Medizinstudium in Freiburg, Würzburg und Straßburg. Assistent bei
Carl Weigert am Senckenbergischen Pathologischen Institut in Ffm. (1885-86) und bei Albert Neisser (1855-1916) an der Dermatologischen Universitätsklinik in Breslau (1886-87). Wie sein älterer Bruder, Sanitätsrat Dr. Salomon H. (1841/42-1899), ließ sich H. dann als Facharzt für Hautkrankheiten in Ffm. nieder. Aus der von ihm und seinem Bruder betriebenen privaten Spezialklinik ging die Städtische Hautklinik hervor, die sich später zur Universitätsklinik entwickelte. Von 1894 bis 1930 stand H. als Direktor der Städtischen bzw. der daraus hervorgegangenen Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Ffm. vor. Mitbegründer der Ffter Universität, für deren Gründung die Familien H. und H.-Livingston mehr als 250.000 Goldmark stifteten. Seit 1907 Professor, seit 1914 Ordinarius für Dermatologie und Syphilidologie in Ffm. 1916 Dekan. 1929 emeritiert. H.s Nachfolger wurde
Oscar Gans.
H. war einer der führenden Dermatologen der Zeit. Durch gründliche Zell- und Organstudien sowie durch Entwicklung besonderer Färbemethoden (H.’sche Spiralen) förderte er die Dermatohistologie. Wie auch Adolf Jarisch (1895) beschrieb H. die nach ihm benannte H.’sche Reaktion, die bei Beginn einer Syphilisbehandlung durch den plötzlichen Spirochaetenzerfall und die dadurch freiwerdenden toxischen Stoffe ausgelöst wird, aber auch bei Anwendung von Penicillin vorkommen kann. Zusammen mit Kuno Hartmann grenzte H. das „H.’sche Syndrom“ als besondere Form einer chronischen Hautatrophie von ähnlichen Krankheitsbildern ab. H. galt zudem als hervorragender Therapeut, der zahlreiche neue, teils heute noch angewandte Behandlungsmethoden entwickelte.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 durfte H. die früher von ihm geleitete Klinik nicht mehr betreten; zudem wurden ihm die Lehrbefugnis (1933) und die Approbation (1938) entzogen. Dennoch schlug H. die Möglichkeit, in die Schweiz zu emigrieren, aus. Im Sommer 1942 musste er in ein „Judenhaus“ in der Friedrichstraße 26 ziehen, von wo aus er am 27.8.1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. Dort starb er wenige Monate später infolge von Unterernährung an einer Infektion.
Stifter eines Archivs für Dermatologie. Mitbegründer (1895) und erster Präsident der Süddeutschen Dermatologen-Vereinigung, der späteren Vereinigung südwestdeutscher Dermatologen. Mitglied bzw. Ehrenmitglied in zahlreichen weiteren Fachorganisationen. Mitglied der Israelitischen Gemeinde in Ffm.
Fachveröffentlichungen, u. a. „Die Hautkrankheiten“ (mit Edmund Hoffmann, 1929).
Mitherausgeber des „Archivs für Dermatologie“, der „Dermatologischen Zeitschrift“ und der „Dermatologischen Wochenschrift“.
Träger des Eisernen Kreuzes am weißen Bande.
Porträt (von
Ottilie W. Roederstein, 1911) im Besitz des Städel Museums. Porträtbüste (von
Benno Elkan, 1931); Verbleib unbekannt.
Gedenkstein (2012) auf der Grabstätte seiner Frau auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße in Ffm. Seit 2013 Stolperstein für H. und seit 2015 Stolperstein für seine Lebensgefährtin Henriette Rosenthal, geb. Herschberg (1873-1942), vor ihrem Wohnhaus in der Westendstraße 92.
H.straße im Gallusviertel. Seit 1954 Karl-H.-Medaille als höchste Auszeichnung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft für überragende Verdienste auf dem Gebiet der Dermato-Venerologie. Seit 2012 Karl-H.-Gedächtnisvorlesungen an der Universitätsklinik in Ffm.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 322,
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