitere Spenden aus dem Nachlass den S.’schen Stiftungen sowie anderen wohltätigen und gemeinnützigen Zwecken zufließen. Nach dem Tod von Alfred S. 1927 wurde das S.’sche Wohnhaus in der Westendstraße 55 der „Georg-S.-Stiftung” zugeschlagen und zu einem Studentenwohnheim ausgebaut. Nach der Zerstörung des Hauses im Zweiten Weltkrieg wurde das Trümmergrundstück nach 1945 an die Bank deutscher Länder verkauft; aus dem Verkaufserlös finanzierte die „Georg-S.-Stiftung” ein Grundstück in Bad Homburg für das Institut für Kolloidforschung.
Das Ffter Bankhaus Lazard S.-Ellissen musste 1934 liquidieren. Die S.’schen Stiftungen als jüdische Einrichtungen wurden während der NS-Zeit alle „umgestellt”. Das seit 1921 von den übrigen S.’schen Studienstiftungen unabhängige „Georg-S.-Haus” musste sich in „Forschungsinstitut für Chemotherapie” umbenennen, konnte sonst aber weitgehend ungehindert weiterarbeiten. Der „Georg und Franziska S.’sche Krankenfonds” wurde zum 1.2.1939 in „Stiftung für Kranke und Sieche” umbenannt und schließlich 1942 der Allgemeinen Fürsorgestiftung angegliedert. Die „Stiftung für Heimarbeiter” wurde zum 1.4.1939 aufgelöst, wobei das Restvermögen an die „Heussenstamm’sche Stiftung – Hilfswerk des Oberbürgermeisters” fiel. Die „Georg-S.-Stiftung”, deren Stiftungskapital bis 1942 auf 1.109.000 RM anwuchs, musste sich seit 1939 „Ffter Hochschulstiftung” nennen. Die „Georg und Franziska S.’sche Studienstiftung” wurde mit staatlicher Genehmigung vom 4.5.1939 aufgelöst.
1948 konnte die „Georg und Franziska S.’sche Studienstiftung” wiederbelebt werden. Sie wurde 1949 mit der „Ffter Hochschulstiftung”, der ehemaligen „Georg-S.-Stiftung”, zur „Georg und Franziska S.’schen Hochschulstiftung” vereinigt. Zusammen mit dem wieder unter seinem ursprünglichen Namen arbeitenden „Georg-S.-Haus” erinnert sie bis heute an das philanthropische Wirken des Ffter Stifterehepaars S.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 403-405, verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Literatur:
                        
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GND: 117649430 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Speyer, Franziska. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1278

Stand des Artikels: 28.9.1995