Mumm (seit der Erhebung in den Adelsstand 1873 mit dem Namenszusatz: von Schwarzenstein), Daniel Heinrich. Dr. jur. Jurist. Kommunalpolitiker. * 18.12.1818 Ffm., † 29.4.1890 Ffm.
Entstammte einer alteingesessenen Ffter Familie.
Besuch des Ffter Gymnasiums. Seit 1836 Jurastudium in Berlin und Heidelberg. 1840 Promotion. Zunächst als Rechtsanwalt in Ffm. tätig. 1856 trat M. in den städtischen Dienst ein; erst am Stadtgericht, seit Anfang 1865 am Appellationsgericht. Am 4.12.1865 wurde er in den Senat gewählt. Nach dem Verlust der Freistädtischkeit und der Einführung der preußischen Gemeindeverfassung wurde M. am 27.11.1867 zum Ersten Bürgermeister auf zwölf Jahre gewählt. (Seit 1869 durfte M. den Titel „Oberbürgermeister“ führen, der sich bald als Amtsbezeichnung für das Stadtoberhaupt durchsetzte.) Der preußische König
Wilhelm I. billigte am 23.12.1867 die Ffter Wahl. Am 27.2.1868 wurde M. in das Amt eingeführt, das er bis zum Ablauf der Wahlperiode innehatte. Bei den nächsten Magistratswahlen unterlag M. am 13.11.1879 dem Verwaltungsexperten und bisherigen Oberbürgermeister von Osnabrück,
Johannes Miquel, und schied am 26.2.1880 aus dem Amt.
Die Persönlichkeit M.s als Ffter Oberbürgermeister steht gewöhnlich im Schatten seiner beiden Amtsnachfolger
Miquel und
Adickes, die als Politprofis Fft.s Wandel zur modernen Großstadt dokumentieren. M.s Aufgabe bestand vor allem darin, den Übergang der bisher unabhängigen Freien Stadt Ffm. in den preußischen Staatsverband zu meistern. Als Ffter war sich M. der politischen Demütigung bewusst, die Ffm. durch die preußische Einverleibung erlitten hatte, und setzte daher auf die „schonende“ Einführung preußischer Verwaltungsstrukturen. Er erkannte, dass Ffm. im Wirtschafts- und Verwaltungsbereich initiativ werden musste, um den Anschluss an die Gründerzeit nicht zu verpassen. Umgehend brachte er ein großes Bau- und Investitionsprogramm auf den Weg. Während seiner Amtszeit wurden u. a. der Eiserne Steg (1869), die Ober- (1874) und die Untermainbrücke (1878) fertiggestellt, die Zeil nach Osten erweitert, erfolgte der Kaiserstraßendurchbruch, wurde der 1867 ausgebrannte Dom wiederaufgebaut, erhielt das Stadtarchiv eine repräsentative Bleibe am Weckmarkt (1878), wurden zahlreiche Schulhäuser errichtet und die Planung des Schlachthofs in Angriff genommen. Besonders forcierte der kunstsinnige M. ab 1873 den Neubau des Ffter Opernhauses (eröffnet 1880). Von großer Wichtigkeit war für M. auch der Bau einer Quellwasserleitung vom Vogelsberg und Spessart nach Ffm., die den rasch steigenden Wasserverbrauch der Großstadt decken sollte und 1875 in Betrieb genommen wurde. Der beginnende flächenmäßige Ausdehnungsdrang kam 1877 in der Eingemeindung Bornheims als erster Eingliederung eines Vororts zum Ausdruck.
Die gewaltigen Investitionen, besonders die Kostenexplosion beim Opernhausprojekt, strapazierten den städtischen Haushalt enorm und führten mit dazu, dass M. nach Ablauf seiner Amtszeit von der Stadtverordnetenversammlung nicht zur Wiederwahl nominiert wurde. Das Verhältnis zwischen Stadtparlament und Stadtoberhaupt war in den letzten Jahren ohnehin sehr distanziert. Der eher autokratisch gesonnene M., der die Stadtverordneten bei seinen Planungen lieber außen vor hielt, verkehrte nach mehreren, zum Teil heftigen Auseinandersetzungen nur noch schriftlich mit der Stadtverordnetenversammlung. Die Kritik an seinem Amtsstil übersah dabei jedoch nicht M.s persönliche Integrität und den von ihm mit großem Engagement betriebenen modernen Ausbau der Stadt.
Im Ruhestand widmete sich M. vor allem der Musikpflege in Ffm. Über mehrere Jahre war er Vorsitzender der Museums-Gesellschaft und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung des Dr. Hoch’schen Konservatoriums.
Porträt (von
Ferdinand Brütt) in der Galerie der Oberbürgermeister vor dem Ludwig-Landmann-Saal (Magistratssitzungssaal) im Römer.
Nachlass der Familie M. im ISG.
M.-von-Schwarzenstein-Straße in Nied.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 75-77,
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