Passavant, Friedrich Ernst. Geheimer Justizrat. Dr. jur. Jurist. Kommunalpolitiker. * 15.5.1824 Ffm., † 22.11.1909 Ffm.
Sohn von Samuel P. (1787-1855) und dessen Ehefrau Maria Elisabeth, geb. Ziegler (1793-1856). Bruder von
Philipp Gustav P. Verheiratet mit Wilhelmine Louise P., geb. John (1830-1905).
Besuch des Ffter Gymnasiums. Jurastudium in Jena, Berlin und Heidelberg. 1847 Bürgereid und Niederlassung als Advokat in Ffm. 1848 erlebte P. während eines Studienaufenthalts in Paris die Februarrevolution. Als er im März 1848 nach Ffm. zurückkehrte, wurde er Hilfssekretär des Vorparlaments. 1849 übernahm P. eine Anwaltspraxis. Von 1853 bis 1860 bzw. 1866 war er Aktuar des evangelisch-protestantischen und des reformierten Konsistoriums [im Hauptberuf?]. Seit den 1850er Jahren widmete er sich der Wirtschaftspolitik. Eine Reise nach Amerika öffnete ihm die Augen für die Vorteile politischer Freizügigkeit und der Gewerbefreiheit, für die er sich in der 1860 entstandenen Schrift „Betrachtungen über die Berechtigung zum Gewerbebetrieb in Ffm.” vehement einsetzte. 1864 arbeitete er als Mitglied der Gewerbekommission eine neue Gewerbeordnung aus.
Seit 1859 Mitglied des Nationalvereins. Von 1861 bis 1866 gehörte P. in Ffm. der Gesetzgebenden Versammlung an, von 1864 bis 1866 als deren Vizepräsident. 1867 scheiterte er als Abgeordneter der Demokraten für den konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bunds. Eine Kandidatur zum Landtag lehnte er im Herbst des gleichen Jahres ab, wurde aber Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Dort war er stellvertretender Vorsitzender und Mitglied der Verhandlungsdelegation um
Samuel Gottlieb Müller und
Emil von Oven um das städtische Vermögen nach der Annexion durch Preußen. Noch Anfang 1866 hatte er in einer Ansprache im Saalbau vor deutschen Abgeordneten die preußische Annexion von Schleswig-Holstein verurteilt und den Anschluss Fft.s an Österreich befürwortet. Von 1868 bis 1880 war P. hauptamtliches Mitglied des Magistrats. Er leitete das Rechneiamt, war Vorsitzender der städtischen Schulverwaltung und war in der Kommission für Kunst- und Altertumsgegenstände tätig. Er setzte sich für die Errichtung des Historischen Museums ein und übernahm den Vorsitz im Verein für das Historische Museum.
Von 1860 bis 1868 Präsident der Polytechnischen Gesellschaft. In dieser Funktion reorganisierte P. die Gewerbeschule und die Sparkasse; auch förderte er die Errichtung der Handelschule und der Ffter Gewerbekasse. Mitbegründer und Präsident des Volkswirtschaftlichen Vereins für Südwestdeutschland.
Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 123f.,
verfasst von: Fritz Koch.
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Literatur:
Alt-Fft. Vierteljahrschrift für seine Geschichte und Kunst. Hg. v. Rudolf Jung u. Bernard Müller im Auftr. des Vereins für Geschichte und Altertumskunde, des Vereins für das Historische Museum u. der Numismatischen Gesellschaft. Ffm. 5 Jahrgänge. 1909-13/14. Zunächst einmalige Fortsetzung des Titels: Ein Heimatbuch aus dem Maingau. Auf Veranlassung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde, des Vereins für das Historische Museum u. der Numismatischen Gesellschaft zu Ffm. hg. v. Bernard Müller. Ffm. 1917. Spätere Neuauflage des Titels: Geschichtliche Zeitschrift für Fft. und seine Umgebung. Hg. v. Heinrich Voelcker u. Otto Ruppersberg. 3 Jahrgänge der NF. Ffm. 1928-30.Jung, Rudolf: Dr. Ernst Passavant. In: Alt-Fft. 1 (1909), H. 4, S. 125. |
Bauer, Thomas: In guter Gesellschaft. Die Geschichte der Polytechnischen Gesellschaft in Ffm. Hg. v. d. Polytechnischen Gesellschaft e. V. Ffm./Wiesbaden 2010.Bauer: Polytechn. Ges. 2010, S. 64-67, 71, 243.
Quellen:
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/3.066.
GND: 1161614109 (
Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Autoren
Empfohlene Zitierweise:
Koch, Fritz: Passavant, Ernst. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/726
Stand des Artikels: 31.3.1996