Von 1796 bis 1799 umfassende Ausbildung in Gartengestaltung, Blumen- und Ziergärtnerei sowie als Orangeriegärtner in der Hofgärtnerei des Schlosses Schleißheim bei München. Von 1799 bis 1801 Tätigkeit im Hofgarten der Würzburger Residenz. Seit 1801 Anstellung als Gärtner unter Hofgärtner Christian Bode (1751/52-1826) im Park Schönbusch bei Aschaffenburg. Der Sommersitz der Mainzer Fürstbischöfe wurde als eine der frühesten Parkanlagen im englischen Stil in Deutschland ab 1775 angelegt.
Die Umwandlung der Ffter Stadtbefestigung in einen Ringpark mit Alleen ist R.’ bekanntestes Werk. Als Spiritus rector des Anlagenrings bat
Jakob Guiollett, der die bereits 1804 begonnene Schleifung der Ffter Befestigung nunmehr im Auftrag von Fürstprimas Carl Theodor von Dalberg organisierte, den Aschaffenburger Hofgärtner Bode 1806 um Empfehlung eines befähigten Gärtners. Bodes Wahl fiel auf R., der aus dem Park Schönbusch abgeordnet wurde.
Guiollett erteilte ihm den Auftrag, als erstes Teilstück des parzellierten und unter Auflagen (Wallservitut) verkauften Geländes der ehemaligen Befestigung die Bockenheimer Anlage herzurichten. Hauptproblem der bereits 1802 begonnenen Arbeiten waren finanzielle Engpässe angesichts der zu bewegenden Massen an Abbruch- und Auffüllungsmaterial sowie der Vorbereitungen für Pflanzungen. Die meisten Pflanzen für die Wallanlagen wurden daher günstig beschafft, etwa aus dem Stadtwald und dem Taunus geholt, aus Privatgärten gespendet oder aus den von Fürstprimas Dalberg verwalteten Besitzungen (wie den kurmainzischen Gärten in Königstein und dem 1803 säkularisierten Kloster in Seligenstadt) auf Kredit erworben. Aus dem Schönbusch erhielt R. eine ganze Schiffsladung von Scheinakazien (Robinien) und anderen Pflanzen. Mit der Fertigstellung der Anlage zwischen Bockenheimer und Eschenheimer Tor am 31.12.1806 kehrte R. nach Aschaffenburg zurück.
1807 bewilligte Dalberg den aus seiner Privatschatulle finanzierten Weiterbau des Anlagenrings. R. wurde erneut unter Abordnung aus Schönbusch nach Ffm. gerufen. Erst ab Juni 1808 erhielt er auf Betreiben
Guiolletts eine Festanstellung als Stadtgärtner mit einem Jahresgehalt von 500 Gulden. In mehreren Etappen vervollständigte er den Parkring – ohne Sachsenhausen – auf den Flächen der alten Befestigung um die Stadt: Eschenheimer Anlage vom gleichnamigen Tor bis zur Eckenheimer Landstraße (1807), Vollendung der Eschenheimer und Friedberger Anlage bis zum Sandweg (1808/09), Taunus- und Gallusanlage (1810), Untermainanlage und Abschluss der Friedberger Anlage (1811) und zuletzt die Obermainanlage (1812). Ursprünglich waren die Wallanlagen mit einer durchschnittlichen Breite von nur 20 Metern viel schmaler als heute. Ein auffallendes Charakteristikum war der Wechsel von schmalen geschwungenen Pflanzflächen mit regelmäßig ausgebildeten Baumsälen. Alleen zogen sich fast in der gesamte Länge durch die Anlagen. R. fügte ganze Abschnitte mit besonderen Sträuchern, umfangreichen Stauden- und Blumenpflanzungen ein, so dass für die Besitzer der wertvollen Villengrundstücke am Anlagenring der Fernblick gewahrt blieb. Nachdem die napoleonischen Truppen auf ihrem Rückzug 1813 die Grünanlagen verwüstet hatten, erneuerte R. in den Jahren 1814/15 die Anpflanzungen. Die Promenaden fanden sowohl in Ffm. als auch auswärts viel Beifall.
Goethes Mutter schrieb bereits 1808 ihrem
Sohn nach Weimar: „(...) die alten Wälle sind abgetragen die alten Thore eingerißen um die gantze Stadt ein Parck – man glaubt es sey Feerrey.“
R., der das Amt des Stadtgärtners von 1808 bis zu seinem Tod bekleidete, war seit dem Jahr seiner Festanstellung in Ffm. verheiratet mit Henriette Franziska R., geb. Gundram (1779-1859); der Ehe entstammten acht Kinder, von denen zwei Söhne und drei Töchter das Erwachsenenalter erreichten. Am 29.8.1811 erwarb R. das Ffter Bürgerrecht. Seither führte er ein Blumen- und Samengeschäft in einem gemieteten Laden auf dem Pfarreisen (heute: Domplatz). Später, vor 1818, erwarb R. ein Grundstück in der Langestraße Lit. B 14, wo er ein Wohngebäude mit einer etwa einen halben Hektar großen Gärtnerei errichtete. Er züchtete u. a. rare exotische Pflanzen und legte Privatgärten an. Ab etwa 1830 verlagerte die Gärtnerfamilie R. den Betriebsort unter Führung des ältesten Sohns
Jacob R. (1809-1860) an die Mainzer Chaussee 6. Der Laden auf dem Pfarreisen wurde letztmalig 1830 genannt; Haus und Grundstück an der Langestraße Lit. B 14 wurden 1837 verkauft. Bereits seit etwa 1831/32 firmierten Vater und Sohn gemeinsam als „S. & J. Rinz“. Dieser Gärtnereibetrieb importierte und züchtete die neuesten Blumen, Sträucher und Bäume, insbesondere Wintergartenpflanzen. Darüber hinaus wurden Parks und Gärten angelegt. Auch der jüngste Sohn Franz Joseph R. (1818-1861) war, nach Erinnerung von
Heinrich Siesmayer schon vor 1840, in die Geschäftsleitung eingebunden (bis 1854/55). Innerhalb des eigenen Gärtnereibetriebs scheint Sebastian R. überwiegend für den Entwurf und die Ausführung von Parkanlagen in Ffm. und dem Rhein-Main-Gebiet für private Auftraggeber zuständig gewesen zu sein.
In seiner Funktion als Stadtgärtner schuf R. den Ffter „Neuen Friedhof“, den heutigen Hauptfriedhof, der als Ersatz für den überbelegten Peterskirchhof 1828 eröffnet wurde. Der neue, knapp sieben Hektar große Friedhof an der Eckenheimer Landstraße, den eine Ulmenallee mit der damals zwei Kilometer entfernten Stadt verband, war als einer der ersten in Deutschland im englischen Landschaftsstil gestaltet; allerdings ging man schon bald wieder zur orthogonalen Aufteilung der Gräberfelder (Gewanne) über.
Das letzte Werk von R. als Stadtgärtner war die Vollendung des Anlagenrings am Mainufer. Bei Verfüllung des Winterhafens (des Kleinen Mains, 1859) zum Bau der Verbindungsbahn zwischen den Bahnhöfen konnte R. den Platz für eine Uferpromenade anstelle von eigentlich geplanten Stapelplätzen zwischen der früheren „Mainlust“ und dem damaligen Zolllager gewinnen. Noch 1861 schuf er eine Anlage mit Baumrondellen aus Kastanien und Trompetenbäumen, einem Platanensaal, kleinen Schlängelwegen, Blumen-, Rosen- und Strauchbeeten sowie seltenen Bäumen wie einem 1853 in England erstmals beschriebenen Riesen-Mammutbaum (erfroren 1944). R.’ Enkel und Nachfolger
Andreas Weber konnte die Anlage ab 1873 nach Norden und Süden erweitern und stattete sie mit der beliebten mediterran anmutenden Bepflanzung – exotischen Pflanzen in Kübeln, Gräsern, Blattpflanzen sowie seltenen Bäumen und Sträuchern – aus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bürgerte sich für die Uferanlage der Name „Nizza“ ein.
Die Parkanlagen von R. zeigen frei geschlängelte Wege, Aussichtshügelchen, Gruppen von markanten, oft fremdländischen Bäumen wie z. B. Libanonzedern, Tulpenbäumen und Mammutbäumen. Häufig verwendete er Baumsäle und -rondelle. In der Nähe der Wegekreuzungen brachte er ovale gemischte Blumenbeete an. Insgesamt basiert sein Stil auf den Gestaltungsprinzipien früher Landschaftsgärten zu Anfang des 19. Jahrhunderts, durchaus mit gewissen Ähnlichkeiten zu Friedrich Ludwig Sckell (1750-1823), der aber nicht, wie gelegentlich zu lesen, R.’ Lehrmeister oder direkter Vorgesetzter war.
Bislang sind folgende Parks in Ffm. und im Rhein-Main-Gebiet bekannt, die R. als Gartenbauunternehmer für private Auftraggeber konzipiert und angelegt hat: Ffm., Park Louisa (bis 1812) und Umgestaltung des Bethmannparks vor dem Friedberger Tor, beide für
Simon Moritz von Bethmann; Johannisberg/Rheingau, Park des Schlosses Johannisberg für Clemens Fürst von Metternich (1824/25; Fotografie des Plans und damit bisher einzige Überlieferung eines Originalplans von R. im Archiv des Landesamts für Denkmalpflege, Wiesbaden); Wiesbaden, Erweiterung und Umgestaltung des Kurparks (1836/37); Ffm., Park der Günthersburg für
Carl Mayer von Rothschild (1837-39); Biebrich, Innendekoration des Schlosses anlässlich der Hochzeit von Prinzessin Therese von Nassau-Weilburg mit dem Prinzen Peter von Oldenburg (1837); Ffm., kleiner landschaftlicher Garten am Restaurant „Mainlust“ (um 1838/40); Ffm. (vor Oberrad), Erstanlage des Parks der Villa Saint-George für
Georg von Saint-George (1843; seit 1926 Philosophisch-Theologische Lehranstalt bzw. Hochschule St. Georgen); (Bad) Soden/Taunus, erste Erweiterung des Kurparks beim Bau des Kurhauses (1846-48). Außerdem werden folgende Anlagen von R., allerdings ohne Angaben zu den Entstehungsjahren, in der Sekundärliteratur genannt: (Ffm.-)Rödelheim für „Herrn Brentano“, d. i. wahrscheinlich
Georg Brentano; (Ffm.-)Höchst, Garten des Bolongaropalastes; (Ffm.-)Sindlingen für Allesina-Schweitzer; Königstein/Taunus für [Franz Matthias] Borgnis; (Ffm.-)Bonames, Park am Landhaus Schmidt (seit 1903
Metzler); Groß-Karben, Park der Villa Leonhardi; Collenberg, Park des Schlosses Fechenbach für Karl von Bethmann (nach 1842); auch soll R. die Gärten vieler Villen im Rheingau geschaffen haben.
Ehrenmitglied der SNG (seit 1.3.1820) und der „Fft.ischen Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hülfswissenschaften“ (seit 23.10.1857), der heutigen Polytechnischen Gesellschaft, zu deren Gründungsmitgliedern er 1817 zählte; in der letztgenannten Gesellschaft hatte er sich anfangs als „Schulvorsteher“ engagiert und arbeitete er richtungweisend in deren Sektion für Garten und Feldbau mit.
Ein Ölgemälde von
Jakob Becker (1857; im Besitz des HMF) zeigt R. beim Spaziergang im Anlagenring. Eine würdigende Darstellung von R. findet sich auf dem collagenartigen Wandrelief (von Wolfgang Winter und Berthold Hörbelt, 2016) im Treppenhaus des Zentralen Werkstatt- und Verwaltungsgebäudes für das Straßenbau- und Grünflächenamt in der Adam-Riese-Straße 25 im Gallusviertel.
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann C 155).
Sebastian-R.-Straße zwischen Miquelallee und Grüneburgpark.
Auf Betreiben des „Verschönerungsvereins“ und der „Gartenbau-Gesellschaft“ wurde R. zu Ehren am 23.10.1892 ein von dem Ffter Bildhauer
Heinrich Petry modelliertes Denkmal (in Form einer Sitzfigur von R. auf gestuftem Sockel) errichtet, zunächst (bis 1902) in der Gallusanlage; es steht heute in der Friedberger Anlage.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 199f.,
).