L. entstammte der jüdischen Mittelschicht in Ffm. Sein Vater Victor L. war Arzt.
Während seiner Schulzeit in Ffm. lernte L.
Theodor W. Adorno und
Siegfried Kracauer kennen. Nach dem Notabitur und einigen Monaten Militärdienst in der Nähe Fft.s 1918 begann er ein Studium in Ffm., später auch in Gießen und Heidelberg, nach eigenem Bekunden „ohne festes Ziel, eigentlich alles außer Medizin“. An der Ffter Universität gründete er bereits 1918 eine sozialistische Studentengruppe. Zu dieser Zeit begann auch seine Mitarbeit am Ffter Freien Jüdischen Lehrhaus (erste Veröffentlichung 1921). 1923 Promotion zum Dr. rer. pol. in Ffm. mit einer Arbeit über „Die Sozialphilosophie Franz von Baaders. Beispiel und Problem einer religiösen Philosophie”. Seit 1924 war L. Mitarbeiter bei der Ffter Beratungsstelle für ostjüdische Flüchtlinge, die sich aufgrund ihrer traditionell-religiösen Lebensweise nur schwer assimilierten. 1926 scheiterte sein Versuch, sich bei dem Ffter Philosophen
Hans Cornelius zu habilitieren (Manuskript: „Die Philosophie des Helvétius“). Nach dem Staatsexamen arbeitete L. daraufhin von 1927 bis 1930 als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Philosophie an der Liebig-Oberrealschule in Ffm.-Bockenheim. Daneben war er von 1928 bis 1933 Dozent an der Ffter Volkshochschule. 1930 wurde L. voller Mitarbeiter am 1924 gegründeten Ffter Institut für Sozialforschung, dem wissenschaftlichen Zentrum der „Ffter Schule“ (ein Begriff, den L. nicht sonderlich schätzte). Von 1932 bis zu deren Einstellung war L. geschäftsführender Redakteur der von
Max Horkheimer herausgegebenen „Zeitschrift für Sozialforschung“, des Sprachrohrs der am Institut für Sozialforschung begründeten „Kritischen Theorie“. Als fähiger Organisator wurde L. schon ab 1930 mit der Aufgabe betraut, die Emigration des Instituts personell und wirtschaftlich vorzubereiten. 1933 blieb er daher als letzter Mitarbeiter in Ffm., um die möglichst reibungslose Übersiedlung des Instituts zunächst nach Genf und später in die Vereinigten Staaten zu gewährleisten. 1934 folgte L. schließlich dem Institut ins amerikanische Exil. Im Gegensatz zu
Adorno und
Horkheimer kehrte L. nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr nach Deutschland zurück. Seit 1955 war er Professor für Soziologie an der Universität Berkeley. In den Achtzigerjahren besuchte L. mehrmals Ffm., zuerst 1982, als die Stadt ihn mit der Goetheplakette auszeichnete, zuletzt am 1.10.1989, als ihm in der Paulskirche der Adorno-Preis verliehen wurde.
Die eigenständige Forscherpersönlichkeit L.s mit ihrem ausgeprägt literatur-soziologischen Ansatz wurde erst spät erkannt. Die Erforschung der Geschichte der Ffter Schule förderte jedoch immer deutlicher L.s starken geistigen, neue Forschungsansätze vertiefenden Einfluss auf die „Kritische Theorie“ zutage. Gegen eine allzu beliebige Rezeption und Vereinnahmung dieser Forschungsbewegung engagierte sich L. noch im hohen Alter, so auch in seiner kritisch-angriffslustigen Rede anlässlich der Entgegennahme des Adorno-Preises in Ffm.
Nachlass im Archivzentrum der UB Ffm.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 467f.,
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