Sohn des Künstlers und Dramaturgen
Arthur F. (1911-1990) und dessen Ehefrau, der Schauspielerin und Rundfunksprecherin
Elfriede Maria F., geb. Weisser, gesch. Razum (1916-2007).
Die ersten Lebensjahre verbrachte F. bei seinen Großeltern im Taunus. Erst zur Einschulung 1950 zog er zu seinen Eltern in die
Ernst-May-Siedlung in der Ffter Römerstadt. Noch im Kindesalter wirkte er beim Hessischen Rundfunk in Hörspielen und im Fernsehen mit (1951-55), u. a. als einer der Purzel in der an die jüngsten Hörer gerichteten Reihe „Hoppla, die Purzel sind da!“ mit Editha Maria Baum. Nach einem längeren Aufenthalt in London legte F. 1965 das Abitur am Lessing-Gymnasium in Ffm. ab. Bereits während seiner Schulzeit hatte er erste Artikel für die FNP (1959-60) und Beiträge für die „Ffter Hefte“ (ab 1963) geschrieben. Das zum SS 1965 begonnene Studium der Ethnologie und Anglistik an der Ffter Universität brach er 1966 ab. Während seines anschließenden Zivildienstes in Heidelberg (1966/67) wurde er drogenabhängig; er floh zweimal aus dem Ersatzdienst, um sich für einige Wochen im Junkieviertel Tophane in Istanbul aufzuhalten (vgl. „Tophane“, Roman im Cut-up-Stil, entstanden 1969/70, als Buch 1972), und schaffte erst 1971/72 in Ffm. den Entzug vom Heroin. Von 1968 bis 1974 lebte F. abwechselnd in Ffm., West-Berlin und Göttingen. In Ffm. schloss er sich um 1971 dem „Revolutionären Kampf“ der Sponti- und Hausbesetzerbewegung an, fühlte sich der linken Szene jedoch nie richtig zugehörig. Er arbeitete als Aushilfsangestellter bei der Bundesbank, Packer am Flughafen und Nachtwächter. Seit Mai 1971 war er verantwortlicher Redakteur der Ffter Underground-Zeitung „Zoom“; auch war er kurzzeitig Mitherausgeber der Underground-Zeitung „Ufo“ (1971) und gehörte zu den Gründern der alternativen Literaturzeitschrift „Gasolin 23“ (1973). Ab 1974 lebte F. als freier Schriftsteller in München, verfasste Gedichte, Erzählungen, Reportagen, Hörspiele, Drehbücher und Romane sowie Übersetzungen (u. a. der James-Dean-Biographie von John Howlett, 1977, und der Autobiographie „Tagesanbruch“ von Joan Baez, 1978) und Schlagertexte (u. a. für Achim Reichel, ab 1979, und Veronika Fischer, ab 1984). Mit seinem schnörkellosen und rasanten Erzählstil avancierte er allmählich zum Kultautor, schrieb für „Spiegel“ und „Stern“, für „Playboy“ (um 1977), „lui“ (ab 1979) und „TransAtlantik“ (als Redakteur ab 1985). Mit dem Roman „Der Schneemann“, der zu weiten Teilen in Ffm. spielt, gelang ihm 1981 der literarische Durchbruch (verfilmt von Peter F. Bringmann 1984 mit Marius Müller-Westernhagen in der Hauptrolle). Bei seiner Teilnahme am Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis 1984 wurde F. von
Marcel Reich-Ranicki vernichtend kritisiert. Bereits seit 1981 lebte und arbeitete F. erneut in Berlin, u. a. als Redakteur und Kolumnist beim Stadtmagazin „tip“. Nach der Heirat mit Gabriele Oßwald, geb. Baierlein (1948-2008), zog er mit seiner Frau 1985 wieder nach München. In der Nacht nach der Feier seines 43. Geburtstags 1987 starb F. unter mysteriösen Umständen, als er in alkoholisiertem Zustand scheinbar als Fußgänger auf der Autobahn bei München unterwegs war und von einem Lastwagen überfahren wurde.
Von 1976 bis zum Austritt 1981 Mitglied im Schriftstellerverband (VS).
In seinem Schaffen wurde F. stark von der amerikanischen Beatliteratur beeinflusst, namentlich von William S. Burroughs, Jack Kerouac und Charles Bukowski (den er 1977 in Los Angeles für den „Playboy“ interviewte). Mit seinem Frühwerk ein wichtiger Vertreter der Underground-Literatur, kam F. später als Krimiautor zu Anerkennung. Heute gilt er als Ikone der Popliteratur. Er schilderte die Bundesrepublik der Siebziger- und Achtzigerjahre, beschrieb das Ffter Drogenmilieu, das Bahnhofsviertel und die Hausbesetzerszene, wählte Trinkhallen, Kneipen und Kaschemmen zum Schauplatz, porträtierte das Publikum im „Kolb-Keller“ in dem Studentenwohnheim am Beethovenplatz ebenso wie im Jazzkeller in der Kleinen Bockenheimer Straße.
Weitere Werke (in Auswahl): „Aqualunge. Ein Report“ (1971), „Die Harry Gelb Story“ (Gedichte, 1973), „Für eine Mark und acht“ (Hörspiel für den HR, 1978, verfilmt von Romuald Karmakar u. d. T. „Das Ffter Kreuz“ 1998), „Marlon Brando. Der versilberte Rebell“ (Biographie, 1978), „Der Strand und die Städte“ (Essays, 1978), „Alles wird gut“ (Roman, 1979), „Requiem für einen Goldfisch“ (Erzählung, 1979), „Trotzki,
Goethe und das Glück“ (Gedichte, 1979), „Mann und Maus“ (Erzählungen, 1982), „Blues für Blondinen“ (Essays zur populären Kultur, 1984), „Rohstoff“ (Roman, 1984), „Das Schlangenmaul“ (Roman, 1985), „Kant“ (1987) und „Die Tournee“ (Romanfragment, 2007 posthum erschienen). Werkausgaben von 1990/94 (8 Bände, ein Beiheft und ein Ergänzungsband) und in neuer Edition von 2004-09 (hg. v. Alexander Wewerka, 9 Bände) sowie Gesamtedition der Gedichte „Ich habe große Städte gesehen“ von 2019. Briefausgabe „Ich habe eine Mordswut. Briefe an die Eltern 1957-1987“ (1993).
1988 (posthum) Friedrich-Glauser-Preis.
Zum 20. Todestag 2007 Jörg-F.-Woche in Ffm., veranstaltet vom städtischen Kulturamt in Kooperation u. a. mit dem Hessischen Literaturforum und dem Literaturhaus Fft.
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