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Budge, Henry

Budge, Henry (eigentl.: Heinrich). Bankier. Kunstsammler. Stifter. * 20.11.1840 Ffm., † 20.10.1928 Hamburg, begraben auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße in Ffm.
Sohn des aus Wetzlar stammenden Ffter Bankiers und Handelsmanns Moritz Moses B. (1802-1872).
Wahrscheinlich Schüler des Philanthropins. Eintritt in das Geschäft seines Vaters. Dort war B. als Prokurist tätig, bis er 1866 nach Amerika auswanderte. Gründete 1867 zusammen mit Jakob H. Schiff und Leo Lehmann, die ebenfalls aus Ffm. stammten, das Bankhaus Budge, Schiff & Co. in New York, das nur bis 1872 bestand. B. kehrte anlässlich des Todes seines Vaters nach Ffm. zurück, ging aber 1875 nach wirtschaftlichen Studien in Europa erneut nach New York. Wurde dort Teilhaber des Bankhauses L. Hallgarten & Co. und beteiligte sich an Eisenbahnfinanzierungen. Als Multimillionär setzte sich B. 1903 zur Ruhe. Er ließ sich in Hamburg nieder, woher seine Frau Emma Ranette, geb. Lazarus (1852-1937), stammte.
B. stiftete 1912/13 größere Summen zur Gründung der Ffter Universität und wurde nach weiteren großzügigen Zuwendungen 1923 in den Großen Rat der Universität gewählt. 1920 errichtete B. mit einer Million Reichsmark die Henry und Emma B.-Stiftung in Ffm., die der Unterstützung fürsorge- und erholungsbedürftiger Menschen dienen sollte. Trotz Verlusten der Inflationszeit konnte die Stiftung mit Hilfe weiterer Spenden B.s bis zu dessen Tod wieder auf 250.000 Reichsmark aufgestockt werden.
1924 Ehrenplakette der Stadt Ffm. 1926 Brückenmedaille der Stadt Ffm.
Nach B.s Tod ließ seine Witwe Emma B. der Stiftung weitere Spenden zukommen. Mit den Mitteln der Stiftung wurde 1929/30 das Henry und Emma B.-Heim erbaut (Architekten: Mart Stam und Werner Moser unter Mitarbeit von Ferdinand Kramer und Erika Habermann), ein Altersheim am Dornbusch, wo auch eine Straße nach B. benannt wurde. Emma B. erhielt für ihre Verdienste um die Errichtung dieses Heims 1930 die Ehrenplakette der Stadt. Das Heim beherbergte zur Hälfte jüdische, zur Hälfte christliche alte Bürger. In der NS-Zeit wurden die jüdischen Bewohner aus dem Heim vertrieben und dessen Benennung nach dem Ehepaar B. getilgt (ab 1939 „Heim am Dornbusch“); der Bau wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und musste geräumt werden. 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und bis 1995 von der US-Armee als Zahnklinik genutzt, gehört das Gebäude heute zur privaten Seniorenwohnanlage „Grünhof im Park“. Die 1937 aufgelöste Henry und Emma B.-Stiftung wurde 1956 wiederbelebt und errichtete 1967 ein neues Henry und Emma B.-Heim für alte Menschen in Seckbach.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 119f., verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Literatur:
                        
Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Ffter Juden seit der Französischen Revolution. Hg. v. Kuratorium für Jüdische Geschichte e. V., Ffm. Bearb. u. vollendet durch Hans-Otto Schembs. 3 Bde. Darmstadt 1983.Arnsberg: Gesch. d. Ffter Juden 1983, Bd. III, S. 71f. | Arnsberg, Paul: Henry Budge. Der "geliebten Vaterstadt - Segen gestiftet". Ffm. 1972.Arnsberg: Henry Budge 1972. | Das Neue Fft. Monatsschrift für die Probleme moderner Gestaltung. [Späterer Untertitel: Internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung.] 5 Jahrgänge. Ffm. 1926-31.Stam, Mart/Moser, Werner: Das Altersheim der Henry und Emma Budge-Stiftung in Ffm. In: Das Neue Fft. 4 (1930), H. 7, S. 158-176. | Michels, Karen: Emma und Henry Budge oder Wie Hamburg einmal ein Porzellan-Palais entging. Göttingen [Copyright 2021]. (Mäzene für Wissenschaft NF 3).Michels: Emma u. Henry Budge 2021. | Schembs, Hans-Otto: Jüdische Mäzene und Stifter in Ffm. Hg. v. d. Moses Jachiel Kirchheim’schen Stiftung. Mit einer Einführung von Hilmar Hoffmann. Ffm. [Copyright 2007].Schembs: Jüd. Mäzene u. Stifter 2007, S. 43-45.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.955.

GND: 118664441 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Budge, Henry. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1901

Stand des Artikels: 26.6.1987