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Lübbecke, Fried

„Altstadtvater“.

Fried Lübbecke

„Altstadtvater“ Fried Lübbecke
Karikatur von Lino Salini (aus den Ffter Nachrichten, 10.1.1932).

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 9167).
Fried Lübbecke (1946)
Fried Lübbecke
Fotografie (1946).
Bildquelle: ISG, Nachlass Fried Lübbecke, S1/172, Nr. 2161, Bl. 18.
© unbekannt. Der/die Fotograf/-in ist auf der Bildvorlage nicht genannt.
Lübbecke, August Friedrich Krono, gen. Fried. Dr. phil. Kunsthistoriker. * 3.7.1883 Wittenberge/Elbe, † 25.10.1965 Bad Homburg v. d. H.
Sohn eines Bahnbeamten; dadurch häufiger Wohnort- und Schulwechsel in der Kindheit und Jugendzeit.
1897 Einjährigenabschluss am Christianeum in Altona. Unterbrechung der Schulzeit durch Ausbildung zum Leichtmatrosen. Besuch der Gymnasien in Wismar, Hamburg und Stade, dort 1904 Abitur. Bis 1908 Studium der Theologie und Kunstgeschichte in Tübingen, Genf, München und Bonn. 1908 Promotion bei Paul Clemen (1866-1947) in Bonn mit einer Arbeit über die gotische Kölner Plastik. Anschließend Assistent von Clemen bei der Rheinischen Denkmalpflege. 1909 Heirat mit der Bonner Pianistin Emma Job und Umzug nach Hanau. Dort Bibliothekar und Lehrer an der Staatlichen Zeichenakademie. 1911 von Georg Swarzenski als dessen Assistent und Nachfolger von Fritz Wichert an die Städtische Galerie in Ffm. geholt. Während des Ersten Weltkriegs von 1916 bis 1918 zum städtischen Ernährungsamt abgeordnet. Seit 1917 wohnte das Ehepaar L. im Schopenhauerhaus, wo auch Paul Hindemith verkehrte. Emma L.-Job wurde dessen Interpretin, während Fried L. später dafür sorgte, dass Hindemith den mittelalterlichen Kuhhirtenturm zum Domizil ausbauen konnte (1923).
Ab 1919 war L., zuständig für altes und modernes Kunstgewerbe, an der Vorbereitung der Ffter Messe beteiligt. 1920 wurde er von Messedirektor Otto Ernst Sutter zum Leiter der Kunstmesse berufen. 1922 begründete L. den „Bund tätiger Altstadtfreunde“ mit, den er seitdem leitete. Er veranlasste die Sanierung vernachlässigter Häuser, und auf seine Initiative hin wurden nach Magdeburger Vorbild bestimmte Altstadthäuser farblich hervorgehoben. L. engagierte sich für die Lösung sozialer und hygienischer Probleme in der Altstadt sowie für in Not geratene Altstadtbewohner, besonders für deren Kinder, u. a. durch die Veranstaltung von Weihnachtsbescherungen im Römer und die Gründung eines Freizeitheims am Mainwasen. Auch förderte er die Arbeit der Brüder Hermann und Robert Treuner am Altstadtmodell. Mit Paul Wolff entstanden zwischen 1923 und 1932 mehrere Fotobücher über Ffm. und insbesondere dessen mittelalterliche Architektur. Als Vorsitzender des Altstadtbunds gab L. die Festschrift zur „Brückenweihe“, zur Einweihung der neuen Alten Brücke am 14./15.8.1926, heraus, und er veröffentlichte im „Jahrbuch der Ffter Bürgerschaft“ einen Bericht über die Restaurierung des Karmeliterklosters durch Theodor Derlam (in: Jb. d. Ffter Bürgerschaft 1926, S. 137-144). 1929 kam es zur publizistischen Zusammenarbeit mit Hannah Reeck.
Sein Ehrenamt konnte L. mit der 1926 beginnenden Tätigkeit in der Werbeabteilung des Wirtschaftsamts verbinden, wo er die Ausstellung „Musik im Leben der Völker“ (1927) mitvorbereitete. Er war Mitglied im städtischen Beirat zur Erhaltung der Eigenart des Stadtbildes und von Bauwerken. Ihm oblag die Öffentlichkeitsarbeit zu wichtigen fremdenverkehrspolitischen Ereignissen, wie 1928 zur Ausstellung „Aus Alt-Ffter Bürgerhäusern“ des Historischen Museums anlässlich von dessen 50-jährigem Bestehen. Ab 1930 erhielt L. nur noch Werkverträge, u. a. durch das von Max Michel geführte Amt für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung (WIKUVO). Sein Engagement, das ihm die Bezeichnung „Altstadtvater“ einbrachte, wurde für ihn ab Ende 1930, nach dem Ausscheiden von Ernst May („meinem großen Widersacher“, wie L. ihn einmal nannte), vorerst wesentlich leichter. L. hatte die umstrittenen Pläne des Stadtbaurats und des Hochbauamts zur radikalen Sanierung der Ffter Innenstadt kritisiert, wobei er sich jedoch nicht auf die Position eines Traditionalisten reduzieren ließ.
L., der seit 1908 Mitglied der Zentrumspartei war, wurde 1933 wieder in den Staatsdienst übernommen und im März des Jahres vom Bauamt mit Arbeiten für ein Altstadtkataster betraut. Nebenbei engagierte er sich für die Freilegung der Ratgeb-Fresken im Karmeliterkloster. 1934/35 geriet er in eine bedrohliche Intrige von NS-Organisationen, die das Kinderfreizeitheim beanspruchten, sodass er bei Lilly von Schnitzler untertauchen musste. Der Altstadtbund verlor seine Räume im Rathaus, dessen Betreten L. verboten wurde; daraufhin verlegte er das Büro 1934 in das Haus Fürsteneck, das dem Altstadtbund bereits 1923 von Karl Kotzenberg geschenkt worden war. Aufgrund von Konflikten wegen der fortlaufenden Altstadtsanierungspläne wurde L. 1938 vom Bauamt in die Abteilung für Fremdenverkehr des Wirtschaftsamts versetzt. Seine Aufgabe bestand nun vorwiegend darin, ausländische Gäste durch die Altstadt zu führen. 1939 erhielt L. für seine „judenfreundliche Haltung“ eine Missbilligung durch Oberbürgermeister Krebs.
Kurz nach der Zerstörung der Altstadt im Frühjahr 1944 wurde L. beauftragt, „die Niederlegung stadtgeschichtlich oder sonstwie wertvoller Bauten zu verhüten“. Doch der Kriegsverlust – auch seiner Wohnung – bedeutete für ihn einen tiefen Einschnitt in sein Lebenswerk; L. zog nach Bad Homburg. Im Rahmen seines Dienstes für die Ffter Stadtverwaltung wurde L. 1946 der Stadtkanzlei zugeteilt und mit den Vorbereitungen zu Wiederaufbau der Paulskirche und Jahrhundertfeier der Nationalversammlung (1948) beauftragt. Er trat für eine teilweise Restaurierung der Altstadt ein; aufgrund seiner Kritik am vereinfacht geplanten Wiederaufbau der Paulskirche und an entsprechenden Konzepten für die Altstadt wurde er im Oktober 1947 in den Ruhestand versetzt. Er führte seine rege Publikations- und Vortragstätigkeit zur Ffter Geschichte fort und brachte zudem historische und kunstgeschichtliche Veröffentlichungen über Homburg und Hanau heraus. Von 1946 bis 1949 war er ehrenamtlicher Leiter des Städtischen historischen Museums in Bad Homburg. Bis zu seinem Tod 1965 hatte L. den Vorsitz des Altstadtbunds (seit 1966 „Freunde Fft.s“) inne.
Das Ehepaar L. stiftete 1946 eine Kreuzigungsgruppe für St. Marien und ein Bronzekreuz für die Erlöserkirche in Bad Homburg.
Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte und insbesondere über Ffm., dessen Kulturgeschichte und Baudenkmäler, u. a. „Alt-Fft.“ (mit Fotografien von Paul Wolff, 3 Bde., 1924-26), „Ffm.“ (1939), „Ffm. – Goethes Heimat“ (1940), „500 Jahre Buch und Druck in Ffm.“ (1948), „Alt-Fft. – ein Vermächtnis“ (hg. v. Georg Hartmann, 1950), „Das Antlitz der Stadt“ (1952), „Das Palais Thurn und Taxis zu Ffm.“ (1955) und „Treuners Alt-Fft.“ (1955). Über seine neue Heimatstadt Bad Homburg veröffentlichte L. den Band „Kleines Vaterland Bad Homburg vor der Höhe“ (1956, Neudr. 2008).
„Der Muschelsaal“ (Autobiographie, 1960).
1953 Ehrenplakette der Stadt Ffm. 1963 Goetheplakette der Stadt Ffm.
Porträtmedaille (von Carl Wagner, 1958), geschaffen anlässlich von L.s 75. Geburtstag im Auftrag des Bundes tätiger Altstadtfreunde.
Wohnungen in Ffm.: von 1911 bis 1917 Obermainanlage 21, von 1917 bis 22.3.1944 Schöne Aussicht 16 (Schopenhauerhaus; kriegszerstört). Die Wohnung des Ehepaars L. im Schopenhauerhaus war ein Treffpunkt in- und ausländischer Künstler. L.s späteres Wohnhaus am Mühlberg 11 in Bad Homburg ist erhalten. Die Tür zur Bibliothek zeigt den Ffter Adler. Grabstätte auf Waldfriedhof Bad Homburg.
Nachlass im ISG.
Anlässlich von L.s 100. Geburtstag 1983 widmeten der Ffter Verein für Geschichte und Landeskunde und die „Freunde Fft.s“ dem „Ffter Altstadtvater“ den Band „Die Ffter Altstadt. Eine Erinnerung“ (hg. v. Wolfgang Klötzer, 1983, 2. Aufl. 1984).
Fried-L.-Anlage am Römer in der Innenstadt. Fried-L.-Schule, eine Grundschule, in Eschersheim. „L.-Stubb“ im Haus Dachsberg in der wiederaufgebauten Ostzeile des Römerbergs.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 474f., verfasst von: Kurt Schäfer (überarbeitete Onlinefassung für das Frankfurter Personenlexikon von Jörg Schilling).

Lexika: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. Hg. v. Joseph Kürschner u. a. Berlin/Leipzig 1905-1973.Kürschner: Lit. 1926, Sp. 608.
Literatur:
                        
Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Schäfer, Kurt: Die Hindemiths und die Lübbeckes. In: AFGK 62 (1993), S. 307-339. | Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Jörg Schilling in: AFGK 75 (2016): Akteure des Neuen Fft., S. 146f.; vgl. auch S. 16-18. | 75 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde / Freunde Fft.s 1922-1997. Hg.: Freunde Fft.s, Verein zur Pflege der Ffter Tradition e. V. Bearb.: Hans-Otto Schembs. Ffm. [Copyright 1998].Schembs, Hans-Otto: Der Bund tätiger Altstadtfreunde. Biographischer Aufsatz über Fried Lübbecke in: FS Freunde Fft.s 1998, S. 16-25. | Fried Lübbecke. 3. Juli 1883 – 25. Oktober 1965. Gedenkschrift, u. a. mit Beiträgen von Otto Ernst Sutter, Helmut Holtzhauer und Benno Reifenberg. Ffm. 1967.Gedenkschrift Fried Lübbecke 1967. | Hartmann, Georg (Hg.)/Lübbecke, Fried (Bearb.): Alt-Fft. – Ein Vermächtnis. Ffm. [1950].Hartmann (Hg.)/Lübbecke (Bearb.): Alt-Fft. 1950, bes. S. 304 (zum Umzug des Altstadtbundes ins Fürsteneck, 1934), 324 (zum Einzug des Ehepaars Lübbecke ins Schopenhauerhaus, 1917). | 100 Jahre Sammeln. Geschichte und Schätze des Städtischen historischen Museums. Eine Ausstellung im Gotischen Haus und im Horex Museum, Bad Homburg v. d. Höhe, 28. August 2016 bis 15. Januar 2017. Hg.: Magistrat der Stadt Bad Homburg v. d. H. (...). Konzept: Ursula Grzechca-Mohr. Texte: Ursula Grzechca-Mohr, Ines Günther-Laake, Peter Lingens. Petersberg [2016].Kat. 100 Jahre Sammeln. Geschichte u. Schätze d. Städt. hist. Museums Bad Homburg 2016, S. 17. | Klötzer, Wolfgang (Hg.): Die Ffter Altstadt. Eine Erinnerung. Hg. im Auftr. d. Ffter Vereins für Geschichte und Landeskunde u. der Freunde Fft.s (...). [Fried Lübbecke dem Ffter Altstadtvater zum hundertsten Geburtstag am 3. Juli 1983 gewidmet.] Mit Zeichnungen von Richard Enders. Ffm. 1983, 2. Aufl. 1984.Klötzer (Hg.): Die Ffter Altstadt 1983; darin u. a.: Fried Lübbecke über sich selbst, Nachdruck eines im Nachlass überlieferten Lebenslaufs von 1962, S. 427-431. | Lübbecke, Fried: Der Muschelsaal. Ffm. 1960.Autobiographie: Lübbecke: Muschelsaal 1960. | Reimann, Hans: Das Buch von Fft., Mainz, Wiesbaden. München 1930. (Was nicht im Baedeker steht 9).Reimann: Was nicht im Baedeker steht 1930, S. 152. | Wer ist’s? Titel auch: Degener’s Wer ist’s? Titel ab 1923: Wer ist wer? Wechselnde Untertitel: Zeitgenossenlexikon. / Unsere Zeitgenossen. / Das deutsche Who’s who. Leipzig, ab 1928 Berlin 1905-93.Wer ist wer? 1962, S. 935.
Quellen: ISG, Bestand Nachlässe (S1).Nachlass: ISG, S1/172. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/12.
Internet: „Freunde Fft.s e. V., gegr. 1922, vormals Bund tätiger Altstadtfreunde“, Ffm. http://www.freunde-frankfurts.de/verein/luebbecke.html
Hinweis: Kurzbiographie von Fried Lübbecke.
Freunde Fft.s, 9.12.2016.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Fried_L%C3%BCbbeckeWikipedia, 9.12.2016.

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Empfohlene Zitierweise: Schäfer, Kurt/Schilling, Jörg: Lübbecke, Fried. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3125

Stand des Artikels: 7.11.2019
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 12.2016.