Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
wieder einmal, wie alljährlich im Oktober, steht die Frankfurter Buchmesse vor der Tür. Wie sich ein Autor in der überfüllten und umtriebigen Mainmetropole fühlt, das hat schon Jacob Grimm 1848 erfahren. Der bedeutende Literatur- und Sprachwissenschaftler, die berühmtere Hälfte des Märchenbrüderpaars, gehörte damals als Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt an und wollte eigentlich in seiner freien Zeit neben der Parlamentsarbeit seine zweibändige „Geschichte der deutschen Sprache“ vollenden. Doch dazu kam er kaum. Überall lauerten ihm seine Verehrer und vornehmlich Verehrerinnen auf. Seine Ruhe fand Jacob Grimm nur auf langen Spaziergängen, die ihn oft vors Bockenheimer Tor bis nach Rödelheim führten. Aber Grimm war nicht nur entnervt von dieser Stadt. Er schätzte sie wegen ihrer Tradition als ehemalige Reichsstadt und Krönungsstätte der deutschen Könige und Kaiser durchaus. Welche Bedeutung Jacob Grimm für Frankfurt und umgekehrt Frankfurt für ihn hatte, können Sie in unserem diesmaligen Artikel des Monats nachlesen.
Artikel des Monats: Ehrenplatz für Märchensammler und Sprachforscher
Er kam 1846 nach Frankfurt, um hier die Wissenschaft der Germanistik mitzubegründen: Jacob Grimm. Schon seit ihrer Kindheit kannten die aus Hanau gebürtigen Brüder Jacob und Wilhelm Grimm die zentral gelegene Messe- und Handelsstadt am Main – wenn auch wohl nur von der Durchreise. Durch ihre freundschaftlichen Beziehungen zur Familie Brentano kamen die beiden Gelehrten später oft und gern zu Besuch nach Frankfurt. Für den September 1846 luden sie und 16 Kollegen zu einer wichtigen wissenschaftlichen Tagung in die traditionsreiche Mainstadt ein. Diese Erste Germanistenversammlung, die unter der Leitung von Jacob Grimm im Kaisersaal des Römers zusammentrat, gilt als Geburtsstunde der Germanistik im heutigen Sinne. Zugleich war sie ein Vorspiel für die Deutsche Nationalversammlung. In jenem ersten freigewählten deutschen Parlament, das keine zwei Jahre später in der Frankfurter Paulskirche zu tagen begann, nahm Jacob Grimm einen Ehrenplatz – in der ersten Reihe mitten vor dem Rednerpult – ein.
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Wenn Sie sich die kommenden Herbsttage weder mit langen Spaziergängen vor die Stadt noch mit Besuchen in überfüllten Buchmessehallen vertreiben möchten, dann lesen Sie doch einfach mal wieder. Es müssen ja keine Bestseller sein, weder die guten alten Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm noch das allerneueste Werk von der Buchmesse. Auch das Frankfurter Personenlexikon bietet eine belehrende wie unterhaltende Lektüre.
Mit besten Herbstgrüßen
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. November 2016.