Sohn von Eugen
Emil F. (1884-1918) und dessen Ehefrau
Lina Maria, geb. Röhm (später in zweiter Ehe verh. Hartenstein, 1889-1948). Zwei Brüder: Karl (* und † 1912) und Eugen (* und † 1913), die kurz nach der Geburt starben. Nach dem Tod des zum Kriegsdienst eingezogenen Vaters im Ersten Weltkrieg verheiratete sich die Mutter 1921 erneut; die Ehe blieb kinderlos.
Verheiratet (seit 1941) mit der Schauspielerin und Rundfunksprecherin
Elfriede Maria F., geb. Weisser, gesch. Razum (1916-2007). Ein gemeinsamer Sohn:
Jörg Christian F. (1944-1987), Schriftsteller. Ein Stiefsohn aus der ersten Ehe von
Maria F.: Michael Razum (1935-1978), Lehrer.
Noch im Jahr der Geburt von F. zog die Familie nach Reutlingen, wo er aufwuchs. Von 1921 bis 1927 besuchte er die Oberrealschule (heute: Johannes-Kepler-Gymnasium). Sein dortiger Kunstlehrer war der Maler und Grafiker Walter Ast (1884-1976), der auch die späteren Künstler HAP Grieshaber (1909-1981), Karl Langenbacher (1908-1965), Edo Leitner (1907-1991) und Otto Fromann (1907-1942) unterrichtete. F. engagierte sich schon früh politisch in der Arbeiterbewegung. Ein Studium an einer Kunsthochschule blieb ihm aus finanziellen Gründen verwehrt. Nach einem Vierteljahr als Lehrling bei einem Malermeister machte er von 1927 bis 1929 eine Lehre bei der Deutschen Bank in Reutlingen. Danach begann er seine künstlerische Tätigkeit. Ab 1929 arbeitete F. zusammen mit Grieshaber, Langenbacher, Leitner und Fromann in einem Grafikatelier. Zu der Reutlinger Clique gehörten auch die Bildhauer-Brüder Richard Raach (1906-1979) und Eduard Raach-Döttinger (1919-1991). Ab 1930 hielt sich F. in Locarno auf. Arbeit als Anstreicher, grafische Aufträge und schriftstellerische Versuche, u. a. die Komödie „Die Socken des Herrn Mussolini“. Wegen unerwünschter politischer Tätigkeit (Mitarbeit in antifaschistischen Gruppen) wurde er aus der Schweiz ausgewiesen und kehrte nach Reutlingen zurück. Erste Ausstellungsbeteiligung 1931 bei der Galerie Reckendorf in Berlin. Erste Einzelausstellung 1932 in Reutlingen. Reisen nach Marseille, Monaco und Italien.
Nach dem von der NS-Regierung gegen ihn angeordneten Ausstellungsverbot im Juli 1933 finanzierte F. seinen Lebensunterhalt durch verschiedene Gelegenheitsarbeiten. Zwischen März und August 1934 hielt er sich in Zürich auf und engagierte sich erneut in antifaschistischen Gruppen. Nach einem längeren Aufenthalt in Genua wurde er als Landstreicher in Bellinzona inhaftiert, ins Gefängnis in Basel überführt und nach Deutschland abgeschoben. Auf Vermittlung Grieshabers arbeitete F. mit einem Lehrvertrag als Xylograf 1935/36 in der Klischeeanstalt Sautter in Reutlingen. Es entstanden die Theaterstücke „Wanda“ und „Tyll und Leontine“. Da er weiterhin illegal politisch tätig war, konnte F. nicht länger in Reutlingen bleiben und übersiedelte zusammen mit Otto Fromann Anfang Mai 1937 nach Berlin. Dort arbeitete er als Karteiführer bei der „Reichsstelle für Getreide, Futtermittel und sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse“. Gemeinsam mit Helmut Brasch (1912-1987), Günther Weisenborn (1902-1969) u. a. war er 1938 an der Gründung des Kabaretts „Die Dachluke“ in Berlin beteiligt, das nach zehn Vorstellungen aus politischen Gründen verboten wurde. In Berlin lernte F. die Schauspielerin
Maria Razum kennen, der er im Mai 1939 nach Ffm. folgte. Dort nahm er seine schriftstellerische Tätigkeit wieder auf, indem er etwa Beiträge für Theaterprogramme lieferte. Im Lauf der Zeit schrieb er immer wieder Gedichte, Theaterstücke, Kriminalromane sowie Beiträge für Rundfunk und Zeitungen. Von 1940 bis 1945 war er als Soldat im Kriegsdienst in Belgien, Frankreich, Finnland, der Normandie und den Niederlanden eingesetzt. Während seiner Genesungszeit nach einer in Finnland erlittenen Verwundung heirateten er und
Maria Razum am 29.12.1941 in Ffm.
Aus einem von der US Army geführten Kriegsgefangenenlager in Norddeutschland kehrte F. im September 1945 nach Ffm. zurück, wo er zum ersten Mal seinen Sohn sah. Zu diesem Zeitpunkt hatte F. sein gesamtes Œuvre, bestehend aus Ölgemälden, Holzschnitten, Aquarellen, Pastellen und Zeichnungen, das an verschiedenen Orten ausgelagert gewesen war, sowie zahlreiche Manuskripte und seine gesamte politische Bibliothek verloren, zumal das Elternhaus 1944 durch Bomben zerstört worden war. 1946 war F. als Dramaturg bei der Rhein-Mainischen Landesbühne in Ffm. beschäftigt. Zwei seiner Hörspiele wurden vom Hessischen Rundfunk gesendet („Vincent van Gogh“, ES: 29.4.1949; „Eleonora Duse“, ES: 24.3.1950). Ein Theaterstück, die Komödie „Katzen bei Nacht“, wurde später am Jungen Theater in Hamburg uraufgeführt (17.8.1953).
Ab 1947 war F. wieder überwiegend als Maler freischaffend tätig. Mit
Georg Heck, Georg Dickenberger u. a. zählte er zu den Gründungsmitgliedern des Vereins „Der Werkhof“, einer Initiative zur Künstlerselbsthilfe, die bis 1953 bestand. Von 1951 bis 1965 war er Mitglied der Darmstädter Sezession. 1953 gehörte er zusammen mit
Georg Heck,
Ernst Weil u. a. zu den Gründern der Frankfurter Sezession. Ab etwa 1960 Reisen nach Frankreich, Italien und Jugoslawien. 1961 wurde F. als Lehrer für freie Malerei an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart berufen; nach drei Wochen verzichtete er wegen Differenzen mit dem Direktor auf das Amt. F. starb nach langer Krankheit 1990 in Ffm.
Seit 1947 zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, u. a. in Berlin, Darmstadt, Mannheim, Stuttgart, Paris, Portland und Dayton. Das Ffter Kunstkabinett
Hanna Bekker vom Rath widmete F. regelmäßig Einzelausstellungen (1951, 1954, 1956, 1959, 1961, 1963, 1965, 1969, 1971, 1974). Weitere Einzelausstellungen in Ffm.: Gruppe Junge Kunst (1947, 1948), Galerie im Rahmhof (1976), Sankt Markus in Nied („Aquarelle“, 1983), Refektorium des Karmeliterklosters („Bilder 1948-1987“, 1988). Ausstellungsbeteiligungen in Ffm.: „Abstraktion – Symbolbild“ im Amerika-Haus (1947), Deutscher Künstlerbund im Haus des Deutschen Kunsthandwerks auf dem Messegelände (1954), Ffter Sezession (1955), „Ffter Salon – Die Ffter Sezession und ihre Gäste“ beim Ffter Kunstverein im Steinernen Haus (1965), Ffter Kunstverein (1969), „Fünf Graphiker“ in der Jahrhunderthalle Hoechst (1970), Galerie im Rahmhof (mit Gerhart Kraaz, 1973), „Ffter Kreis“ im Refektorium des Karmeliterklosters (1977), „Vier Ffter Künstler im Widerstand“ in der Paulskirche (1995) u. a.
Als Autodidakt schuf F. ein expressionistisch-realistisches Werk, das konsequent autobiographische Züge aufweist. Laut eigenen Aussagen konnte er auf keine andere Weise loswerden, was ihn bedrückte: das Erleben zweier Kriege und der Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland. Sein künstlerisches Schaffen bezeichnete er in einem Interview als inneren Zwang. Die Erlebnisse des Krieges sind in seinen Bildern (und Texten) allgegenwärtig. In seinen Werken dokumentierte F. als Zeitzeuge das Grauen des Krieges für die Nachwelt.
Außerdem schuf F. eine Reihe von Selbstporträts sowie Bildnisse von und mit seiner Frau und seinem Sohn. Die Bilder, die nach dem Tod des Sohnes 1987 entstanden, zeigen den Schmerz und die Traurigkeit des Künstlers. Immer wieder widmete F. sich auch Landschaftsstudien, die die Stärke und Schönheit der Naturgewalten abbilden. Seine auf den ersten Blick harmlos wirkenden Stillleben beinhalten bisweilen etwas Unheimliches. Im Alter beschäftigten F. wieder konkreter seine Kriegserinnerungen: „Die Vergangenheit ist offenbar nicht vergangen, nicht, solange ich noch lebe, die Zukunft erscheint mir als Erinnerung, alles wird zur dauernden Gegenwart: im Bild.“
1950 Blevin-Davis-Preis. 1951 Domnick-Preis. 1956 Kunstpreis der Stadt Darmstadt. 1958 Stipendium und Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom. 1959 Hans-Thoma-Preis für Bildende Kunst des Landes Baden-Württemberg.
Grabstätte des Ehepaars Arthur und
Maria F. auf dem Friedhof in Heddernheim.
Werke von F. befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen, in Ffm. u. a. im Besitz der Städtischen Galerie im Städel Museum und der Deutschen Bundesbank.
Der künstlerische Nachlass mit Ölgemälden und Papierarbeiten von F. wird von Uwe Beutler [der mit Gabriele F. (1948-2008), der Witwe des Sohnes
Jörg F., verheiratet war] in München verwaltet.
Schriftlicher Nachlass als Depositum im ISG.
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