Tochter des Schuhmachers August Krauss und seiner Ehefrau Wilhelmine, geb. Geiss.
Besuch der Mittelschule, danach einer Haushalts- und Handelsschule. Fünf Jahre kaufmännische Tätigkeit, davon drei für eine Genossenschaft. Am 4.10.1913 Heirat mit dem Stahlgraveur Andreas Gottfried Wüst aus Fürth/Bayern, der am 24.5.1915 im Krieg fiel. Gleich bei Kriegsbeginn hatte Else W. eine Ausbildung zur Krankenpflegerin wahrgenommen, die sie 1915 mit dem Examen abschloss. Im Oktober 1915 trat sie ins Frauenseminar für soziale Berufsarbeit in Ffm. ein und wurde staatlich anerkannte Wohlfahrtspflegerin. Sie arbeitete im Jugendamt, in der Zentralstelle für Kriegshinterbliebene und beim Städtischen Fürsorgeamt in Ffm., wechselte als „Sozialbeamtin“ 1917 nach Kempen/Rhein, um dort die Kriegshinterbliebenenfürsorge aufzubauen, und im selben Sinne 1918 nach Siegburg. Ein von ihr verfasster qualifizierter Bericht über den Aufbau von Wohlfahrtsämtern brachte ihr 1919 die Berufung als Referentin ins Staatsministerium für Soziale Aufgaben in Bayern. Nach der Kommunalisierung ihres Arbeitsgebiets wirkte W. in der polizeilichen Pflegamtsarbeit in Hamburg und ging am 1.6.1926 zur weiblichen Polizei in Berlin; dort war sie zunächst Kriminalsekretärin und machte 1927 als eine der ersten drei Frauen im Deutschen Reich das Kriminalkommissar-Examen. Sie war insbesondere für gefährdete junge Mädchen, „Herumtreiberinnen“ genannt, und Prostituierte zuständig. W., die in den 1920er Jahren einen 1918 geborenen Jungen adoptiert hatte, kehrte von Berlin nach Ffm. zurück und arbeitete ab 1.1.1928 hier als Kriminalkommissarin, bis sie zum 31.8.1933 von den Nationalsozialisten entlassen wurde. Sie war seit 1920 SPD- und mutmaßlich auch Arbeiterwohlfahrts-Mitglied und war als Referentin bei Veranstaltungen von Frauenorganisationen aufgetreten. Sie war befreundet mit vielen Persönlichkeiten der Ffter Wohlfahrtspflege, u. a. mit
Hans Maier und Max Hermann Maier,
Meta Quarck-Hammerschlag,
Lucy Liefmann,
Rosa Kempf. Gleichzeitig mit dem Arbeitsplatz verlor W. auch ihre Wohnung in der David-Stempel-Straße in Sachsenhausen. Im Friedrichsheim erlernte sie den Beruf der Heilmasseurin und eröffnete 1938 ein Physiotherapeutikum im Erdgeschoss des Hauses Hochstraße 8. Sie selbst wohnte im ersten Stock, im zweiten Stock war das Büro der Ffter Quäker. W. war seit 1935 bei den Quäkern, seit 1937 als offizielles Mitglied. Im Quäkerbüro wurde Juden und anderen NS-Verfolgten Hilfe bei der Auswanderung zuteil, oft unter atemberaubend mutiger Vorgehensweise. Im Keller des Hauses versteckte W. nacheinander zwei jüdische Familien. Sie begleitete jüdische Kinder ins rettende England und unternahm zahlreiche kühne Aktionen zur Hilfe für Verfolgte – bis hin zu Schmuggeltransporten. Der schwere Bombenangriff am 22.3.1944 zerstörte das Haus in der Hochstraße. W. flüchtete nach Haingründau/Wetterau und baute dort noch 1945 ein kleines Wohnhaus. Sie engagierte sich nun in der ländlichen Krankenpflege. Noch vor dem offiziellen Ende des Krieges wurde W. am 1.5.1945 in Ffm. wieder in den Polizeidienst eingestellt. Beim Antrag auf Wiedereintritt legte sie Referenzen von Polizeipräsident Ferdinand Mührdel, Rektorin Elisabeth Mann und Stadtrat a. D.
Meta Quarck-Hammerschlag vor. Ab dem 1.4.1946 übernahm sie vorübergehend die Leitung des Aufnahmeheims für weibliche Fürsorgezöglinge „Steinmühle“ bei Ober-Erlenbach. Im Oktober 1946 kehrte sie in den Polizeidienst zurück. Seit 15.10.1946 war W. wieder Kriminalkommissarin, zuletzt im Rang einer Kriminalrätin, bei der staatlichen Kriminalpolizei. Sie wurde 1951 nach Darmstadt versetzt und arbeitete dort bis zu ihrem Ruhestand 1953; zuletzt war sie in der Kriminalinspektion, wie schon Jahrzehnte zuvor im Bereich „Sitte“, tätig. In Darmstadt war sie Initiatorin eines „Nachbarschaftsheims“, einer von der Settlement-Bewegung inspirierten Einrichtung, in der klassenübergreifend Bildung und Lebensart vermittelt und geteilt werden sollten. W. erlitt um die Jahreswende 1973/74 einen Schlaganfall, an dessen Folgen sie bald darauf starb.
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