Karl IV. Taufname: Wenzel. Deutscher König und Kaiser. * 14.5.1316 Prag, † 29.11.1378 Prag.
Erste Königswahl am 11.7.1346 in Rhens. Krönung am 26.11.1346 in Bonn. Zweite Königswahl am 17.6.1349 in Ffm. Zweite Krönung am 25.7.1349 in Aachen. Kaiserkrönung am 5.4.1355 in Rom.
14 gesicherte Aufenthalte in Ffm., darunter zwei Hoftage (1366 und 1368). Nachweisliche Quartiere in Ffm. im Deutschherrenhaus und im Haus
Siegfrieds zum Paradies.
K.s erster, indirekter Kontakt mit Ffm. verlief ausgesprochen negativ. Da die Stadt ihrem alten Förderer
Ludwig dem Bayern treu blieb, wurde K. in Rhens zum Gegenkönig gewählt. Auch nachdem
Ludwig 1347 gestorben war, schlug sich Ffm. nicht auf K.s, sondern auf die Seite
Günthers von Schwarzburg. Nach kurzer Auseinandersetzung bei Eltville legte jedoch der bereits erkrankte
Günther die Krone am 26.5.1349 nieder. Noch am selben Tag sicherte K. der Stadt Ffm. seine Gnade und die Bestätigung aller alten Privilegien zu.
Günther wurde inzwischen nach Ffm. zurückgebracht und starb hier am 14.6.1349. Daraufhin begab sich K. am 17.6.1349 mit seinen Anhängern in die Wahlstadt, und die Ffter huldigten nun ihrem neuen König und Stadtherrn. Für die hohen Kosten Fft.s von 15.200 Pfund Heller, die bei der für beide Seiten schwierigen Vorgeschichte entstanden waren, verpfändete K. der Stadt die Ffter Juden. Schon kurz darauf fand in Ffm. die sogenannte „Zweite Judenschlacht“ statt, bei der die meisten Ffter Juden umkamen oder flohen. K. scheint weniger nachdrücklich als seine Vorgänger für die Rechte der Juden eingetreten zu sein.
Die nächsten Aufenthalte K.s in Ffm. 1354, 1356, 1357, 1360 und 1363 waren eher flüchtig. Ffm. diente als Treffpunkt (1354 traf sich K. in Ffm. mit seiner Gattin, die dann nach Aachen zur Krönung weiterreiste) oder als Durchgangsort. Erst mit den beiden Hoftagen 1366 und 1368 stand Ffm. wieder im Zentrum der Reichspolitik. 1366 wurde der Zweite Italienzug (1368) beschlossen. Die Anwesenheit 1368 stand im Zeichen von dessen Vorbereitung. Es folgten zwei Kurzaufenthalte 1372 und 1374. K.s letzter Aufenthalt in Ffm. datiert anlässlich der Königswahl seines Sohnes Wenzel, die er 1376 durchsetzen konnte.
K.s Verhältnis zu Ffm. war weniger eng als das
Ludwigs des Bayern. Prag und Nürnberg rangierten vor Ffm. Dennoch hat die Stadt auch von K. erheblich profitiert. Vor allem wurde Ffm. 1356 durch die Goldene Bulle endgültig zum Königswahlort bestimmt. Das Ffter Original wurde 1366 auf Kosten der Stadt angefertigt, denn Ffm. war – da die Goldene Bulle für die Wahl etliche nähere Bestimmungen enthielt – an einem vollständigen und rechtskräftigen Text interessiert. Obwohl eine Abschrift, wurde das Ffter Exemplar die am meisten bekannte und benutzte Ausfertigung und gewann später den Charakter eines Reichsexemplars.
Eine wichtige Etappe auf dem Weg zur kommunalen Selbstverwaltung war die Übertragung des Schultheißenamtes an die Stadt, die Ffm. unter K. erreichte (1372). So konnte Ffm. nun seinen obersten städtischen Gerichtsherrn selbst bestimmen. Auch auf wirtschaftsrechtlichem Gebiet errang Ffm. von K. ein weiteres wichtiges Privileg (1360). So durften während der Messezeiten vor einem Gericht Beklagte wegen dieser Klage nicht bekümmert werden. Dies erleichterte den Zugang und steigerte die Rechtssicherheit auf den Ffter Messen.
K. verteilte seine Zugeständnisse freilich nicht umsonst. Er hatte die Finanzkraft Fft.s erkannt und suchte sie für seine Zwecke einzusetzen. Abgesehen von den hohen fiskalischen Abschöpfungen zeigt dies besonders seine gezielte territoriale Erwerbspolitik entlang einer der wichtigsten Handelsstraßen des Reichs, Prag – Nürnberg – Ffm. Seine Erklärung, er wolle den zukünftigen böhmischen Königen eine bequeme Reise zu Wahlen und Fürstentagen in Ffm. ermöglichen, mag vordergründig überzeugen. Der Zugriff auf einträgliche Zoll- und Geleitsstellen dürfte K. jedoch kaum weniger interessiert haben.
Fft.s politische und wirtschaftliche Bedeutung stieg unter K. weiter an. Die geldmächtige Stadt konnte den königlich-kaiserlichen Finanzbedarf für ihre Zwecke nutzen und ihre innere Selbstständigkeit ausbauen.
Auf K. geht in Ffm. der Karlskult, die Verehrung
Karls d. Gr. (jährliches Karlsamt im Dom), zurück.
1711, zur Krönung Karls VI., wurde der Ffter Kaisersaal von Konrad Unsin mit gemalten Büstenporträts aller deutscher Herrscher in den Wandnischen ausgestattet, wozu auch ein Büstenporträt K.s gehörte. Kaiserbildnis (von Johann Franz Brentano, vor 1841) im Kaisersaal des Römers. Standbild (von
Friedrich Hausmann, 1896/97) an der Römerfassade.
Im ISG sind die meisten Privilegien K.s für Ffm. (darunter die Urkunde zur Überschreibung des Königsforsts an die Stadt, 1372), zahlreiche Kaiserschreiben sowie vor allem das Ffter Exemplar der Goldenen Bulle überliefert. Ffm. besaß ferner zwei spätmittelalterliche deutsche Übersetzungen der Goldenen Bulle, die heute verloren sind. Eine schenkte die Stadt 1938 Adolf Hitler, die andere verbrannte 1944 bei einem Luftangriff.
Anlässlich von K.s 600. Todestag 1978 Gedenkgottesdienst im Dom. 1981 Foto-Ausstellung „Karl IV. in Europa“ im Karmeliterkloster, eine Zusammenfassung der großen Ausstellung in Nürnberg und Köln 1978.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 385f.,
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