V.s Vater, der spätere Geheime Sanitätsrat Dr. Carl Heinrich V. (1842-1917), ließ sich 1868 als Arzt in Ffm. nieder und wurde 1873 Leiter der städtischen Entbindungsanstalt. V.s Mutter Marie Emma, geb. Scharff-Osterrieth (1851-1922), stammte aus einer Alt-Ffter Familie.
V. war das vierte von zehn Kindern. Er besuchte die Liebfrauenschule und das Hassel’sche Institut. Nach dem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger 1899 studierte er vier Semester Chemie an der Universität Marburg. Schon hier lag der Schwerpunkt seines Interesses bei den chemischen Grundlagen der Fotografie, was vermutlich damit zusammenhing, dass sich auch sein Vater nebenbei damit beschäftigte. Danach war V. als Praktikant beim Ffter Verleger und Fotografen
Carl Friedrich Fay tätig, der u. a. die Serie „Bilder aus dem alten Ffm.“ (ab 1896) herausgab. Wahrscheinlich kam V. hier bereits mit historischen Fotografien von Ffm. in Kontakt, die er später auch sammelte. Seine endgültige Berufstätigkeit fand er über seinen Vater. Carl Heinrich V. hatte 1891 ein Verfahren zur Herstellung von sterilem chirurgischen Nähmaterial entwickelt, das er seitdem im Wohnhaus der Familie in der Alten Rothofstraße 3 nebenberuflich betrieb. Er führte seinen Sohn in diese Technik ein und übergab ihm das Geschäft offiziell lt. Handelsregister-Auszug im Mai 1911, nachdem V. es lt. einem handschriftlichen Vermerk bereits seit 1906 geführt hatte. 1917 wurde V. zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg einberufen. Dies warf ihn aus der beruflichen Bahn. Er gründete zum 1.9.1920 die „Gottfried Vömel OHG“, in die er seinen Bruder Julius V. (1893-1974) und außenstehende Kaufleute aufnahm. Zusätzlich wurde ein Geschäftsführer bestellt, was V. ermöglichte, sich auf seine Rolle als Mitgesellschafter zurückzuziehen. 1925 schieden die externen Partner wieder aus, und ein weiterer Bruder trat ein, wodurch die Firma eine reine Familiengesellschaft wurde. Sie zog Ende der 1930er Jahre nach Heddernheim, Dillgasse 5, und hat ihren Sitz heute in Kronberg-Oberhöchstadt unter der Firma „Gottfried Vömel KG“ mit der Produktbezeichnung „steriles Nahtmaterial“. V. war mit den Erträgen aus seinem Gesellschaftsanteil finanziell unabhängig. Er lebte als Rentier und konnte sich voll der Fotografie als Hobby widmen. Mit seiner christlich-sozialen Einstellung war V. 20 Jahre Mitglied im Vorstand der Paulsgemeinde; außerdem gehörte er lokalen wissenschaftlichen Vereinen und insbesondere dem „Ffter Verein zur Pflege der Photographie und verwandter Künste“ an. 1927 stellte er dem Ffter Kunstverein rd. 60 historische Fotografien, meist von
Carl Friedrich Mylius, als Leihgabe für eine Ausstellung zum Ffter Stadtbild zur Verfügung. V. blieb bis 1935 in der Alten Rothofstraße 3, zog dann nach Kronberg und 1955 nach Oberursel, wo er 1959 starb.
Schon früh begann V. mit dem Fotografieren als Hobby. So sind Familienaufnahmen von ihm aus dem Jahr 1897 bekannt. Ab 1900 begann er, das Stadtbild von Ffm. systematisch in einer Vielzahl von Detailansichten festzuhalten. Die Platten und ihre Umschläge beschriftete er sorgfältig, nummerierte und datierte sie, so dass sie hervorragend zugeordnet und ausgewertet werden können. Sein erster Schwerpunkt lag in den Jahren vor und um 1910 auf der Dokumentation von alten Stadthäusern, Straßenzügen und Plätzen der Innenstadt und Veränderungen im Stadtbild. Auch einzelne Ereignisse hielt er im Bild fest, so z. B. das XI. Deutsche Turnfest 1908, das Hochwasser des Mains im Februar 1909 und die Ila im September 1909. Den Transport der Eibe vom alten Botanischen Garten am Eschenheimer Tor durch die Stadt zu ihrem neuen Standort im heutigen Palmengarten im Mai und Juni 1907 verfolgte er über mehrere Wochen hinweg in ca. 50 Aufnahmen. Spätere Ansichten zeigen Bauarbeiten, Szenen aus den Vororten Sachsenhausen, Bornheim oder Oberrad und insbesondere größere und kleinere Ereignisse, die ein lebendiges Bild der Stadt wiedergeben, wie Aufnahmen aus dem Lazarett in der städtischen „Irrenanstalt“ 1917, vom Dippemarkt, von den Festen der Paulsgemeinde, der Einweihung der neuen Alten Brücke 1926 oder der Eröffnung der Römerbergfestspiele 1932. V. benutzte verschiedene Fotoapparate mit unterschiedlichen Plattengrößen. Schon 1912 stellte er Farbfotografien her. Die technischen Arbeiten übernahm er selbst, er versah die Glasplatten mit einer lichtempfindlichen Schicht und stellte die Abzüge her. Dabei erfand er eine Fixierung der Glasplatten mit Gold- und Platinsalzen statt der üblichen Silbersalze, um stärkeres Verbleichen der Positive zu vermeiden.
Während V. seine Fotografen-Tätigkeit zunächst ohne gewerbliche Zwecke ausübte, gründete er in den 1920er Jahren nach dem Ende seiner aktiven Tätigkeit in der Firma einen Postkarten-Vertrieb. Er fertigte Ansichtskarten sowohl von seinen eigenen Aufnahmen als auch von historischen Stadtansichten von
Carl Friedrich Mylius, Karl Hertel,
Johann Schäfer und Theodor Creifelds, die er in der Zwischenzeit gesammelt hatte. Sein Büro unterhielt er in der Alten Rothofstraße 3, wo er auch Präsentieralben mit Beispielen seiner Karten für interessierte Kunden bereitstellte. Auf vielen seiner Postkarten hielt er mittels Stempel den Fotografen (z. T. auch sich selbst), das Motiv und meist auch das Datum der Aufnahme fest. Das Geschäft lief aber offenbar nicht sehr gut, die Konkurrenz war stark. Auch in Bildbänden aus dieser Zeit ist V. nur in einem Buch („Das schöne Gesicht von Ffm.”, 1924) mit sechs Ansichten vertreten. Die angesammelten Fotoplatten wurden Ende der 1930er Jahre bei dem Umzug der Firma nach Heddernheim in die Dillgasse 5 gebracht und blieben dort erhalten. In den 1920er/1930er Jahren hatte V. guten Kontakt zu
Fried Lübbecke, dem „Altstadtvater“, der sich die Erhaltung der Ffter Altstadt zum Ziel genommen hatte. Auf dessen Anregung hin dokumentierte V. die Sanierung der Altstadt; er benutzte jetzt eine Leica. Alle diese Negative und Abzüge befanden sich in der Alten Rothofstraße 3 und wurden dort vernichtet, als das Haus 1944 von Bomben zerstört wurde. Nach 1945 hat V. nicht mehr fotografiert.
Nach V.s Tod wurde seine bis dahin weitgehend unbekannte Plattensammlung von seinem Neffen Heinrich V. (1928-2004) dem Stadtarchiv Ffm. zugänglich gemacht, das ab 1970 zahlreiche Aufnahmen reproduzieren konnte. 1975 erwarb das Stadtarchiv (heute: ISG) nach längeren Verhandlungen den gesamten Bestand. Im Kaufvertrag wird die Zahl der Platten mit 3.000 angegeben; übertragen wurden geschätzt 4.000 Platten, dazu mehrere Hundert Platten von früheren Fotografen wie
Carl Friedrich Mylius. Insgesamt 2.564 Papierabzüge, die in den 1980er Jahren von den im ISG vorhandenen Glasplatten erstellt wurden, wurden digitalisiert und damit dauerhaft gesichert; die Digitalisate sind seit 2022 zur Recherche und Ansicht online zugänglich. Postkarten aus dem Verlag von V. befinden sich im Handel und in Privatbesitz.
Ansichten von V. wurden in Ausstellungen im Stadtarchiv bzw. ISG (1976, 1981 und 2004) und bei der Ffter Sparkasse (1992) gezeigt.
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Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 514,
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