R. stammte aus einer seit 1498 in der Ffter Judengasse ansässigen Kaufmanns- und Bankiersfamilie (mit dem Stammhaus Rindskopf). R.s Großvater Beer Nehm Rindskopf besaß eines der größten Ffter Bankhäuser und zählte zu den reichsten jüdischen Bürgern seiner Zeit.
Sohn des Bankiers Jacob Beer Rindskopf (1770-1842) und dessen Ehefrau Jette, geb. Wohl.
Besuch des Philanthropins. Von 1823 bis 1831 betrieb R. im väterlichen Haus einen Manufakturhandel. Seit 1834 bemühte er sich um eine Namensänderung, der aber erst mit Ableistung des israelitischen Bürgereids 1842 entsprochen wurde. Intensive Beschäftigung mit deutscher und französischer Literatur. Dank dem väterlichen Erbe wirtschaftlich unabhängig, konnte R. einigermaßen risikolos eine neue Existenz als Verleger aufbauen. Bekanntschaft mit dem Mannheimer Verleger
Zacharias Löwenthal (seit 1857: Carl Friedrich Loening). Am 1.7.1844 gemeinsame Gründung der „Buchhandlung und Literarischen Verlagsanstalt Joseph Rütten“ (ab 1859: „Literarische Verlagsanstalt Rütten & Loening“). Der progressive Verlag publizierte eine Vielzahl von Vertretern des „Jungen Deutschlands“ (u. a.
Börne,
Büchner,
Gutzkow) sowie die Schriften von Marx und Engels. Mit der Veröffentlichung von
Hoffmanns „Struwwelpeter“ erzielte der Verlag gleich zu Beginn den nachhaltigsten wirtschaftlichen Erfolg. Während
Loening vor allem seine verlegerischen und literarischen Kenntnisse in das Unternehmen einbrachte, sicherten R.s Kapitalkraft, seine angestammte Sesshaftigkeit in Ffm. und die daher rührenden Beziehungen die wirtschaftliche Seite ab.
Als einer der ersten Juden gehörte R. den politischen Körperschaften der Freien Stadt Ffm. an. 1849 Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung (Konstituante). Von 1858 bis 1866 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung.
Der Verleger R. nahm regen Anteil am Ffter öffentlichen Leben. Mitglied im Vorstand der Ffter Israelitischen Gemeinde sowie in der Schulverwaltung und dem Schulrat des Philanthropins. In seinem Testament von 1876 bestimmte er die Errichtung einer mit 10.000 Mark dotierten „R.-Stiftung“ zugunsten des Philanthropins, die die Fortbildung von Lehrern in Fremdsprachen durch Auslandsreisen fördern sollte.
Die wechselhaften Geschicke des Verlags im 20. Jahrhundert waren durch die jüdische Herkunft von R. und
Loening vorprogrammiert. Auf Druck der nationalsozialistischen Reichsschrifttumskammer musste das Unternehmen 1936 nach Potsdam verkauft werden. In der DDR gehörte „Rütten & Loening“ zu den profiliertesten Verlagen; er wurde 1991 reprivatisiert und ist heute ein Programm im Berliner Aufbau Verlag.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 225,
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