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Kirn, Richard

Richard Kirn

Richard Kirn
Fotografie von Klaus Meier-Ude (1961; Ausschnitt).

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 7716).
Kirn, Richard. Signum: RK (auch: rk, R. K., r. k., Riki). Journalist. Schriftsteller. * 9.4.1905 Worms, † 29.12.1979 Ffm.
Kaufmännische Lehre in einer Farbenfabrik (1919-23), anschließend Tätigkeit als Kaufmannsgehilfe in Worms. Beginn der journalistischen Laufbahn 1926 mit Sportberichten aus Mannheim für eine Saarbrücker Fußballzeitung. Seit 1927 Redakteur der Wormser Volkszeitung. Leiter der als deren Beilage erscheinenden Mittelrheinischen Sportzeitung (MSZ). Am 15.1.1934 wurde K. infolge einer Denunziation auf offener Straße in Worms verhaftet, zunächst ins Polizeigefängnis gebracht, bald in Gestapo-Haft überstellt und später in das KZ Osthofen eingeliefert. Ihm wurde vorgeworfen, dass er das „Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror“ (1933) besessen und weiterverbreitet hatte, das die Nationalsozialisten selbst als Brandstifter des Reichstags zu entlarven versuchte. 1945/46 berichtete K. unter dem Pseudonym Stefan (auch: Stephan) Stromberg in einer 30-teiligen Artikelserie „Ich habe nichts vergessen“ im Neuen Mainzer Anzeiger (Ausgabe Worms) über die Anfänge des Nationalsozialismus und die beginnende NS-Zeit in Worms, seine Verhaftung und seine Erlebnisse im Konzentrationslager.
Um dem weiteren Zugriff der Nationalsozialisten in Worms zu entgehen, kam K. nach seiner Entlassung aus der mehrmonatigen Haft 1934 nach Ffm. und arbeitete hier zunächst als freier Journalist. Im Sommer 1934 musste er sich einem Prozess wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ vor dem Oberlandesgericht Darmstadt stellen, der dank dem unerwarteten „Wohlwollen des Gerichts“ (so K.) mit einem Freispruch für ihn endete: „Die Urteilsbegründung“, schrieb K. in der Schilderung des Prozesses 1946 in seiner autobiographischen Artikelserie, „war verblüffend kurz. (Eine schriftliche habe ich nie erhalten.) Sie bestand (...) aus dem einen Satz, meine Behauptung, ich hätte die Braunbücher nur aus journalistischem Interesse gelesen und nur an Journalisten weitergegeben, sei nicht zu widerlegen gewesen.“
Seit 1935 Redakteur beim Ffter General-Anzeiger (FGA), wo er anfangs vor allem als Sportreporter tätig war und seit 1938 zudem das Ressort Theaterkritik mitverantwortlich leitete. Als der FGA 1943 kriegsbedingt eingestellt wurde, wechselte K. in die Redaktion des Ffter Anzeigers. Direkt nach dem Kriegsende in Ffm. 1945 gehörte er zum Mitarbeiterstab des amtierenden Bürgermeisters Wilhelm Hollbach, der am 28.3.1945 von der amerikanischen Militärregierung eingesetzt worden war, um eine provisorische Stadtverwaltung zu organisieren; nach eigenen Angaben leitete K. die Stelle, die für die Ausgabe von Passierscheinen für die Zeit der nächtlichen Ausgangsbeschränkung (Curfew) zuständig war. Wahrscheinlich durch Emil Carlebach kam K. bald als Mitarbeiter zur ab dem 1.8.1945 erscheinenden Ffter Rundschau, der ersten lizensierten Zeitung in der amerikanischen Besatzungszone. 1946 ging er als Redakteur zur neu gegründeten Ffter Neuen Presse (FNP), deren erste Nummer am 15.4.1946 erschien. Leiter der Lokalredaktion sowie später stellvertretender Chefredakteur dieser Zeitung. K. war einer der bedeutendsten Ffter Journalisten der Nachkriegszeit. Für die FNP arbeitete er als Lokal- und Sportjournalist, als Literatur-, Theater- und Fernsehkritiker. Besonders beliebt waren seine brillanten Glossen „Leberecht“ (seit 1951; verbunden mit einer bereits 1949 gestarteten Hilfsaktion der FNP für arme und kranke Kinder, aus der 1963 die Leberecht-Stiftung für behinderte und benachteiligte Kinder und Jugendliche hervorging) und „Tagebuch“ (seit 1967 auf der Titelseite, vorher im Lokalteil der FNP). Daneben schrieb K. für zahlreiche weitere Zeitungen und Zeitschriften, vor allem für Sportzeitungen (u. a. als Kolumnist im Kicker-Sportmagazin) sowie als Glossist und Sportkolumnist für die Abendpost/Nachtausgabe.
Verdient um das Wiederaufleben des Wäldchestags nach 1945 und den Wiederaufbau des Opernhauses. Engagiert gegen die Zerstörung des Ffter Westends. Vorsitzender des Vereins Ffter Sportpresse.
Verfasser von Sportbüchern, Romanen und einem Filmdrehbuch („Das große Spiel“, mit dem Regisseur R. A. Stemmle, 1941, UA des Films 1942). Ausgewählte Glossen und lokalhistorische Artikel von K. erschienen gesammelt in den Büchern: „Ffter Tagebuch“ (1950), „Als ich heute“ (1952), „Die goldene Fahne“ (1957), „Fft. und die drei wilden Jahre“ (mit Madlen Lorei, 1962), „Fft. für Anfänger“ (illustriert von Chlodwig Poth, 1963), „In Fft. erlebt“ (1963), „Fft. und die Goldenen Zwanziger Jahre“ (mit Madlen Lorei, 1966), „Fft. – so wie es war“ (1967), „Farbiges Fft.“ (illustriert von Ferry Ahrlé, 1970), „Tagebuch“ (1971), „Kinematographentheater“ (1978), „Letztes Tagebuch“ (1980), „Mit Richard Kirn unterwegs“ (mit einem Vorwort von Dieter Hoffmann, 1987), „Aus dem Waldstadion. Richard Kirn und die Ffter Eintracht“ (hg. v. Michael Löffler u. Erich Fischer, 2009) u. a.
Autobiographische Schriften, u. a. „Eine Kindheit in Worms“ (1975).
Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Bundesverdienstkreuz I. Klasse (1965), Ehrenplakette der Stadt Ffm. (1965), Goldene Ente der Ffter Sportpresse (1975) und Stoltze-Preis in Silber der „Freunde Fft.s“ (1978).
Grabstätte auf dem Ffter Südfriedhof (Gewann D/898).
K. war verheiratet (seit 1936) mit Erna K., geb. Köcher (1911-1994). Aus der Ehe stammen zwei Kinder, Sohn Thomas K. (* 1944), langjähriger Gerichts- und Polizeireporter in der Lokalredaktion der FAZ (1971-74 und seit 1978), und Tochter Elisabeth Katharina, gen. Elka, K. (später verh. Pieper, * 1948).

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 395f., verfasst von: Sabine Hock (überarbeitete Onlinefassung für das Frankfurter Personenlexikon von Sabine Hock).

Literatur:
                        
Verfolgung und Widerstand: Der 80. Jahrestag der Zerschlagung der Gewerkschaften. Fachtagung am Samstag, 4. Mai 2013. [Dokumentation,] hg. v. d. Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Verantw.: Wolfgang Faller. Red.: Angelika Arenz-Morch. Mainz/Osthofen 2014. (Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz 11).Arenz-Morch, Angelika: Gewerkschafter im KZ Osthofen. In: Dokumentation zum 80. Jahrestag d. Zerschlagung d. Gewerkschaften 2014, S. 110-131, bes. S. 110f. | [Kirn, Richard:] Aus dem Waldstadion. Richard Kirn und die Ffter Eintracht. Hg. v. Michael Löffler u. Erich Fischer. Ffm. 2009.Vorwort und Einleitung von Michael Löffler in: Kirn: Aus dem Waldstadion 2009, S. 6-19. | Wer ist’s? Titel auch: Degener’s Wer ist’s? Titel ab 1923: Wer ist wer? Wechselnde Untertitel: Zeitgenossenlexikon. / Unsere Zeitgenossen. / Das deutsche Who’s who. Leipzig, ab 1928 Berlin 1905-93.Wer ist wer? 1962, S. 745; 1974/75, S. 518; 1979, S. 623.
Quellen: Ffter Neue Presse. Ffm. 1946-heute.Kirn, Richard: In jenen Tagen. In: FNP, 26.3.1955, S. 21. | Ffter Neue Presse. Ffm. 1946-heute.Erinnerungen von Jutta W. Thomasius an Richard Kirn in: FNP, 8.4.2005. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/2.268. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/7.875 (Thomas Kirn). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/18.946 (Richard-Kirn-Straße). | Stadtarchiv Worms.Stromberg, Stefan [auch: Stephan; d. i. Richard Kirn]: „Ich habe nichts vergessen“. In: Neuer Mainzer Anzeiger, Ausgabe Worms, Folgen I, III-XXVII, XXIX-XXX, 8.11.1945 bis 30.4.1946. Vorhanden in: Stadtarchiv Worms, Abt. 204 Nr. 04-01/108.
Internet: Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig/Ffm. http://d-nb.info/gnd/116187840
Hinweis: Für den Artikel wurde die Liste der Publikationen, die dem GND-Eintrag zu Richard Kirn zugeordnet sind, ausgewertet.
DNB, 9.9.2016.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Kirn_%28Journalist%29Wikipedia, 9.9.2016.

GND: 116187840 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Kirn, Richard. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2907

Stand des Artikels: 18.9.2021
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 09.2016.