Aus alter Ffter Metzger- und Ratsherrenfamilie. Geboren im Haus zur Stadt Nürnberg an der Schmidtstube in der Altstadt (südlich des Doms).
Besuch des Wöhler-Realgymnasiums und kaufmännische Lehre in Ffm. Weitere Ausbildung in England und Frankreich. Seit 1894 Tätigkeit als Direktor der Linoleumfabrik Maximiliansau in Karlsruhe. 1898 kehrte H. in seine Vaterstadt zurück und übernahm hier die seit 1837 bestehende
Bauersche Gießerei an der Bockenheimer Landstraße. 1904 errichtete er in der Moltkeallee (der heutigen Hamburger Allee) ein neues, für damalige Verhältnisse vorbildliches Firmengebäude. Bereits seit 1885 besaß die
Bauersche Gießerei eine Filiale in Barcelona; 1916 wurde die Ffter Schriftgießerei Flinsch übernommen, und 1927 wurde eine Zweigniederlassung in New York gegründet.
Um die Jahrhundertwende, als H. die
Bauersche Gießerei erworben hatte, war das Schriftgießereigewerbe duch das Aufkommen der Setzmaschinen, vor allem der „Linotype“, in eine schwere Existenzkrise geraten. Auf diese Herausforderung durch eine industrielle Massenproduktion reagierten die Schriftgießer, allen voran Karl Klingspor (1868-1950) in Offenbach, mit einer Spezialisierung auf den Entwurf neuer, künstlerisch anspruchsvoller Schriften, eine Entwicklung, die im Kontext der Buchkunstbewegung zu sehen ist. H. nahm eine Reihe von Schriftkünstlern unter Vertrag, u. a. Emil Rudolf Weiß (1875-1942), Paul Renner (1878-1956) und F. H. Ernst Schneidler (1882-1956), die zahlreiche neue Schriften für die
Bauersche Gießerei schufen. Die wichtigste Schrift des Unternehmens war die von Paul Renner Mitte der Zwanzigerjahre entworfene und seit 1927 in zahlreichen Varianten produzierte „Futura“, die eine der bedeutendsten Druckschriften des 20. Jahrhunderts überhaupt und damit auch ein großer kommerzieller Erfolg für die Firma wurde.
Dem Nationalsozialismus stand H. distanziert und kritisch gegenüber. Er versuchte, bedrängten Personen dezent einen Schutzraum zu bieten, und nahm Menschen, die aus rassischen oder anderen Gründen bedroht waren, in seinen Betrieben auf. Gleichwohl kooperierte er während des Krieges eng mit Oberbürgermeister
Krebs, der angesichts seines gespannten Verhältnisses zu Gauleiter
Sprenger den Anschluss an die alteingesessenen Kreise des Ffter Bürgertums suchte. Nach dem Krieg war H., der als politisch unbelastet galt, gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten der bürgerlichen Gesellschaft, insbesondere
Ernst Beutler und
Fried Lübbecke, einer der Fürsprecher für
Krebs bei dessen langwierigem Entnazifizierungsverfahren.
1944 wurde die
Bauersche Gießerei zerstört. H. selbst wurde in Ffm. ebenfalls ausgebombt und musste jahrelang auf seinem Landsitz im Spessart wohnen. Trotzdem leitete er den Wiederaufbau seines Unternehmens noch selbst. Erneut, bis in die Sechzigerjahre hinein, erlebte die Firma einen großen Aufschwung. Mit dem Aufkommen neuer Technologien wie dem Fotosatz und der Digitalisierung aber wurde das Schriftgießereigewerbe vollkommen marginalisiert. 1972 musste die
Bauersche Gießerei in Ffm. aufgegeben werden, während der Betrieb in Barcelona von einem Enkel H.s noch weitergeführt wurde.
Zusätzlich zur Schriftgießerei gründete H. 1919 in einer vollkommen anderen Branche einen weiteren Industriebetrieb in Ffm., die „EMDA“ („Elektro-Medico-Dental-Apparatur“), eine Spezialfabrik für elektro-medizinische und zahnärztliche Apparate, die später ihren Sitz in der Hanauer Landstraße hatte. Auch dieser Betrieb existiert heute nicht mehr.
Neben seiner kaufmännischen Tätigkeit wirkte H. als unermüdlicher Förderer von Kunst, Kultur und Pferdesport in Ffm. Vorstandsmitglied in der Ffter Bibliophilen-Gesellschaft. Mitbegründer des Schriftgussmuseums im Haus zum Alten Frosch (im Zweiten Weltkrieg zerstört). Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender des Bunds tätiger Altstadtfreunde. Mitglied in der Städel-Administration und ab 1933 Vorsitzender des Städelschen Museums-Vereins. Seit 1944 Vorsitzender im Verwaltungsausschuss des Freien Deutschen Hochstifts; hier initiierte er gemeinsam mit
Ernst Beutler den raschen Wiederaufbau des
Goethehauses. Tätig in weiteren Kuratorien und Stiftungen, u. a. im Kuratorium der Stadtbibliothek und im Ffter Kunstverein. H. besaß selbst eine hervorragende Kunstsammlung (vor allem mittelalterlicher Plastik, aber auch von Werken der Moderne, darunter Arbeiten von
Max Beckmann). Er war auch mäzenatisch aktiv, indem er Künstler, wie die mit ihm befreundete Renée Sintenis, unmittelbar unterstützte und ihre Werke sammelte. Darüber hinaus förderte H. die Ffter Museen vielfach durch Schenkungen und Spenden. Dem Städel schenkte er die Plastik „Eva“ von Rodin und die Skulptur einer jungen Frau von Despiau. Für den Wiederaufbau der Alten Oper stiftete H. 10.000 Mark.
Ein wichtiges Kapitel in H.s Wirken stellt die Förderung des bibliophilen Buchdrucks und die Herausgabe entsprechender Werke dar. Diese handwerklich aufwendig gemachten Bücher, darunter Kostbarkeiten von großem bibliophilem Wert, wurden in limitierter und nummerierter Auflage unter Verwendung hauseigener Schriften direkt in der
Bauerschen Gießerei hergestellt; sie dienten nicht dem Verkauf, sondern wurden zumeist unter den Mitgliedern der Bibliophilen-Gesellschaft verschenkt oder anderweitig gezielt gestiftet. Den Höhepunkt dieses Programms bildete die Zusammenarbeit mit
Max Beckmann in der Zeit von 1941 bis 1944. H. und
Beckmann waren sich bereits 1917 in Ffm. flüchtig begegnet, hatten dann aber zunächst keinen engeren Kontakt mehr. Jetzt erteilte H. dem im Amsterdamer Exil lebenden Künstler über Mittelsmänner den Auftrag, zunächst die Apokalypse und später
Goethes „Faust II“ zu illustrieren. Diese Zusammenarbeit mit
Beckmann, die nur über Briefkontakt und unter Geheimhaltung geschehen konnte, war als kulturpolitische Initiative gegen das NS-Regime gerichtet. Den Zyklus handkolorierter Steinzeichnungen zur „Apokalypse“ brachte H. 1943 in einem Privatdruck mit einer Auflage von offiziell 24 (inoffziell mehr als 40) Exemplaren heraus, die er persönlichen Freunden überreichte. Andererseits erledigte die
Bauersche Gießerei damals auch Druckaufträge für die nationalsozialistischen Machthaber im Zusammenhang mit dem „Führermuseum“ in Linz. Die adäquate Reproduktion von
Beckmanns Zeichnungen zu „Faust II“ war technisch anspruchsvoll und konnte erst 1957 in einer ersten Fassung realisiert werden.
Bereits kurz nach dem Krieg brachte die
Bauersche Gießerei unter schwierigen Umständen eine aufwendig gestaltete Festschrift zu H.s 75. Geburtstag heraus. 1950 gab H. den Bildband „Alt-Fft. – Ein Vermächtnis“ (bearb. von
Fried Lübbecke) heraus und verschenkte die gesamte Auflage von 3.000 Exemplaren. Das Material zur Ffter Altstadt, das das Buch bietet, stammt aus einer fotografischen Dokumentation, die H. angesichts der drohenden Zerstörung der Stadt während des Zweiten Weltkriegs veranlasst hatte.
Für seine Verdienste um das öffentliche Wohl seiner Vaterstadt wurde H. 1950 zum Ehrenbürger von Ffm. ernannt. Als Förderer des Kulturlebens war er bereits 1946 Ehrenbürger und 1949 Ehrensenator der Johann Wolfgang Goethe-Universität geworden. Weitere Auszeichnungen und Ehrungen, u. a. Goetheplakette der Stadt Ffm. (1948), Ehrenmitgliedschaft im Ffter Kunstverein (1952), Großes Bundesverdienstkreuz (1953) und Ehrenmitgliedschaft in der Ffter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft (1953) sowie in der 1951 gegründeten Max Beckmann-Gesellschaft.
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann III 26).
H. war seit 1894 verheiratet mit Maria Margarethe
Henriette H., geb. Eschelbach (1871-1950). Aus der Ehe stammten die Tochter Susette Charlotte, gen.
Susi, H. (1895-1983), verheiratet mit Ernst Vischer (1884-1962), Geschäftsführer der
Bauerschen Gießerei, die Tochter Johanna Margarethe, gen.
Hanny, H. (1896-1971), verheiratet mit Dr. Alfons Finsterlin (1891-1943), und der Sohn
Carl Georg H. (1899-1950), verheiratet in erster Ehe mit Boby Mouson (1905-1960), in zweiter Ehe mit Alice Fellner, einer Urgroßnichte des Bürgermeisters
Carl Fellner.
Reste des Nachlasses im ISG.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 303f.,
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