Sohn des Bankiers Alexander H. (1838-1916) und dessen Ehefrau Anna, geb. Reiß (1839-1925). Enkel von Georg H. (1812-1884), dem Namensgeber des Bankhauses Georg H. & Sohn. Die Großeltern mütterlicherseits entstammten den alteingesessenen jüdischen Familien Reiß und Flersheim und waren in den 1840er Jahren zum evangelischen Glauben konvertiert.
H. erfuhr, der Familientradition entsprechend, eine Ausbildung in verschiedenen Bankhäusern in Genf, London, Paris, New York und Berlin, bevor er 1887 als Teilhaber in das väterliche Bankgeschäft in Ffm. eintrat. 1891 heiratete er
Mathilde Bertha Metzler (1870-1920), Tochter des Bankiers und Stadtrats
Albert (seit 1901: von) Metzler. Am Schaumainkai 47 ließ das Paar sich eine repräsentative Villa erbauen, die zu einem Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt wurde.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich mit der Industrialisierung die Unternehmensform der Aktiengesellschaft, auch im Finanzsektor, durch. Nach einer anfänglichen Reserve der Ffter Banken gegenüber der Aktie stieg das Bankhaus H. in die Industriefinanzierung ein, als es 1888 gemeinsam mit dem Bankhaus J. J. Weiller Söhne den Auftrag erhielt, die Aktien der Farbwerke Hoechst an die Börse zu bringen. Dem Aufsichtsrat der Hoechst AG gehörten daher zunächst H.s Vater (als stellvertretender Vorsitzender 1906-07), dann H. selbst (1912-32) an. Wenige Jahre später beteiligte sich das Bankhaus H. als einer der Kommanditisten auch an der Firma Brown, Boveri & Cie. (BBC). H.s zunehmende Vernetzung im deutschen Industrie- und Bankenwesen drückt sich in einer Vielzahl von Aufsichtsratsmandaten aus, die er im Lauf seines Lebens übernahm, u. a. bei der Ffter Hypothekenbank (seit 1905, als Vorsitzender 1920-28), der Ffter Bank (seit 1906, als stellvertretender Vorsitzender 1920-25, dann als Vorsitzender 1925-28), der Deutschen Bank, der Metallgesellschaft (bis 1934), den Adlerwerken (1915-25), mehreren Versicherungsgesellschaften und seit 1926 bei der IG Farbenindustrie AG (bis 1933).
Daneben übte H. zahlreiche Ämter in Institutionen und Gremien zur wirtschaftlichen Organisation und Selbstverwaltung aus. So war er Mitglied im Gesamtvorstand der Ffter Börse (1900-33), zeitweilig stellvertretender Vorsitzender der Abteilung Wertpapierbörse und seit 1904 Mitglied des Ehrengerichts für die Wertpapierbörse, seit 1924 als dessen Vorsitzender; er gehörte dem Deutschen Industrie- und Handelstag (seit 1913 als Mitglied in dessen Ausschuss für Banken-, Kredit- und Geldwesen), dem Ffter Bezirksausschuss der Reichsbank (als Beigeordneter) und dem Börsenausschuss beim Reichsamt des Innern bzw. seit 1913 im Reichswirtschaftsministerium (als stellvertretendes Mitglied) an. Bei der Ffter Handelskammer, deren Mitglied er seit 1904 war, avancierte H. zunächst (1915) zum Vizepräsidenten, schließlich (1921) zum Präsidenten; hundert Jahre zuvor hatte schon sein Urgroßvater Friedrich Michael H. (1768-1839) als Senior an deren Spitze gestanden (1821-29). In dieser Funktion vertrat H. die Interessen des Wirtschaftsstandorts und Finanzplatzes Ffm., u. a. durch Interventionen direkt beim preußischen Ministerpräsidenten. Ausgehend vom Verlust der staatlichen Unabhängigkeit Fft.s 1866 sah er die Stadt vielfach strukturell benachteiligt, etwa durch ungünstige Zuschnitte von Kammerbezirken und Verwaltungsterritorien. Unter seiner Leitung gelang der organisatorische Zusammenschluss aller Handelskammern des Rhein-Main-Gebiets zu einer einheitlichen Interessenvertretung der privaten Wirtschaft gegenüber den staatlichen und kommunalen Institutionen. In Anerkennung seiner Verdienste um das Wirtschaftsleben wurde H. am 27.10.1927 die Bronzene Ehrenplakette der nunmehrigen Industrie- und Handelskammer (IHK) Ffm. verliehen.
H.s 70. Geburtstag am 10.4.1933 fiel in die beginnende NS-Zeit. Wenige Wochen zuvor hatte die Mitgliederversammlung der IHK beschlossen, ihren Präsidenten zu diesem Anlass mit der Goldenen Medaille zu ehren. Im Vorfeld der Ereignisse um den Boykott jüdischer Geschäfte und Betriebe jedoch legten sämtliche Mitglieder des IHK-Präsidiums am 31.3.1933 ihr Amt nieder. Die zugedachte Auszeichnung wurde H., der sich jetzt zudem als „Halbjude“ angefeindet sah, vermutlich nur in aller Stille verliehen. Eineinhalb Jahre nach diesem unwürdigen Abschied erlag H. einem Krebsleiden.
H. und sein Vater waren Gründungsstifter (mit einem Betrag von 100.000 Mark) und Kuratoriumsmitglieder der Ffter Universität. H. gehörte zu den „Bohnenrittern“, einer rein privaten, höchst exklusiven Herrenrunde aus dem führenden Großbürgertum der Stadt, die sich der Jagd und dem kultivierten Diner widmete.
Jugendporträt (von
Otto Scholderer, 1887) in Familienbesitz. Bronzebüste (von
Richard Scheibe), ursprünglich aufgestellt in der Industrie- und Handelskammer Ffm. und nach der NS-Machtübernahme 1933 an den Porträtierten zurückgesandt, heute in der Eingangshalle des Bankhauses H. & Aufhäuser in Ffm.
.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 306f.,
.