Tochter eines Berliner Juweliers. Seit 1812 war Emilie Ortlepp die Geliebte des Kurprinzen Wilhelm, des späteren Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen (1777-1847). Die ehrgeizige und machtbewusste Frau übte starken Einfluss auf den charakterlich eher labilen Wilhelm aus. Dessen standesgemäße Gattin, Prinzessin Auguste (1780-1841), trennte sich 1815 von ihm; 1826 wurde die Ehe formell geschieden. Bei seinem Amtsantritt als Kurfürst erhob Wilhelm die bürgerliche Emilie Ortlepp 1821 zur Gräfin von Reichenbach (nach einer Burg bei Waldkappel), ab 1824 R.-Lessonitz (nach einem Besitz in Böhmen). Zwischen 1813 und 1825 gebar Emilie dem Kurfürsten acht Kinder.
Die Mitregentin von Kurhessen war bei anderen Herrschern wie ihren Untertanen gleichermaßen unbeliebt. 1824 verließ sie daher Kassel und übersiedelte mit dem Kurfürsten nach Ffm., nachdem man sie in Hanau als „persona non grata“ abgewiesen hatte. Gemeinsam mit Wilhelm, der von Ffm. aus die Kasseler Regierungsgeschäfte führte, bewohnte die Gräfin zunächst das Rote Haus auf der Zeil, ab 1838 ein neu errichtetes Palais in der Neuen Mainzer Straße (das ihre Tochter
Louise Gräfin Bose später der SNG vermachte). Außerdem kauften die beiden das du Fay’sche Palais am Untermaintor, das sie zu ihrem Sommersitz ausbauten. Im Juli 1841, nach dem Tod der rechtmäßigen Kurfürstin Auguste, konnte Wilhelm mit Emilie eine morganatische Ehe („Ehe zur linken Hand“) eingehen. Die Gräfin von R.-L. führte in Ffm. ein zurückgezogenes Leben.
Als Emilie von R.-L. starb, beauftragte der Kurfürst den Ffter Architekten
Friedrich Maximilian Hessemer mit dem Bau eines Mausoleums auf dem Ffter Hauptfriedhof. Der Sarkophag der Gräfin im Innern der noch erhaltenen Grabanlage im neoromanischen Stil wurde von
Eduard Schmidt von der Launitz geschaffen.
Die Nachkommen der Gräfin von R.-L. lebten überwiegend in Ffm. Die älteste Tochter,
Louise Wilhelmine Emilie Gräfin Bose, vermachte der Stadt Ffm. fast ihr gesamtes Vermögen für wissenschaftliche, kulturelle und karitative Zwecke. Die Schwiegertochter Gräfin Amélie von R.-L., geb. Reichsfreiin Göler von Ravensburg (1838-1912), die mit Wilhelms und Emilies Sohn Wilhelm von R.-L. (1824-1866) verheiratet war, ließ sich 1891/92 in der Taunusanlage 14 ein schlossähnliches Anwesen in neobarocken Formen als Witwensitz errichten. Das Palais R. brannte 1944 aus und wurde in den Sechzigerjahren abgerissen. Heute stehen dort die Doppeltürme der Deutschen Bank.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 178f.,
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