Sohn eines Breslauer Fabrikbesitzers. Wie sein Vater war A. evangelisch getauft; einer seiner Großväter war jüdisch. Unverheiratet.
Reifeprüfung am Realgymnasium am Zwinger in Breslau. Ab 1900 Studium der Medizin in Breslau, München und erneut in Breslau, abgeschlossen mit der Approbation (1906) und der Promotion (1906). Seine Dissertation bei dem Psychiater und Neurologen Karl Bonhoeffer (1868-1948) verfasste A. laut seiner Promotionsurkunde vom 18.12.1906 „Über eine cystische Missbildung des Rückenmarkes“. Bereits seit April 1906 Tätigkeit als Assistenzarzt an der Inneren Abteilung des Allerheiligen-Hospitals in Breslau, zunächst unter Alfred Buchwald (1845-1907), dann unter Richard Stern (1865-1911).
Im Oktober 1907 ging A. als Assistent an das von
Paul Ehrlich geleitete Institut für experimentelle Therapie in Ffm. Dort gehörte er zu
Ehrlichs Mitarbeiterkreis bei der Entwicklung des ersten Heilmittels gegen die Syphilis, eines Präparats aus mehreren organischen Arsenverbindungen, das später unter dem Markennamen „Salvarsan“ von den Farbwerken Hoechst in den Handel gebracht wurde. Zum 1.7.1909 wechselte A. an das städtische Hygienische Institut unter dessen neuem Direktor
Max Neisser, wo er die Leitung der bakteriologischen Abteilung übernahm. Wohl schon ab Oktober 1910 war A. dann an der Hautklinik des Städtischen Krankenhauses unter
Karl Herxheimer tätig, an der er am 1.4.1911 zum Oberarzt aufstieg; er leitete dort auch die Röntgenabteilung.
Um diese Zeit, im Juni 1910, war am C-Bau der Hautklinik, der drei Jahre zuvor eigens zur Aufnahme geschlechtskranker Frauen errichtet worden war, mit der Behandlung von Prostituierten mit Salvarsan gegen die Syphilis begonnen worden. Aufgrund seiner Position als Oberarzt der Hautklinik dürfte somit A. dort zu den Pionieren in der Salvarsanbehandlung der Syphilis gezählt haben. Daher trat er im Sommer 1914 auch als Nebenkläger im „Ffter Salvarsanprozess“ auf, den die Ffter Staatsanwaltschaft und
Karl Herxheimer gegen den Publizisten
Karl Waßmann angestrengt hatten.
Waßmann hatte in einer Kampagne gegen das neue Medikament in seinem Blatt „Deutscher Freigeist“ ab 1913 angeprangert, dass
Herxheimer und sein Team am Städtischen Krankenhaus das angeblich unzureichend erprobte und deshalb „lebensgefährliche“ Salvarsan im Interesse „gewisser profitsüchtiger Unternehmen“ bei Prostituierten als „Versuchskaninchen“ angewandt hätten, ohne deren Einwilligung in die Behandlung eingeholt zu haben. In dem Verleumdungsprozess gegen
Waßmann vor dem Ffter Landgericht sagte A. auch als Zeuge über die Behandlung der Prostituierten am Städtischen Krankenhaus aus, wobei er erklärte, dass inzwischen das „Salvarsan (...) in Fft. bei 1.200 Prostituierten mit gutem Erfolge angewendet worden“ sei. Das aufsehenerregende Gerichtsverfahren, in dem auch
Ehrlich als Zeuge und Sachverständiger auftrat, endete am 8.6.1914 mit der Verurteilung
Waßmanns zu einer einjährigen Gefängnisstrafe wegen öffentlicher Beleidigung. Damit war ein Exempel im „Salvarsan-Krieg“ statuiert, den – so
Ehrlich selbst – „Naturheilkundige, Impfgegner, Kurpfuscher, Antivivisektionisten und Antisemiten“ gegen das Arzneimittel und dessen Entdecker führten. Letztlich gingen
Paul Ehrlich wie auch die Ärzte des Städtischen Krankenhauses glänzend gerechtfertigt aus dem „Ffter Salvarsanprozess“ hervor.
Im Ersten Weltkrieg war A. seit 1914 als Stabsarzt eingesetzt, anfangs als Truppenarzt bei der Artillerie, später als Chefarzt dreier Fachlazarette mit insgesamt 700 Betten bei Charleville; er wurde mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse ausgezeichnet. Noch während des Kriegs wurde A. an der Medizinischen Fakultät der Ffter Universität habilitiert. Am 25.7.1916 hielt er seine Antrittsvorlesung. Im Oktober 1918 wurde ihm der Titel Professor verliehen, und 1921 wurde er zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor an der Ffter Universität ernannt. Zugleich ließ er sich als Facharzt für Hautkrankheiten in Ffm. nieder, zunächst mit eigener Praxis in der Töplitzstraße 8 in der Nähe des Klinikums (lt. Adr. 1922-26), bald in der Goethestraße 21 in prominenter Innenstadtlage (lt. Adr. 1927-34). Ebenfalls 1921 übernahm er die (nebenamtliche) Leitung der (zweiten) Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten am Städtischen Krankenhaus, also der im C-Bau untergebrachten Klinik für geschlechtskranke Frauen, wo er sich hauptsächlich mit serologischen und bakteriologischen Forschungen befasste. (Die ursprüngliche Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten bestand unter der Direktion von
Karl Herxheimer, seit 1930 von
Oscar Gans weiter.)
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde A. wegen seiner jüdischen Abstammung 1933 die Lehrbefugnis an der Universität entzogen, und im folgenden Jahr wurde er als Direktor der städtischen Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten entlassen. Auch seine Facharztpraxis, von deren Fortführung er folglich abhängig war, wurde boykottiert. Vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen zog er mit der Praxis um, zunächst in die Neue Mainzer Straße 84 (lt. Adr. 1935-36), dann in die Eschenheimer Anlage 31 (lt. Adr. 1937-42), wo er auch wohnte (bis Adr. 1943) und bei den Luftangriffen auf Ffm. im Zweiten Weltkrieg „total ausgebombt“ wurde. Bereits ab 1940 war A. als Arzt an das Knappschaftskrankenhaus in Quierschied im Saarland zwangsverpflichtet. Dort musste er unter einem „nationalsozialistischen Chefarzt in untergeordneter Stellung bei unwürdigster Behandlung“ arbeiten (Hammerstein: JWGU I 1989, S. 783), wobei ihm mehrfach mit der Abschiebung an die Ostfront bzw. der Deportation gedroht wurde. Dank der Hilfe eines Knappschaftsdirektors konnte er 1944 als leitender Arzt der Hautabteilung an das Knappschaftskrankenhaus in Neunkirchen wechseln. Wenige Monate nach Kriegsende, im Oktober 1945, erreichte ihn dort das Angebot, an die Hautklinik in Ffm. zurückzukehren.
Spätestens 1946 übernahm A. in Ffm. kommissarisch die Leitung der gesamten Universitätshautklinik am Städtischen Krankenhaus; auch lehrte er seit dem Sommersemester 1946 wieder an der Universität, wo er, offiziell als außerplanmäßiger Professor rehabilitiert, zunächst das Ordinariat für Haut- und Geschlechtskrankheiten kommissarisch versah. Als Leiter der Hautklinik, so schreiben Erich Landes und Ingrid Menzel in ihrer Chronik, „hatte er mit außerordentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, da unmittelbar nach dem Kriege alles fehlte. Trotzdem gelang es ihm, die Krankenversorgung so gut es ging aufrecht zu erhalten.“ (Landes/Menzel: Gesch. d. Universitätshautklinik in Ffm. 1989, S. 36.) Als erfahrener Kliniker wusste er mit primitivsten und manchmal auch ungewöhnlichen Mitteln zu therapieren, wenn es Hauterkrankungen, die aufgrund der schlechten Wohnverhältnisse in der zerstörten Stadt vermehrt auftraten (wie bakterielle Infektionen und Krätze), zu heilen galt. Er war damals (1946) aber auch einer der ersten Ffter Ärzte, der zur Behandlung mit Penicillin überging, was er als probates Mittel im Kampf gegen die in den ersten Nachkriegsjahren stark zunehmenden Geschlechtskrankheiten begriff und beschrieb. Aufgrund des Fehlens von Penicillin in größeren Mengen konnte er das neue Medikament allerdings nur zur Behandlung von Gonorrhoe und komplizierter (salvarsanresistenter) Syphilis anwenden, während er ansonsten gegen die Syphilis weiterhin Salvarsan einsetzen musste.
Nach der Rückkehr des Ordinarius
Oscar Gans als Leiter der Universitätshautklinik im Herbst 1949 war A. noch kurzzeitig an seiner früheren Wirkungsstätte im C-Bau der Hautklinik tätig, bevor er aus dem städtischen Dienst ausschied. Aus beamtenrechtlichen Gründen erhielt er jedoch keinerlei Pension. Daher sah er sich gezwungen, die Leitung eines „Ambulatoriums für Haut- und Geschlechtskrankheiten GmbH“ zu übernehmen. Auf Betreiben der Medizinischen Fakultät, die – zunächst hinter A.s Rücken – gegen diese angeblich standesunwürdige Nutzung des Professorentitels bei allen zuständigen Stellen bis hin zum Universitätsrat zu intervenieren versuchte, gab A. das Unternehmen nach einem ersten Gespräch mit der Fakultät sofort wieder auf: „Auch er war schließlich akademischen Standesvorstellungen verpflichtet und wünschte seinen Frieden mit der Fakultät.“ (Hammerstein: JWGU I 1989, S. 784.) Letztlich blieb A. darauf angewiesen, bis ins hohe Alter seine Praxis fortzuführen. Als daher das Stadtgesundheitsamt ihm zum 75. Geburtstag gratulieren und eine entsprechende Pressemitteilung der städtischen Pressestelle veranlassen wollte, bat der Jubilar, von einer Veröffentlichung abzusehen: „Herr Prof. Dr. Altmann befürchtet von dem Bekanntwerden seines Alters ungünstige Rückwirkungen auf seine Privatpraxis.“ (Schreiben von Stadtrat Karl Altheim, Stadtgesundheitsamt, an die städtische Pressestelle, Ffm., 11.1.1955, in: ISG, S2/1.952.) Im Alter von 88 Jahren starb Karl A. 1968 in Ffm.
Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen und Handbuchartikel auf dem Gebiet der Immunologie, insbesondere der Serologie, der Bakteriologie und der Dermatologie, vor allem zur Erforschung und Bekämpfung der Syphilis.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 22,
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