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Rinz, Jacob

Förderer des Ffter Gartenbaus.

Rinz, Jacob. Kunst- und Handelsgärtner. Blumen- und Pflanzenzüchter. * 28.4.1809 Ffm., † 11.12.1860 Ffm.
Erster Sohn des Ffter Stadtgärtners Sebastian R. Bruder von Franziska Weber (1811-1832), geb. R., die die Mutter des späteren Stadtgärtners Andreas Weber war.
Ausbildung zum Kunst- und Handelsgärtner bei seinem Vater. Zwischen 1827 und 1829 Wanderzeit in Frankreich, Holland (einschließlich dem späteren Belgien), England und Deutschland. Insbesondere der englische Gartenbau beeinflusste R. während seiner Wanderjahre sehr und sollte fortan für ihn Vorbildwirkung haben. 1831 Bürgereid zum Kunst- und Handelsgärtner in Ffm. R. führte unter seinem eigenen Namen „J. Rinz jun.“ einen Gartenbetrieb (bis in die 1840er Jahre) und war Teilhaber der von seinem Vater um 1831/32 neu gegründeten Handelsgärtnerei „S. und J. Rinz“, die aus dessen bisher bestehender Handlung hervorgegangen war.
1842 übertrug Sebastian R. diese Firma an seine Söhne Jacob und Franz Joseph R. (1818-1861). Der jüngere Bruder, Franz Joseph R., hatte 1841 das Bürgerrecht in Ffm. erworben und übernahm das Baumschulengeschäft. Die Handelsgärtnerei entwickelte sich vor allem unter der Leitung von Jacob R. zu einem international bekannten und renommierten Gartenbaubetrieb, dessen umfangreiches Angebot seltener Pflanzen bald Besucher und Kunden aus dem In- und Ausland anzog. Ein Schwerpunkt des Betriebs lag in den 1830er und 1840er Jahren auf der Kultivierung von Kamelien. R., der ein profundes botanisches Wissen und eine große Pflanzensammlung besaß, stieg schon in jungen Jahren zu einem der angesehensten deutschen Kunst- und Handelsgärtner auf. Bereits 1830 glückte ihm der erste bedeutende Züchtungserfolg einer Kamelie, der Camellia japonica Francofurtensis, die 1834 erstmals blühte. Es folgten Züchtungen vor allem von Azaleen und Rhododendren, aber auch von Dahlien und Magnolien. Ebenso ist eine Züchtung einer Ginkgobaumart nachweisbar. Später gelangen zwei weitere Kamelienzüchtungen, der Camellia japonica Alba eximia (um 1851/52) und der Camellia japonica Oberon (um 1857/58). Ein Katalog von 1861 weist über 20 Azaleen und über 30 Rhododendronarten als R.’sche Züchtungen aus, die z. T. noch heute erhältlich sind, wie z. B. der Rhododendron Sesterianum, benannt nach R.’ Schwager Jacob Sester (1801-1857), seit 1829 Obergärtner bei Moritz von Bethmann.
Unermüdlich und uneigennützig setzte sich R. für die Förderung des Ffter Gartenbaus ein. Mit seinem Eintritt in die „Fft.ische Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hülfswissenschaften“ (heute: Polytechnische Gesellschaft) 1835 belebte er deren von August Wöhler 1831 gegründete „Section für Garten- und Feldbau-Kultur“ neu, die kurz nach der Gründung wieder eingeschlafen war. Künftig wirkte R. in dem Verein zur Beförderung des Garten- und Feldbaues als Sektion der Gesellschaft führend, zeitweise als Direktor, mit. Auf seine Anregung wurde erstmals 1835 in Ffm. eine Blumen- und Pflanzenschau veranstaltet, die ab 1836 mit einer alljährlichen Preisverleihung verbunden wurde. Die Ffter Blumenschauen gehörten bald zu den besonderen gesellschaftlichen Ereignissen der Stadt, beeinflussten das Gartenwesen im Ffter Umland (z. B. in Mainz, Biebrich) und konnten im internationalen Vergleich (etwa mit Paris, London, Gent, Wien) mithalten. Die Organisation dieser viertägigen Veranstaltung, die letztmalig 1856 unter dem Dach der Polytechnischen Gesellschaft ausgerichtet wurde, lag vor allem in Händen von R. Früh keimte in ihm die Idee zur Errichtung eines ständig bestehenden öffentlichen Blumenschauhauses, in dem auch die jährlichen Blumenschauen stattfinden sollten, wofür der Polytechnischen Gesellschaft jedoch die finanziellen Mittel fehlten. Zwar realisierte R. daraufhin den Bau eines großen Blumenschauhauses für den eigenen Betrieb aus privaten Mitteln. Die eigentliche Idee aber sollte erst durch Heinrich Siesmayer mit Errichtung eines öffentlichen Wintergartens in dem 1868 als Aktiengesellschaft gegründeten und 1871 eröffneten Palmengarten umgesetzt werden.
Zahlreiche deutsche und ausländische Gartenbauvereine ernannten R. zum Mitglied, u. a. im Großherzogtum Hessen, in Wien, Holland, Gent, Dresden, Stockholm, oder beriefen ihn in die Jury von Blumenausstellungen, z. B. 1837 in Gent.
R. trat durch Publikation zahlreicher Aufsätze und Beiträge in Gartenzeitschriften hervor. Er beschäftigte sich vor allem mit der Zucht und Pflege von Pflanzen, kommentierte Entwicklungen im deutschen und englischen Gartenwesen, berichtete über den Ffter Gartenbau oder von Blumenausstellungen. Besonders widmete er sich auch in seiner publizistischen Tätigkeit in den 1840er Jahren den Kamelien, für die er eine Klasseneinteilung entwickelte und einige Zeit in den R.’schen Handelskatalogen verwendete. Einzelne Fachaufsätze (in Auswahl): Briefe über seine Wanderzeit in England („Remarks on various Gardens about London, and in other Parts of England, visited in April and May, 1829“) und Holland („Haarlem, June 13, 1829“) für das „Gardeners’ Magazine“ (1829), zahlreiche Beiträge in den „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Garten- und Feldbaues (...)“, einer „Zeitschrift für praktische Gärtnerei, Landwirtschaft und die verwandten Fächer“, u. a. „Camellia japonica Francofurtensis“, „Einige prüfende Blicke auf die neuesten Fortschritte und Gebrechen des deutschen Gartenwesens“, „Blühende Camellien in Fft. während des Frühjahrs 1840, deren Beschreibung und Einteilung in 10 Klassen“, „Vorläufige Notizen über Camellien, welche dahier im Winter 1840/41 zum erstenmale blühten“, „Ffter Camellienflor im Winter 1841-1842“ sowie regelmäßige „Notizen“ zum Ffter Gartenwesen der Jahre 1840-43 (alle 1839-43), und Artikel in der Monatsschrift „Gartenflora“, und zwar „Ueber einige neue Azaleen für das freie Land und die Kultur der ausdauernden Rhodoraceen“ (1854) und „Mittheilungen aus Ffm.“ (über die Umgestaltung seines Betriebs, 1859).
1856 Mitherausgeber für Deutschland der Zeitschrift „Gartenflora“, einer „Allgemeine(n) Monatsschrift für deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde“.
1847 Große goldene Medaille der Polytechnischen Gesellschaft.
R. war verheiratet mit seiner Cousine Elisabetha Magdalena R., geb. Sester (1809-?), aus Aschaffenburg. Das Paar hatte elf Kinder, von denen drei im Kleinkindalter starben. Der als viertes Kind geborene zweite Sohn Johann Jacob R. (1836-1863) erbte die Handelsgärtnerei. Nach dessen frühem Tod 1863 wurde der Betrieb an Johann Georg Wunderlich verkauft, der ihn um 1877 nach Oberursel verlegte, wo er bis etwa 1926 fortbestand.
Wandertagebuch (1829) im Privatbesitz bei der Familie Rupp in Ffm.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sylvia Goldhammer.

Literatur:
                        
Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Goldhammer, Sylvia: Die Familie Rinz und die Handelsgärtnerei S. und J. Rinz. In: AFGK 74 (2014): Ffter Parkgeschichten, S. 106-114. | Camellia. Zeitschrift der Deutschen Kameliengesellschaft. Bisher 22 Jahrgänge. Ladenburg 1994-2015.Schöntag, Hermann/Röder, Christiana: Francofurtensis oder nicht Francofurtensis? In: Camellia 19 (2012), Nr. 1, S. 6-14. | Lerner, Franz: Bürgersinn und Bürgertat. Geschichte der Ffter Polytechnischen Gesellschaft 1816-1966. Ffm. 1966.Lerner: Polytechn. Ges. 1966, S. 133-135, 164f., 174, 216-218. | Rödel, Volker: Ingenieurbaukunst in Ffm. 1806-1914. Ffm. 1983. (Ffm. – Beiträge zur Stadtentwicklung).Rödel: Ing. 1983, S. 314, 318. | Schmalscheidt, Walter: Rhododendron-Züchtung in Deutschland. 2. Aufl. Oldenburg/Westerstede 2002.Schmalscheidt: Rhododendron-Züchtung in Deutschland 2002, S. 59f. | Stadt + Grün. Das Gartenamt. [Späterer Untertitel: Fachzeitschrift für die gesamte öffentliche Grüngestaltung und Grünpflege.] Organ der Ständigen Konferenz der Gartenbauamtsleiter beim Deutschen Städtetag. [Späterer Untertitel: Organ der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz, GALK e. V.] Bisher 64 Jahrgänge. Berlin [u. a.] 1952-2015.Goldhammer, Sylvia/Kehl, Siegfried/Vogt, Barbara: „Eine Ceder vom Libanon ... wächst herrlich heran“. Sebastian Rinz und die Handelsgärtnerei S. & J. Rinz in Ffm. In: Stadt + Grün 60 (2011), H. 4, S. 54-59.
Quellen: Pflanzen- und Gehölz-Catalog von Sebastian Rinz, Stadt- und Handelsgärtner zu Fft. a/M für 1830. [Ffm. 1830.]Pflanzen- und Gehölz-Catalog von Sebastian Rinz 1830. | Verzeichnis der verschiedenen feinen Tafel- und Oeconomie-Obstsorten, Gehölze für Garten-Anlagen, Gewächshaus-Pflanzen aus den Sammlungen von S. & J. Rinz, Kunst- und Handelsgärtner in Ffm. [Ffm.] 1833-65.Verzeichnis der (...) Sammlungen von S. & J. Rinz, Kunst- u. Handelsgärtner in Ffm. 1833-65.
Internet: Institut für Stadtgeschichte, Newsletter, Schätze und Kuriositäten aus den Sammlungen des Instituts für Stadtgeschichte Ffm. https://wayback.archive-it.org/8527/20140724091607/http://www.stadtgeschichte-ffm.de/aktuelles/newsletter_archiv/newsletter_11/newsletter_11_3.html
Hinweis: Beitrag von Sylvia Goldhammer zum Thema „Der Ffter Kunst- und Handelsgärtner Jacob Rinz und die Gärtnerei S. und J. Rinz“ im Newsletter 11 (Juli 2008). Der Artikel ist seit 5.10.2016 nicht mehr direkt über die Internetseite des ISG, sondern nur noch über den genannten Link im Langzeitarchiv aufrufbar.
ISG, Newsletter, 6.10.2022.


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Empfohlene Zitierweise: Goldhammer, Sylvia: Rinz, Jacob. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3897

Stand des Artikels: 6.1.2016
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 01.2016.