Janauschek, Franziska Magdalene (auch: Magdalena) Romance, gen. Fanny. Schauspielerin. * 20.7.1828 Prag, † 29.11.1904 New York.
Aus einfachen Verhältnissen. Der tschechische Vater soll entweder Schneider oder verarmter Kaufmann, die deutsche Mutter eine Theaterwäscherin gewesen sein.
Erste Bühnenauftritte als Kind im Corps de ballet am Prager Landestheater. Privater Gesangs- und Schauspielunterricht, u. a. bei Karl Friedrich Baudius (1794/96-1860). Seit 1844 Mitglied im Schauspielensemble des Prager Landestheaters, an dem sie am 17.7.1845 in zwei größeren Komödienrollen (u. a. als Karoline von Biberstein in Blums „Ich bleibe ledig!“) debütierte. Nach einer schwierigen Zwischenzeit, in der J. mit der Hoffnung auf eine Anstellung am Theater in Leipzig scheiterte, daraufhin an Wanderbühnen in der Provinz spielte, nebenbei als Blumenmacherin arbeitete und schließlich erste kleinere Engagements erhielt, insbesondere in Annaberg und Heilbronn (dort Bekanntschaft mit und Förderung durch Justinus Kerner), wurde sie im Herbst 1847 an das Kölner Stadttheater verpflichtet. Durch den Regisseur und Lustspielautor
Roderich Benedix, den sie in Köln kennenlernte, kam J. nach Ffm., wo sie im Januar und im Mai 1848 erfolgreich auf Engagement gastierte, u. a. als Gretchen in „Faust“ (27.1.1848) und als Luise in „Kabale und Liebe“ (16.5.1848). Populär wurde die damals noch unbekannte Schauspielerin durch ihr Auftreten in einer Festvorstellung des Komödienhauses zu Ehren der gerade eröffneten Deutschen Nationalversammlung, als sie den Prolog sprach zu der Aufführung des Dramas „Ernst, Herzog von Schwaben“ von
Ludwig Uhland, der auch als Abgeordneter nach Ffm. gekommen war (21.5.1848). Spätestens seit 1849 bis 1860 war J. fest am Ffter Komödienhaus engagiert, zunächst im Fach der jugendlichen Liebhaberin mit Rollen wie Gretchen, Käthchen von Heilbronn und Julia. Mit einem Schlag berühmt wurde sie als Iphigenie in der Ffter Festvorstellung zu
Goethes 100. Geburtstag 1849. J., die damit zu einer der ersten Schauspielerinnen Deutschlands aufstieg („die deutsche Rachel“), beeindruckte das Publikum künftig insbesondere als Heldendarstellerin und Tragödin, u. a. als Antigone, Medea, Desdemona, Phädra, Leonore und Maria Stuart, nicht nur in Ffm., sondern auch auf zahlreichen Gastspielen in anderen Großstädten. Vorgeblich aufgrund ihrer häufigen Abwesenheiten wurde die J. 1860 von dem neuen Theaterdirektor
Carl von Guaita entlassen. Daraufhin kam es zu einem Theaterskandal, zu dem sie selbst durch ihre Broschüre „Illustrationen zur neuesten Geschichte des Ffter Theaters unter der Leitung des
Herrn Dr. von Guaita“ (1861) beitrug. Bereits am 8.7.1860 hatte J. zum letzten Mal im Komödienhaus auf der Bühne gestanden, und am 5.2.1861 gab sie ihre Ffter Abschiedsvorstellung im Saal der Harmonie. Einen allerletzten Auftritt in Ffm. hatte sie als Germania im Festspiel und -zug zum 1. Deutschen Bundesschießen in Ffm. im Juli 1862. Nach einem Engagement in Dresden (1861-63), wohl längeren Aufenthalten in München, wo sie u. a. vor König Ludwig II. spielte (um 1863/64), und weiteren Gastspielen im deutschsprachigen Raum, u. a. am Wiener Burgtheater (1863), ging J. mit einer deutschen Theatertruppe 1867 nach Amerika. Mit ihrem ersten Auftritt in den USA, als Medea an der Academy of Music in New York (9.10.1867), hatte sie einen spektakulären Erfolg, und auf der folgenden Tournee durch die Vereinigten Staaten feierte sie wahre Triumphe als Schauspielerin und Theaterunternehmerin. Sie spielte zunächst in deutscher Sprache, teilweise im Dialog mit englisch sprechenden Bühnenpartnern (etwa in der Rolle der Lady Macbeth), bis sie innerhalb von zwei Jahren (1868-69) das Englische fließend gelernt hatte. 1873 kurzzeitig nach Deutschland (u. a. zu Gastspielen in Darmstadt und Mainz) zurückgekehrt, ließ sich J. schließlich ganz in Amerika nieder, wo sie künftig nur noch in englischer Sprache auftrat und ihre früheren Erfolge noch überbot. Doch dann verlor sie die Gunst des amerikanischen Publikums. Eine ihrer letzten Rollen war die Mutter Rosenbaum in dem Erfolgsstück „The Great Diamond Robbery“ am Broadway (1895). Nach einem Schlaganfall (1900) musste sie sich endgültig von der Bühne zurückziehen. Völlig verarmt und vergessen starb J. im St. Mary’s Hospital in Brooklyn.
Porträt, wohl in der Rolle der Donna Isabella in „Die Braut von Messina“, entstanden anlässlich eines Gastspiels in Weimar (von Arnold Böcklin, 1861; restauriert 2016-20), im Städel Museum. Drei Vorstudien (Kohlezeichnungen) zu diesem Bildnis im Besitz des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt.
Da J. nicht nur als Germania, sondern wohl auch öfter als Francofurtia aufgetreten war, kam das Gerücht auf, sie sei das Modell der Francofurtia auf dem Ffter Taler von 1857 gewesen, was jedoch
August von Nordheim, der Schöpfer des Talers, bestritt. Dennoch hieß die Münze fortan im Ffter Volksmund „J.taler“, während sie in Amerika, ebenso irrig, als „Rothschild Love Dollar“ legendär wurde.
Einzelne Briefe und einige Rollenfotos von J. im Besitz der UB Ffm.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 370f.,
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