Günther von Schwarzburg. Deutscher König. * 1304 [nach anderen Angaben: 1303] Blankenburg, † 14.6.1349 Ffm., beigesetzt im Chor des Ffter Doms.
Graf G. XXI. von Schwarzburg-Blankenburg wurde auf der Blankenburg (heute Ruine Greifenstein/Bad Blankenburg) in Thüringen geboren. Seit 1330 in militärischen und diplomatischen Diensten
Ludwigs IV., des Bayern, zuletzt als Landrichter in Thüringen, als kaiserlicher Gesandter in Lübeck und als Vermittler zwischen den Hansestädten und dem Schwedenkönig. Am 11.10.1347 starb
Ludwig IV., der Bayer, aus dem Hause Wittelsbach, der sich, obwohl 1324 mit dem päpstlichen Bann belegt, gegen Habsburger, Luxemburger und im Verein mit Frankreich auch gegen den Papst durchgesetzt hatte. Angestachelt von Papst Clemens VI. hatte jedoch die Mehrheit von fünf anwesenden Kurfürsten am 11.7.1346 zu Rhens am Rhein Markgraf
Karl von Mähren aus dem Hause Luxemburg zum König gewählt. Obwohl
Karl IV. am 26.11.1346 in Bonn zum König gekrönt worden war und 1347 seine Machtposition noch durch die böhmische Königskrone stärken konnte, gab sich die wittelsbachische Partei nicht geschlagen. Nachdem ihr Versuch gescheitert war, König Edward III. von England, danach Markgraf Friedrich II. von Meißen als Nachfolger
Ludwigs zu präsentieren, überzeugten sie den 45-jährigen Grafen G. als treuen Gefolgsmann
Ludwigs, sich zum Gegenkönig wählen zu lassen. Seit dem 16.1.1349 lagerte er vor der Stadt Ffm. Dort auf dem Wahlfeld, „zu Frankenfort in dem Velde, da Romische kunge zu rechte (...) gewelt sind“, votierten am 30.1.1349 Erzbischof Heinrich von Mainz, die Pfalzgrafen Rudolf II. und Ruprecht I., Graf Ludwig von Brandenburg und Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg für G. Am 6.2.1349 öffneten sich für ihn die Stadttore, in der St. Bartholomäuskirche (Dom) wurde er auf den Altar erhoben. Tags darauf gab er die Privilegienbestätigung für die Reichsstadt, die „ihrem“ König am 8.2.1349 auf dem Samstagsberg (heute Römerberg) huldigte.
Für G. war wichtig, „am rechten Ort“ und von der Mehrheit korrekt gewählt worden zu sein. Aber es gelang der Diplomatie
Karls IV. rasch, G. von seinen wichtigsten Bundesgenossen zu isolieren. Überdies erkrankte G. – vermutlich an der Pest – und unterlag militärisch bei einem Treffen im Rheingau. Am 26.5.1349 verzichtete er im Vertrag von Eltville auf die Königswürde gegen eine angemessene finanzielle Entschädigung und die Zusage der Amnestie für seine Anhänger. Schon todkrank wurde er am 27.5.1349 in einer Sänfte nach Ffm. getragen, wo er am 14.6.1349 im Johanniterkloster starb.
G. wurde als einziger deutscher König (der er zum Zeitpunkt seines Todes schon nicht mehr war) im Domchor bestattet.
Karl IV. – am 17.6.1349 zum zweitenmal, nun in Ffm., zum König gewählt, worauf am 25.7.1349 die zweite Krönung in Aachen folgte – nahm an der Beisetzung (19.6.1349) teil und übernahm sogar die Ffter Schulden des Verstorbenen, dessen Leichnam von 20 Reichsgrafen in die Gruft vor dem Hochaltar gelegt wurde. Die Stadt Ffm., die G. die Treue gehalten hatte, machte ihren Frieden mit
Karl und hat von ihm in der Folgezeit zahlreiche Privilegien erhalten.
Die Erinnerung an G., den ungekrönten Glücklosen, ist in Ffm. dennoch lange nicht erloschen: Bis 1802 wurde im Dom Seelenmesse gelesen.
G.s Porträt für die Kaisergalerie im Römer wurde von
Karl Ballenberger (1836) gemalt und von
Moritz Freiherr von Bethmann gestiftet.
Die von einem unbekannten Künstler geschaffene Grabplatte (1352) G.s von der einstigen, von der Familie gestifteten Tumba im Dom befindet sich seit 1743 aufrecht stehend an der südlichen Chorwand rechts neben dem Eingang zur Wahlkapelle. Dass G. als Graf von Schwarzburg gestorben ist, bringt die Grabplatte zum Ausdruck, indem sie den Verstorbenen ohne Krone, allein in ritterlichem Gewand mit dem Familienwappen, dem schwarzburgischen Löwen, abbildet, umgeben von Heiligen und Wappen von Familienangehörigen und Anhängern (ursprünglich seitlich der Tumba). Zwei Figuren zu Haupt G.s halten Schriftbänder, die das Schicksal des charaktervollen, von Untreue und Falschheit umgebenen Grafen beklagen. Das hier vorkommende Wort „Gift“ hat die Legende entstehen lassen, G. sei durch seinen Ffter Arzt (Freidank von Heringen) vergiftet worden. Gift (in der Bedeutung von Gabe, wie noch in „Mitgift“) aber steht hier im Zusammenhang mit dem Geben falscher Zusagen.
Der Komponist Ignatz Holzbauer schuf die 1777 uraufgeführte Oper „Günther von Schwarzburg“.
Schwarzburgstraße und Schwarzburgschule, eine Grundschule, im Nordend.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 286f.,
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