Sohn des Küchenmeisters Werner R. und dessen Frau Anna Maria. Verheiratet (seit 1642) mit Anna Margaretha R., geb. Auel (?-1680), Tochter des Ffter Bürgers und Einspännigers (Bürgermeisterknechts) Anthoni Auel.
Über die Ausbildung R.s ist nichts bekannt. Am 30.4.1642 schwor R. als Ffter Bürgersohn den Bürgereid. Am 5.5.1642 wurde im Rat seine Bitte verlesen, eine deutsche Schule einrichten zu dürfen. Der Rat verwies die Sache an das Scholarchat als zuständige Behörde zur Prüfung. R. wurde examiniert, doch als er einige Zeit auf das Ergebnis warten musste, richtete er eine erneute Bittschrift an den Rat, die in der Sitzung vom 25.8.1642 verlesen wurde. Jetzt genehmigte der Rat ihm eine deutsche Schule. Neben Anna Barbara Beusser, der Witwe des Rechenmeisters Nicolaus Beusser, bemühte sich 1649 auch R. um die Übertragung des vakanten Messschreiberdienstes im Leinwandhaus. 1652 suchte er um die Übertragung („Conferierung“) des vakanten Schuldienstes zu Sachsenhausen nach und erhielt ihn offenbar, da er sich 1656 auf dem Titelblatt der von ihm veröffentlichten „Aufflösung“ auch „Schul- und Kirchendiener bei der Kirche zu den Heiligen Drei Königen in Sachsenhausen“ nannte.
Von R. ist keines der üblichen frühneuzeitlichen Rechenbücher bekannt. Bei Matthäus Kempffer (?-1665) in Ffm. erschien jedoch 1656 die 70-seitige „Aufflösung Etlicher schöner Polygonalischer / wie auch Quadrat vnd Cubicossischer Exempla“, also die Lösung von reizvollen Aufgaben mit Bezug zu Vielecken, quadratischen und kubischen Gleichungen. In der Widmung des Werks vom 18.7.1656 sind vier Adressaten genannt: Johann Hieronymus Eberhard (?-1673), Kaufmann, Vater des Arztes und Stadtpolitikers
Conrad Hieronymus Eberhard genannt Schwind,
Johann Wilhelm Dilich, Festungsbauingenieur,
Johann Georg Büttner, älterer Schul- und Rechenmeisterkollege von R., und Johann Nieß, geschworener Visierer (Eichmeister).
R.s „Aufflösung“ enthält zeitgenössische Lösungen von zwölf anspruchsvollen Aufgaben. Sie ist mathematikhistorisch besonders wertvoll, da es für heutige mathematisch Gebildete keineswegs leicht ist, komplexe frühneuhochdeutsche Aufgabenstellungen und die darin vorkommenden, aber heute ungebräuchlichen mathematischen Konzepte korrekt zu interpretieren. Es gibt nur zwei vergleichbare Werke: die dem Nürnberger Schreib- und Rechenmeister Anton Neudörffer (1571-1628) gewidmete „Resolutio. Das ist: Aufflösung vieler schöner, kunstreicher, Cossischer vnnd Polygonalischer Exempla“ (Nürnberg 1604; 28 Aufgaben) des Nürnberger Rechenmeisters Sebastian Kurtz (1576-1659) und die Handschrift „Analysis vel resolutio“ (Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 3789; Bearbeitung von Aufgaben von mehr als 40 Rechenmeistern) des Rechenmeisters Georg Wendler (1619-1688).
R. löst die zwölf Aufgaben in dieser Reihenfolge: eine eigene Wortrechnungsaufgabe (Buchstabenzahlenrätsel), die angeblich bereits 1652 gedruckt wurde (was wegen fehlender genauer Angaben nicht nachweisbar ist); die Wortrechnungsaufgabe des Ffter Rechenmeisters
Johann Georg Büttner (aus „Arithmetisches Textbüchlein“, Ffm. 1632, S. 186); die Wortrechnungsaufgabe des Ffter Rechenmeisters Nicolaus Beusser, die R. am 24.6.1645 – vielleicht im Rahmen seiner Rechenmeisterprüfung – von Beusser persönlich gestellt wurde; die Wortrechnungsaufgabe des Nürnberger Schreib- und Rechenmeisters Anton Neudörffer (aus „Kunst: vnd ordentliche Anweisung inn die Arithmetic“, Nürnberg 1616, am Schluss); sechs eigene, vorher nicht veröffentlichte Aufgaben; zwei weitere Aufgaben von
Johann Georg Büttner (aus „Arithmetisches Textbüchlein“, Ffm. 1632, S. 181 und 184). Der Regensburger Rechenmeister Georg Wendler bearbeitete alle zwölf Aufgaben von R.s „Aufflösung“ in seiner Handschrift „Analysis vel resolutio“ (Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 3789, Bl. 73r-75r, 298r-301v, 303v-310r, 311v-313v).
Der Sohn Johann Anton (auch: Anthon, Anthoni) R. (1645-1715) wurde ebenfalls deutscher Schul- und Rechenmeister. Am 29.8.1666 erhielt er das Ffter Bürgerrecht. Johann Anton R. war in erster Ehe (seit 1666) mit Gertraudt R., geb. Gravel, verw. Hunger (?-1678), Witwe von Johann Hartmann Hunger, deutschem Schulhalter und Vorsinger zu St. Peter, verheiratet; in zweiter Ehe heiratete er 1678 Anna Regina Willius, Tochter des Ffter Bürgers, Notars und Kastenschreibers Bartholomäus Willius. Der Ffter Rechenmeister Johann Caspar Keiser nannte Johann Anton R. auf der Widmungsseite am Anfang seines Rechenbuchs von 1667 ab dem Druck von 1671 in einer Liste von zwölf Ffter Rechenmeistern.
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