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Merton, Richard

Ehrenbürger der Stadt Ffm.

Merton, Richard Albert Eugen. Dr. rer. pol. h. c. Metallindustrieller. Stifter. * 1.12.1881 Ffm., † 6.1.1960 Ffm.
Sohn von Wilhelm M. und dessen Ehefrau Henriette Caroline Emma, geb. Ladenburg (1859-1939).
Jura- und Kameralistikstudium. 1902 Eintritt in die Berg- und Metallbank. Aufenthalte in den ausländischen Zweigbetrieben des Konzerns. Von 1907 bis 1911 Mitglied im Aufsichtsrat und im Vorstand der Metallgesellschaft (MG), 1913 Aufsichtsratsmitglied von MG und Metallurgischer Gesellschaft, 1917 Aufsichtsratsvorsitzender von MG und Metallbank. Im Ersten Weltkrieg Frontoffizier und Adjutant in Militärverwaltungsstellen. Befürwortete in Denkschriften die staatliche Ernährungszwangswirtschaft, die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und die Reduzierung der unternehmerischen Kriegsgewinne. 1919 Mitglied der deutschen Friedensdelegation in Versailles. Publikationen zur Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Danach Rückzug aus der Reichspolitik. In seiner ausgedehnten internationalen Korrespondenz wies M. auf die Folgen des Versailler Vertrags für die wirtschaftliche Lage Deutschlands hin. Neuaufbau der MG zusammen mit dem Bruder Alfred M. (1878-1954), dem schon im Kriege die Hauptlast der Unternehmensleitung zugefallen war: Kompensation des Verlusts der ausländischen Niederlassungen durch verstärkte Tätigkeit im Inland. Vereinigung von MG, Metallbank und Metallurgischer Gesellschaft zur Metallgesellschaft (1928, Vorstandsvorsitzender), Vorstoß in die Metallverarbeitung durch Gewinnung der Mehrheitsanteile an den „Vereinigten Metallwerken“ mit Sitz in Ffm., die 1930 u. a. aus den zur MG gehörenden Heddernheimer Kupferwerken entstanden.
M. führte die sozialen und kulturellen Schöpfungen seines Vaters Wilhelm M. in vermindertem Umfang weiter. Über die „Centrale für private Fürsorge“ unterstützte er Opfer der Inflation und der Weltwirtschaftskrise und förderte einzelne künstlerische und wissenschaftliche Projekte. Seit 1914 Mitglied im Kuratorium der Ffter Universität. Mit einer Millionenspende löste M. die Verpflichtung des Instituts für Gemeinwohl (IfG) zur Subventionierung der Hochschule ab. Für seine reduzierten Mittelzuweisungen machte er später die „sehr sozialistische“ Einstellung der Stadtverwaltung, die der sozialen Tätigkeit im Stil seines Vaters den Boden entzogen habe, verantwortlich. Als Stadtverordneter (DVP) trat M. von 1928 bis 1933 gegen die Ausweitung städtischer Gesellschaften und das „System Landmann“ ein. Von November 1932 bis März 1933 Reichstagsabgeordneter (DVP).
Nach 1936 wurde M. aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus allen Funktionen, auch in der MG, verdrängt. 1938 dreiwöchige Internierung im KZ Buchenwald. Vermögenskonfiskation. 1939 Flucht nach England. Dort publizistisches Eintreten für Deutschland und seine Entwicklungsmöglichkeiten nach dem Krieg.
1947 Rückkehr nach Ffm. und Wiedereintritt in seinen früheren Wirkungskreis. Zuvor von der britischen Besatzung als Wirtschaftsminister einer deutschen Regierung vorgesehen, was er abgelehnt hatte. 1948 Aufsichtsratsmitglied der MG (Vorsitzender 1950-55) und anderer Großbetriebe. Als Mitglied zahlreicher wirtschaftspolitischer Organisationen setzte er sich für neue Formen internationaler Zusammenarbeit ein. Von 1948 bis 1955 Präsident der deutschen Gruppe der internationalen Handelskammer. Auf M.s Anregung wurde nach früherem Vorbild 1949 der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft gegründet (Vorsitzender 1949-53, danach Ehrenvorsitzender). Wie nach dem Ersten Weltkrieg, führte M. den Konzern durch Erschließung neuer Aufgaben zu Weltgeltung zurück, besonders durch den Industrieanlagenbau der Metallurgischen Gesellschaft, für die im Ffter Nordosten ein großes Versuchsgelände eingerichtet wurde. M. engagierte sich in der 1952 gegründeten Ffter Gesellschaft für Sozialpolitik, und auch das IfG nahm unter seiner Leitung die Arbeit wieder auf. 1956 stiftete er einen Lehrstuhl für Sozialpolitik an der Ffter Universität. M. galt als Mann von universaler Bildung mit großem Interesse an Wirtschaftspolitik, aber auch mit Bewusstsein für die Verantwortung des Unternehmers gegenüber der Gesellschaft. Wie sein Vater übte er Zurückhaltung und trat nur selten in der Öffentlichkeit hervor.
Verfasser einer Autobiographie unter dem Titel „Erinnernswertes aus meinem Leben, das über das Persönliche hinausgeht“ (Autobiographie, 1955).
Die Stadt Ffm. verlieh M. 1951 die Goetheplakette und 1956 die Ehrenbürgerwürde. Er war seit 1924 Ehrenbürger und seit 1951 Ehrensenator der Ffter Universität.
Die „Villa M.“, Am Leonhardsbrunn 12-14 (Architekt: Anton Eyssen, 1927) in Bockenheim, konnte M. selbst nur bis zu seiner Verhaftung 1938 bewohnen. Dann bemächtigte sich die Gestapo des Hauses, und seit 1945 nutzte die US-Armee das im Zweiten Weltkrieg teilzerstörte Gebäude zunächst als Offiziersheim, dann für den American Press Club. 1953 verkaufte M. die Villa mit der Maßgabe, sie zu einem Ort der Völkerverständigung zu machen, an die Stadt Ffm. Seit 1956 residiert dort der Union International Club, der die inzwischen sanierte und denkmalgeschützte Villa – ganz im Sinne M.s – als Stätte der internationalen Begegnung etabliert hat und pflegt.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 40f., verfasst von: Tobias Picard.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Bermejo, Michael: Die Opfer der Diktatur. Ffter Stadtverordnete und Magistratsmitglieder als Verfolgte des NS-Staates. Ffm. [Copyright 2006]. (Geschichte der Ffter Stadtverordnetenversammlung, Bd. III; Veröffentlichungen der Ffter Historischen Kommission XXIII).Bermejo: Ffter Stadtverordnete u. Magistratsmitglieder als Verfolgte d. NS-Staates 2006, S. 252-262. | Heine, Jens Ulrich: Verstand und Schicksal. Die Männer der I. G. Farbenindustrie A. G. (1925-1945) in 161 Kurzbiographien. Weinheim/New York/Basel/Cambridge 1990.Heine: IG Farben, S. 275-278. | Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Ursula Ratz in: NDB 17 (1994), S. 187f. | Schumacher, Martin (Hg.): M. d. R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933-1945. Eine biographische Dokumentation. Düsseldorf 1991. 3., erw. Aufl. Düsseldorf 1994. (Veröffentlichung der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien in Bonn).Schumacher: MdR 1994, S. 318f., Nr. 1012.
Literatur:
                        
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Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/3.039. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/933 (Familie Merton).

GND: 119228378 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Picard, Tobias: Merton, Richard. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/507

Stand des Artikels: 7.4.1995