W.s Urgroßvater Johann Philipp W. (1650-1720) und sein Großvater Johann Baptist W. (1683-1735) waren evangelische Pfarrer in Ffm. Sohn des Bankiers Johann Ludwig W. (1727-1767).
W. erlernte das Bankgeschäft in Berlin. 1781 heiratete er die Berlinerin Maria Magdalena, gen. Meline, Lang (auch: Lange; 1763-1792), kehrte nach Ffm. zurück und übernahm das Bankhaus des früh verstorbenen Vaters. Mit seiner Frau Maria Magdalena besuchte W., der schon länger mit
Goethes Mutter in Kontakt stand, kurz nach der Hochzeit erstmals
Goethe in Weimar. 1788 wurde W. zum Königlich Preußischen Agenten beim Ffter Rat ernannt. 1789, im Jahr der Französischen Revolution, die W. begrüßte, wurde er in den Ffter Rat gewählt und zum preußischen Geheimrat ernannt. Als das französische Heer unter General Custine 1792 Ffm. eroberte, wurde W. als eine von sieben Geiseln festgenommen, um die Zahlung einer Kontribution zu erzwingen. Verbittert über das passive Verhalten des Ffter Rats während seiner Verhaftung schied W. kurz darauf aus seinem städtischen Amt aus. Noch im selben Jahr starb seine Frau (12.11.1792) und hinterließ ihm vier Töchter und einen (wenige Monate später ebenfalls verstorbenen) Sohn. In zweiter Ehe heiratete W. am 6.8.1793 Jeannette Mariane Chiron (1775-1796); aus dieser Verbindung stammte der Sohn
Abraham Ludwig Heinrich Jacob, gen. Brami, (von) W. (1794-1818), der nach zwei im Kindesalter zuvor verstorbenen Söhnen aus erster Ehe nunmehr W.s einziger Sohn war.
1793 wurde W. Königlich Preußischer Hofbankier, wodurch er den weiteren Aufstieg seines Bankhauses förderte. 1806 büßte er, nachdem die Franzosen Preußen geschlagen hatten, große Teile seines Vermögens ein. Er zog sich nach und nach aus dem Bankgeschäft zurück, bis er es schließlich 1815 ganz aufgab. Schon seit 1792 hatte sich der idealistisch gesinnte W. in wachsendem Maß der Literatur und den Wissenschaften zugewandt. Seine Sympathie für die Französische Revolution, mit der er sich in seinen Schriften kritisch auseinandersetzte, erlosch mit der Hinrichtung Ludwigs XVI. im Januar 1793. In diesem Jahr verfasste W. sein erstes Theaterstück: „Die Jacobiner”. 1798 fragte er in seiner ersten bedeutenden Flugschrift: „Besitzen denn die Franzosen die Freyheit, welche sie uns anbieten?” Der vom Theater begeisterte Bankier schrieb und übersetzte weitere Theaterstücke und verfasste eine Reihe kritischer Theaterschriften. Von 1800 bis 1802 war W. Mitglied der Oberdirektion des Ffter Nationaltheaters. Hier setzte er sich u. a. für eine Altersversorgung der Schauspieler ein. Der Versuch, Kotzebue für die Leitung des Theaters zu gewinnen, scheiterte. Am Theater machte W. 1800 die Bekanntschaft der 16-jährigen Marianne Jung, die seit 1798 in Ffm. auftrat. W. nahm sie als Pflegetochter ebenso wie zwei Jahre später August Bansa (1792-1855) als Pflegesohn in sein Haus auf. 1814 heiratete W. Marianne.
Schon 1797 hatte
Goethe während seines Fft.aufenthalts freundliche Aufnahme bei W. gefunden. 1808 hatte W.
Goethes Frau Christiane in Ffm. bei der Regelung der Nachlassangelegenheiten nach dem Tod der
Frau Rat Goethe unterstützt und dafür
Goethes Dankbarkeit erfahren. 1814 und 1815 trat der
Dichter in näheren persönlichen Kontakt zur Familie W. Auf deren Sommersitz, der Gerbermühle bei Oberrad, verlebte
Goethe 1815 mehrere Wochen. Von da an entwickelte sich ein reger Briefwechsel zwischen
Goethe und den W.s, der bis zum Tod
Goethes fortgeführt wurde.
1817 kehrte W. in die Politik zurück. In diesem und im nächsten Jahr wurde er in die Gesetzgebende Versammlung Fft.s gewählt. Im Verfassungsstreit und besonders in der Finanz- und Steuerpolitik vertrat er einen liberalen Standpunkt, der gegen seine eigenen Interessen als Mitglied des Ffter Geldadels stand.
W., der auch verschiedene pädagogische Schriften veröffentlichte, war ein Anhänger der Lehren
Pestalozzis und bemühte sich, das Ffter Schulwesen in dessen Sinne zu fördern. Seinen Sohn
Abraham, gen. Brami, (von) W. schickte W. 1807 nach Yverdon (Iferten) in das Erziehungsinstitut
Pestalozzis. Zahlreiche Ffter Familien folgten bald seinem Beispiel. Brami von W., der 1814 preußischer Offizier geworden war, wurde 1818 in einem Duell erschossen.
Porträtminiatur (von Joseph Nicolas Peroux, 1793) in Privatbesitz. Porträtrelief aus Alabaster (von
Landolin Ohmacht, um 1794/95) im Besitz des Freien Deutschen Hochstifts. Blatt mit eigenhändiger Widmung und getuschtem Schattenriss (1817) im Stammbuch von Marianne von Willemer (in Privatbesitz). Porträt (Pastell von
Anton Radl, 1819; zusammen mit dem Bildnis Mariannes als Geschenk des Ehepaars an
Goethe zu Weihnachten 1819) im Besitz der Klassik Stiftung Weimar.
W.straße und W.schule, eine Grundschule, in Sachsenhausen.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 561f.,
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