Sohn von Karl M. (1876-1922) und dessen Ehefrau Maria, geb. Ploennigs (1879-1963). Der Vater, von Beruf Schmied, war von 1906 bis 1908 Gewerkschaftssekretär in Hannover, von 1908 bis 1918 Bevollmächtigter des Metallarbeiterverbands in Ffm., von 1913 bis 1919 Ffter Stadtverordneter für die SPD, Mitglied des Arbeiterrats, seit 17.7.1919 besoldeter Stadtrat in Ffm., zuständig für das Arbeitsamt, Vorkämpfer der Arbeitslosenversicherung und der kommunalen Arbeitsbeschaffung.
Nach dem frühen Tod des Vaters wuchs Walter M. in dem niedersächsischen Dorf Bierbergen auf, besuchte dort die Volksschule und später das Realgymnasium in Hildesheim und Berlin-Neukölln. Da die Nationalsozialisten der Familie aus politischen Gründen die Rente entzogen, begann er 1935 in Ffm. eine Buchdruckerlehre, meldete sich aber vor dem Abschluss 1937 freiwillig zur Luftwaffe, um der Eingliederung in NS-Organisationen zu entgehen. Nach einer Ausbildung zum Funktechniker wurde er im Krieg als Unteroffizier vor allem in Nordafrika eingesetzt.
Nach dem Krieg absolvierte M. den ersten Lehrgang der Akademie der Arbeit in Ffm., arbeitete als freier Mitarbeiter für den Schulfunk des HR und ab 1949 als Redakteur der Parteizeitung der hessischen SPD. 1956 übernahm er die Leitung der Ffter Volkshochschule.
Unter dem Einfluss seines Schwagers
Georg Stierle entwickelte sich M. zum marxistisch geprägten Sozialdemokraten. Zeitweise war er Bezirksvorsitzender der südhessischen Jungsozialisten, seit 1950 Mitglied des Vorstands im SPD-Unterbezirk. Bereits 1948 zum Stadtverordneten der SPD in Ffm. gewählt, rückte er 1953 zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden auf. In der Ffter SPD galt M. lange als kämpferischer Exponent der radikalen Linken. Noch 1959 stimmte er beim SPD-Bundesparteitag in Godesberg zusammen mit einer radikalen Minderheit von nur 16 Delegierten gegen die Verabschiedung des neuen Grundsatzprogramms, das die Entwicklung von der marxistischen Arbeiterpartei zur reformorientierten Volkspartei markierte.
Mit wachsender Verantwortung in der Kommunalpolitik bemühte sich M., den Begriff „links” mit den Worten „fortschrittlich und volksnah” zu erläutern, und definierte seine eigene parteipolitische Position „links von der Mitte”. Gleichzeitig suchte er die radikalen Jungsozialisten und Teile der „Außerparlamentarischen Opposition“ in die SPD zu integrieren. Bei den erregten, ideologisch aufgeheizten und fanatisierten Debatten, die in der Folge der Studentenrevolte um 1968 die Versammlungen des traditionell linken SPD-Unterbezirks bestimmten, kämpfte er entschlossen gegen das „imperative Mandat” und dessen Tendenz zur unmittelbaren Parteiherrschaft. Parteitagsbeschlüsse wollte er lediglich als „Willensäußerung“ verstanden wissen, nicht aber als bindende Aufträge an die Fraktion der Stadtverordneten und die Magistratsmitglieder. Die Grundsätze der Kommunalverfassung und der parlamentarischen Demokratie wollte er nicht antasten lassen. Auch hielt er an der „Römerkoalition“ und der Besetzung von Magistratspositionen durch alle demokratischen Parteien fest.
Als Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung engagierte sich M. sehr stark für die Probleme des öffentlichen Personennahverkehrs. Deshalb wurde er 1961 zum besoldeten Stadtrat gewählt, um als Chef des neuerrichteten Verkehrsdezernats für die Aufstellung eines Generalverkehrsplans und den Bau einer leistungsfähigen U-Bahn zu sorgen. Seiner Arbeitsenergie und Durchsetzungsfähigkeit war es zu danken, dass bereits am 4.10.1968, fünf Jahre nach dem Beginn der Bauarbeiten, die erste Teilstrecke in Betrieb genommen werden konnte. Nach diesem Erfolg übertrug man ihm auch noch die Zuständigkeit für die Stadtwerke und die Energie- und Wasserversorgung. Zahlengläubig, zutiefst überzeugt von der Planbarkeit und Berechenbarkeit der menschlichen Gesellschaft und bisweilen fast geblendet von Visionen des technischen Fortschritts konzentrierte er sich immer stärker auf die Aufgaben der kommunalen Gesamtentwicklungsplanung.
Nach dem Tod des Oberbürgermeisters
Brundert am 7.5.1970 waren sich die Parteien schnell einig: Der „linke Realpolitiker” Walter M. sollte das Amt übernehmen. Schon am 11.6.1970 wählte das Stadtparlament den dynamischen und charismatischen Mann mit 64 von 77 Stimmen zum Oberbürgermeister. Am 9.7.1970 wurde er in das Amt eingeführt. Sofort begann M., die Defizite der Stadtpolitik zu beheben. Durch eine Neuordnung der Kultur und Künste im Geist der Aufklärung und des sozialen Ausgleichs hoffte er, der Metropole Fft. eine neue urbane Identität zu verschaffen. Für das Kulturdezernat gewann er Hilmar Hoffmann, der in Oberhausen durch die Leitung der Volkshochschule und die Gründung der Internationalen Kurzfilmtage bekannt geworden war und ein Programm „Kultur für alle“ entwickelte. M. selbst setzte auf einer Fraktionsklausur Anfang 1971 gegen erbitterte Widerstände in der SPD durch, den Wiederaufbau des Opernhauses und dessen Nutzung als Konzerthaus („Alte Oper“) in Angriff zu nehmen. Gemeinsam mit Hoffmann präsentierte er voller Optimismus eine „Vereinbarung über die erweiterte Mitbestimmung im künstlerischen Bereich der Städtischen Bühnen“. Doch sollte dieses Mitbestimmungsmodell später auf katastrophale Weise an den chaotischen Obsessionen der Theaterleute scheitern.
Ausgehend von den Widersprüchen zwischen administrativen Kompetenzen und wirtschaftsräumlichen Erfordernissen entwickelte M. das Modell einer „Regionalstadt“. Bis zum Jahr 2000 sollten im Rhein-Main-Gebiet neue Formen der politischen Entscheidungsfindung und neue Funktionen der kommunalen Selbstverwaltung entstehen. Dieses Konzept zur Lösung der Stadt-Umland-Beziehungen stieß freilich auf Widerstände quer durch alle Parteien und wirtschaftlichen Interessengruppen. So blieb der „Möller-Plan” ein unerfülltes Vermächtnis, als der Oberbürgermeister in Ausübung seiner Dienstgeschäfte auf der Rückfahrt von Wiesbaden einem Herzinfarkt erlag.
Porträt (von
Ferry Ahrlé, 1975) in der Galerie der Oberbürgermeister vor dem Ludwig-Landmann-Saal (Magistratssitzungssaal) im Römer.
Städtisches Ehrengrab auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann II 202c).
Walter-M.-Platz im Nordwestzentrum. Walter-M.-Plakette, verliehen seit 1977 von der Stadt Ffm. an Gruppen, Gemeinschaften und Bürgerinitiativen, die sich für das Gemeinwohl in Ffm. einsetzen; die Plakette wurde zunächst (1977-82) jährlich und wird seit 1986 alle zwei Jahre vergeben.
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Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 59f.,
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