Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
es ist immer wieder erstaunlich, wie die Zeit vergeht. Hätten Sie etwa gedacht, dass das Frankfurter Museum für Moderne Kunst schon über ein Vierteljahrhundert alt ist? Von dessen ebenso engagiertem wie charismatischem Eröffnungsdirektor handelt der diesmalige Artikel des Monats.
Artikel des Monats Dezember 2018:
Der Kunstmissionar
Er zeigte den Frankfurtern die moderne Kunst: Jean-Christophe Ammann. Als der Schweizer Kunsthistoriker und Kurator 1989 zum Direktor des Museums für Moderne Kunst nach Frankfurt berufen wurde, gab es dieses Museum eigentlich noch gar nicht. Erst zwei Jahre später wurde das künftig kurz „MMK“ genannte Haus in einem eigens errichteten Neubau, dem „Tortenstück“ an der Ecke Braubach-/Domstraße, eröffnet. Angesichts knapper Kassen bei der Stadt erfand Ammann die „Szenenwechsel“, mit denen das Museum sich und seine Bestände zweimal im Jahr neu präsentierte. Legendär wurden die abendlichen Mittwochsführungen, bei denen der Direktor selbst einer begeisterten Kunstgemeinde vor Ort und vor den Originalen im Museum die Kunst näherbrachte. Nach zwölf Jahren Amtszeit und 20 „Szenenwechseln“ verabschiedete sich Ammann 2001 vom MMK. Weiterhin blieb er jedoch Frankfurt verbunden, wo er bis zuletzt als Kurator, Autor und Kunsttheoretiker lebte und arbeitete.
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Eine junge Leserin, die mir gerade beim Schreiben über die Schulter auf den Bildschirm schaute, meint, sie könne mit meiner Frage zu Beginn dieses Editorials nichts anfangen. Für sie, die erst einige Jahre nach Eröffnung des MMK geboren wurde, ist das Museum im „Tortenstück“ schon immer da und altvertraut. Da zeigt es sich wieder einmal, dass jeder seine (eigene) Zeit hat –
auch die Personen der Frankfurter Stadtgeschichte, die Sie im Frankfurter Personenlexikon finden und lesend ein Stückchen durch ihre Zeit begleiten können. In diesem Monat laden Sie etwa der Buchdrucker Johann Andreae, die Stifterin Louise von Rothschild, der Musikaliensammler Nicolas Manskopf, der Physiker Walther Gerlach und der Politiker Hans Wilhemi zur Zeitreise ein.
Dass die Zeit ein merkwürdiges Phänomen ist, ist gerade jetzt im Dezember wieder zu spüren. Während Kinder sehnsüchtig und scheinbar endlos lange auf Weihnachten warten, wundert man selbst sich, dass schon wieder das Fest naht und das Jahr sich zu Ende neigt. Andere sehen einen grauen Wintertag nach dem anderen ohne Wärme und Hoffnung zäh dahintropfen. In solchen Situationen mag die Erinnerung, eine enge Verwandte der Zeit, helfen. Vielleicht gibt sie Ihnen in der Trostlosigkeit einen Funken der unbewussten Vorfreude aus der Kindheit zurück. Oder sie erlaubt Ihnen im Alltag einen Augenblick der Rückbesinnung auf sich selbst. Oder sie erzählt Ihnen in der Einsamkeit von schönen Erlebnissen in früheren Tagen. Dann scheint die Uhr stillzustehen. Dass Sie viele solcher magischen Momente genießen und auch teilen können, das wünsche ich Ihnen für die kommende Zeit.
Frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Herzlichst
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Januar 2019.