Rado, Elisabeth, gen. Lisa. Operettensängerin. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 6.1.1892 Budapest, Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 23.1.1928 Ffm.
Über Herkunft und Familie von R. konnten bisher nur wenige Angaben ermittelt werden. Sie stammte aus Ungarn und hatte zwei Schwestern, Maria und Klara R., die die Zeitungsanzeige zur Danksagung nach ihrem Begräbnis unterschrieben haben. Mit der Schwester Klara R. (vermutlich später verh. Szenes, 1900-?) hatte sie in Ffm. zuletzt zusammengewohnt. Laut Angaben in der Sterbeurkunde war Lisa R. geschieden.
Auch über Ausbildung und frühe Karriere von R. ist kaum etwas bekannt. In Wien soll sie für die Bühne „entdeckt“ und umgehend von der Direktion des Neuen Operetten-Theaters (damals Emil Glock und Julius Dewald als Gründungsdirektoren sowie Georg Land als deren Stellvertreter) nach Ffm. verpflichtet worden sein. Im Juni 1924 debütierte R. an diesem Haus als Lizzi in der Operette „Der Tanz ins Glück“ von Robert Stolz, und gleich im folgenden Monat übernahm sie dort „als resolutes Millionärstöchterchen“ in „Die Kinokönigin“ von Jean Gilbert die nächste Rolle. Ab der kommenden Spielzeit 1924/25 bis zu ihrem frühen Tod 1928 gehörte R. als Operettensoubrette zum festen Ensemble des Neuen Operetten-Theaters, das seine Spielstätte im Vergnügungspalast „Groß-Frankfurt“ am Eschenheimer Tor hatte. Die Titelrolle in der Operette „Dolly“ von Hugo Hirsch mit Premiere im November 1924 am Neuen Operetten-Theater brachte ihr den Durchbruch zum Ffter Bühnenstar. Weitere Rollen von R. während ihres Engagements am Neuen Operetten-Theater waren: die Titelrolle in „Marietta“, die Titelrolle in „Mädi“, Lisa in „Gräfin Mariza“, Franzi in „Ein Walzertraum“, Olly in „Olly-Polly“, die Titelrolle in „Riquette“, Mabel in „Die Zirkusprinzessin“, Mimi in „Adieu Mimi“, Anette in „Drei arme kleine Mädels“, Mascha in „Der Zarewitsch“ (bei dem Gastspiel von
Richard Tauber in der Titelrolle, September 1927), Stasi in „Die Csárdásfürstin“, Prinzessin Wunderhold in dem Weihnachtsmärchen „Prinz Schweinehirt“ u. a. Dabei eroberte „die sprudelnde kleine Soubrette“ (
Frank Arnau), die sich auf der Bühne auch als temperamentvolle Tänzerin zeigte, das Publikum wohl weniger mit ihrer Stimme (die von der Kritik einhellig als eher „klein“ eingestuft wurde) als mit dem „entzückende(n) Charme ihrer liebenswürdigen Persönlichkeit“ (Kfb. in: FZ, 24.1.1928). Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Beliebtheit wurde die „stets heitere“ Künstlerin bald auch zu Auftritten bei Vereinen und Gesellschaften sowie im Rundfunk verpflichtet. So wirkte sie gelegentlich im Ffter Sender und bei öffentlichen Veranstaltungen der Rundfunk-Organisations-Gesellschaft mit, u. a. bei einem „Rundfunk-Kabarett“ zusammen mit anderen Ffter Bühnenstars im „Café Sacher-Wien“ während der „Rundfunk-Werbewoche“ im März 1927. Die Südwestdeutsche Rundfunk-Zeitung berichtete spätestens ab 1925 regelmäßig über den Ffter Star, etwa in Bildreportagen wie „Welche Frisur paßt am besten zum Kopfhörer?“ (27.12.1925) und „Königin der Nacht bei Tage im Stadion“ (mit Fotos aus dem Schwimmbad im erst im Vorjahr eröffneten Waldstadion, 1.8.1926). Zudem ließ sich R. zur Werbung für Automobile der Adlerwerke verpflichten und mit „ihrem“ Wagen „Adler Standard 6“ fotografieren (vgl. die Anzeige im Ffter Theater-Almanach 1927/28).
In der Nacht zum 23.1.1928 erlag R. einem Herzschlag. Am Abend hatte sie als Contessa Giulietta in „Die gold’ne Meisterin“ noch auf der Bühne des Neuen Operetten-Theaters gestanden. Nach der Vorstellung an jenem Sonntag war sie mit Freunden im (ebenfalls zum Vergnügungspalast „Groß-Frankfurt“ gehörenden) „Bier-Palais“ zusammen gewesen, bevor sie gegen 1.30 Uhr nach Hause ging. In den Mittagsstunden am Montag meldete ein Extrablatt im Schaukasten der FZ ihren Tod. Schnell wurde die Nachricht zum Stadtgespräch. Zur Beerdigung am darauffolgenden Donnerstag, den 26.1.1928, kamen Tausende, angeblich etwa 3.000 bis 4.000 Menschen, so dass auf dem völlig überfüllten Jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße letztlich die Polizei für Ordnung sorgen musste.
Porträtkarikatur (von
Lino Salini) im Ffter Theater-Almanach 1925/26.
Grabstätte auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße (Block 137, Nr. 11 A). Die Grabinschrift schließt mit den Worten: „Dein Leben war Licht/ und Liebe/ So bleibe uns/ dein Bild“. Die steinerne Urne, die früher als Schmuck auf dem (inzwischen stark verwitterten) Grabstein stand, ist nicht erhalten.
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