Sohn des Marburger Schöffen Siegfried des Reichen von Marburg.
Erziehung am Mainzer Stephansstift. Danach in den Diensten am Hof Kaiser
Karls IV. in Wien. Erwarb 1347 das Ffter Bürgerrecht. 1349 Heirat mit einer Tochter des damals reichsten Ffter Patriziers
Jakob Knoblauch. 1351 Kauf des Hauses zum Paradies an der Ecke Neue Kräme/Liebfrauenberg. Der Hausname wurde zum Familiennamen; das benachbarte Haus zum Grimmvogel 1366 erworben. 1359 Aufnahme in den Rat. 1360 Kaiserlicher Rat. 1363 Schöffe. 1373, 1379, 1381 und 1385 Älterer Bürgermeister.
Siegfried zum P. ist die wohl außergewöhnlichste Persönlichkeit im Ffm. des 14. Jahrhunderts. Er galt lange Zeit als der Mann, dem Ffm. den Erwerb des Schultheißenamts und damit praktisch die städtische Selbstverwaltung verdankte. Neuere Forschungen lassen Siegfried jedoch eher als geschickten Taktierer für seine Eigeninteressen mit einem stark ausgeprägten Machtinstinkt erscheinen. Seine engen Beziehungen zum kaiserlichen Hof wusste Siegfried glänzend auszuspielen und sicherte sich im Lauf der Zeit eine Reihe von Privilegien. So konnte er 1363 den Ffter Rat durch Kaiser
Karl IV. zwingen lassen, die nächste freiwerdende Schöffenstelle an ihn zu vergeben. Im gleichen Jahr verkaufte der Kaiser das Reichsschultheißenamt und Teile des Reichsforsts – der dadurch zum Ffter Stadtwald wurde – an den reichen Patrizier. Für die Zünfte der Stadt, die in dieser Zeit ihren politischen Einfluss auszubauen suchten und gegen die oligarchische Macht in den Händen weniger Patriziergeschlechter ankämpften, war Siegfried der Inbegriff des Emporkömmlings und kaiserlichen Günstlings. Im Juni 1364 stürmte eine Gruppe von Handwerksmeistern sein Haus am Liebfrauenberg, wobei es wohl zu groben Beschimpfungen, aber nicht zu körperlicher Gewaltanwendung kam. In einem langwierigen Prozess wurden die Aufrührer 1365 der Stadt verwiesen; eine Demokratisierung der Ffter Ratsverfassung im Hinblick auf größere Mitbestimmung der Zünfte war auf lange Zeit gescheitert. Siegfried zum P. ging gestärkt aus dem Konflikt hervor. Sein durch Urkunden belegtes selbstherrliches Auftreten rief aber zunehmend das Misstrauen der anderen Patrizierfamilien im Rat hervor. Vertreter der Familien
Holzhausen,
Frosch und Knoblauch konnten
Karl IV. schließlich – nicht zuletzt dank erheblicher finanzieller Zuwendungen – von der Gefährlichkeit der Machtfülle in Siegfrieds Händen überzeugen. Auf kaiserlichen Befehl musste Siegfried daraufhin 1372 das Schultheißenamt und den Forst an die Stadt verkaufen. Wider Willen vollzog er damit für Ffm. den entscheidenden Schritt zur städtischen Selbstverwaltung. Der politische Einfluss Siegfrieds auf die Stadtgeschicke wurde dadurch jedoch kaum geschmälert. Allein viermal bekleidete er noch das Bürgermeisteramt und konnte die Stadt bei Reichstagen, aufgrund seiner diplomatischen Erfahrungen als Gesandter, erfolgreich vertreten. In seinem Haus beherbergte er sowohl
Karl IV. als auch dessen Nachfolger König Wenzel, von welchem er die Genehmigung zur Verlängerung der beiden Ffter Messen um jeweils zwei Wochen erreichte.
Siegfried zum P. wurde mit seiner zweiten Frau Katharina, geb. zum Wedel († 1378), in der Kirche des Heiliggeisthospitals begraben, zumal er seit 1382 das Pflegschaftsamt für das Hospital innehatte. Die beiden erhaltenen Grabplatten befinden sich seit dem Abriss der Heiliggeistkirche 1840 in der benachbarten Nikolaikirche. Während das Epitaph für Katharina zum P. aus derselben Werkstatt stammen dürfte, die in den 1370er Jahren das heute im Dom überlieferte Grabmal für
Johann von Holzhausen und dessen Ehefrau Gudela, geb. Goldstein, schuf, kommt die vermutlich zwischen 1410 und 1420 entstandene Grabplatte für Siegfried zum P. wahrscheinlich aus der Werkstatt des Dombaumeisters
Madern Gerthener; häufig wird sie auch
Gerthener als dessen eigenhändiges Werk zugeschrieben, wofür bisher jedoch urkundliche Belege fehlen.
Siegfrieds Wohnhaus zum P. wurde 1775 durch eine spätbarocke Fassade mit dem Nachbarhaus zum Grimmvogel zu dem heute noch erhaltenen Gebäude verbunden.
P.gasse in Alt-Sachsenhausen.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 121f.,
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