Erste Schuljahre in Mannheim. 1851 wanderte H. mit seinen Eltern und Geschwistern nach Amerika aus. Dort, in New York, gründete der Vater das Bankhaus Hallgarten & Co., in das H. 1868 als Teilhaber eintrat. Die Bank betrieb vor allem die Finanzierung bedeutender Bau- und Eisenbahnprojekte und war neben den Bankhäusern Lehmann und
Schiff an einem großen Finanzkonsortium zur Sanierung des amerikanischen Eisenbahnwesens beteiligt. H. lernte hier das auf privater Initiative beruhende amerikanische Wohltätigkeitswesen kennen. Vermutlich steckte er sich auf einem seiner Streifzüge durch die Elendsviertel in New York, die er unternahm, um Hilfe für die Armen zu suchen, mit der Schwindsucht an. Das New Yorker Klima zwang den Lungenkranken, 1875 nach Europa zurückzukehren. Nach Kuren in Sizilien, an der Riviera und am Genfer See ließ H. sich 1877 in Ffm. nieder, wo er, weiterhin Teilhaber der New Yorker Bank, fortan als Privatier lebte.
H. widmete sich hier in großem Stile wohltätigen Bestrebungen aller Art. Zunächst trat er als Pfleger in den Israelitischen Hilfsverein ein, wo man bald sein hervorragendes Organisationstalent erkannte und ihn in den Vorstand, später zum Vorsitzenden wählte. In den folgenden Jahren traten immer mehr gemeinnützige Vereinigungen an H. mit der Bitte um Mitarbeit heran. Unermüdlich engagierte er sich für philanthropische Bestrebungen. Sein im Lauf der Zeit von New York nach Ffm. transferiertes Millionenvermögen setzte er selbstlos für soziale, kulturelle und politisch-demokratische Belange in der Stadt, aber auch weit über die Stadt hinaus ein. Besonders bemühte er sich um die Jugend-, Mütter- und Säuglingsfürsorge, die Verbesserung der Armen- und Krankenpflege, die Hebung der Wohnverhältnisse sowie den Ausbau des Volksbildungswesens. Als enger Freund von Oberbürgermeister
Adickes gehörte er zu den Mitbegründern des Sozialen Museums, förderte dann vor allem auch den Aufbau der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften und deren Ausbau zur Universität; so stiftete er u. a. 200.000 Mark zur Errichtung einer therapeutischen Anlage in der künftigen Universitätsklinik. Die Stadtbibliothek (heute UB Ffm.) verdankt H. wertvolle Americana und Judaica, darunter 170 Werke synagogaler Musik. H. war Gründer bzw. Mitbegründer zahlreicher sozialer Institutionen, so der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen (1890) und der „Centrale für private Fürsorge“ (1899) sowie des Instituts für Gemeinwohl, der Gesellschaft für Wohlfahrtseinrichtungen, des „Vereins für die Idiotenanstalt“ (Kalmenhof) in Idstein, des Vereins Kinderschutz für entlassene Hilfsschüler, des Vereins für Kinderhorte, des Vereins Jugendwohl, des Ffter Vereins Mutterschutz, des Hauspflegevereins, des Asylvereins für Obdachlose, des Vereins zur Bekämpfung der Tuberkulose, des Ausschusses für Volksvorlesungen, des Rhein-Mainischen Verbands für Volksvorlesungen u. v. a. Förderer des Vereins Reichswohnungsgesetz, des Verbands für Wohnungsreform, des Ffter Armenvereins, der Witwen- und Waisenkasse des Ffter Stadttheaters, des Rhein-Mainischen Volkstheaters, des Ffter Frauenbildungsvereins, des Frauen-Rechtsschutzvereins, des Freien Deutschen Hochstifts, des Museums für Kunsthandwerk sowie der Gewerkschaftsbewegung in Ffm. Seit 1886 Mitglied des Waisen- und Armenamts. In seinen Wohltätigkeitsbestrebungen überkonfessionell orientiert, kümmerte sich H. jedoch auch in besonderem Maße um in Bedrängnis geratene jüdische Glaubensgenossen; seine Fürsorge galt etwa den infolge der Pogrome von 1905 verfolgten Juden und Jüdinnen im Osten. Vorsitzender des Gumpertz’schen Siechenhauses und des Almosenkastens der Israelitischen Gemeinde. Mitbegründer der Ffter Loge B’nai B’rith und des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus; daneben Förderer zahlreicher jüdischer Organisationen internationaler Prägung. Gründer der Gesellschaft zur Erforschung jüdischer Kunstdenkmäler und Mitbegründer des Museums jüdischer Altertümer in Ffm. Mäzen vieler Künstler, u. a. Förderer
Pfitzners.
Zeit seines Lebens amerikanischer Staatsbürger geblieben, lehnte H. alle Auszeichnungen ab, die ihm aus dem kaiserlichen Deutschland, aber auch aus dem Ausland zuteilwurden. Doch bei dem Trauerzug zu seiner Beerdigung (auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße) säumten mehr als 20.000 Menschen die Straßen und zollten so dem großen Philanthropen ihre Anerkennung.
H.s ältester Sohn, der Chemiker Fritz H. (1865-1925), setzte das philanthropische Lebenswerk des Vaters fort und widmete sich insbesondere der Kranken- und Kriegsfürsorge sowie der Förderung der Ffter Universität. Der Sohn Robert H. (1870-1924), der als Arzt in München lebte, ehrte den Vater mit einer Biographie (1915).
Zum 100. Todestag 2008 Ausstellung „Ein Amerikaner in Ffm.“ in der UB Ffm.
H.straße im Gebiet des von der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen errichteten Nordendblocks. Charles-H.-Schule (bis 2008: H.schule), eine Förderschule, früher im Nordend, jetzt am Bornheimer Hang. Am Platz der alten, 2003 abgerissenen H.schule auf dem heutigen Gelände der „Fft. University of Applied Sciences“ im Nordend befindet sich seit 2010 der unter Verwendung von Schmucksteinen des alten Schulgebäudes gestaltete „H.-Hof“.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 298f.,
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