Sohn von Jacob Nicolaus
Alexander M. (1837-1902), Mitinhaber der 1795 gegründeten Weinhandlung „Manskopf-Sarasin“, und dessen zweiter Frau
Helene Marianne, geb. Keßler (1843-1923), die mütterlicherseits der Ffter
Familie Gontard entstammte.
M. besuchte zuerst die Wöhlerschule, dann die Adlerflychtschule. Schon während seiner Schulzeit begann er mit der Sammlung von Erinnerungsstücken aus dem Ffter Musik- und Theaterleben. Zunächst sammelte er alles, was er von und über den Ffter Schauspieler und Sänger
Samuel Friedrich Hassel fand. Zudem bekam er Violinunterricht bei Robert Pfitzner (1825-1904), einem Geiger im Orchester des Opernhauses, dessen Sohn
Hans (der spätere Komponist) nur wenige Tage jünger als M. war. Nach dem Verlassen der Schule im Alter von 18 Jahren leistete M. seinen Militärdienst bei den Dragonern in Karlsruhe. Von 1887 bis 1888 zur kaufmännischen Lehre nach Lyon geschickt, widmete er sich aber dort vornehmlich der Musik als seiner großen Leidenschaft und intensivierte seine Sammeltätigkeit auf diesem Gebiet. Von 1889 bis 1893 setzte er seine Ausbildung zunächst in London, dann in Paris fort und berichtete währenddessen für „Die Lyra“ und die „Allgemeine Deutsche Musikzeitung“ über das dortige Musikleben. In Paris machte er die Bekanntschaft der aus Ffm. stammenden Sängerin
Mathilde Marchesi, durch die er viele Künstler persönlich kennenlernte. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich 1893 trat M. in die Weinhandlung „Manskopf-Sarasin“ in der Junghofstraße 15 ein, die sein Vater als Seniorpartner führte. Nach dessen Tod 1902 kam es zu einem langjährigen Konflikt mit den verbliebenen Teilhabern, in dessen Folge M. zum Ende des Jahres 1905 aus der Firma ausschied und eine eigene Weinhandlung eröffnete, die zuerst in der Taubenstraße, dann am Untermainkai 27 und schließlich im M.’schen Haus am Untermainkai 54 (abgerissen 1960) ansässig war.
Das eigentliche Interesse M.s aber galt seiner Musikaliensammlung, die anfänglich in seinem Elternhaus am Untermainkai 54 untergebracht war. Bereits ab 1890 verlieh M. Stücke aus der Sammlung, die auch im Ausland zunehmend auf Interesse stieß, für bedeutende Ausstellungen: 1896 für die „Exposition du Théatre et de la Musique“ in Paris, 1897 für eine Donizetti-Ausstellung in Bergamo, 1898 für die „Allgemeine Musikausstellung“ in Berlin, 1900 für die „International Loan Exhibition of Musical Instruments“ in London. Anfangs waren es die Kuriosa, die Aufmerksamkeit erregten: eine Wasserkanne Beethovens, mit der dieser sich die vom Klavierspiel erhitzten Hände gekühlt haben soll, die letzte Mütze von
Louis Spohr, ein Regenschirm
Liszts. Da die Sammlung bereits 1896 rund 30.000 Nummern umfasste und stetig weiterwuchs, verlegte M. sie 1900 in eine angemietete Wohnung in der Wiesenhüttenstraße 18. Mit dem Umzug wurde aus der Sammlung ein Museum mit „in systematischer Weise und von fachmännischer Hand übersichtlich und nach dem inneren Zusammenhang in Gruppen geordneten“ Exponaten: „Originalmanuscripte, Kompositionen, Briefe, Urkunden, Portraits, Büsten und Reliefs berühmter Tonkünstler, Reliquien, Medaillons, alte interessante Theaterzettel, Carricaturen
[sic!], Costüme, Instrumente und vieles andere mehr“ (Ffter Musik- und Theater-Zeitung, 21.12.1907). 1903 publizierte M. eine Reihe deutscher, französischer und englischer Zeitungsartikel in einem Band mit dem Titel „Das musikhistorische Museum von Nicolas Manskopf“. Nach Streitigkeiten mit dem Hausbesitzer übersiedelte die Sammlung 1909 in den dritten Stock des Hauses am Untermainkai 27. Nach dem Tod von M.s Mutter 1923 kehrte sie als „Musikhistorisches Museum“ in das Haus am Untermainkai 54 zurück. Mit ersten eigenen thematischen Ausstellungen hatte M. bereits in der Wiesenhüttenstraße begonnen, und regelmäßig hatten solche Präsentationen dann am Untermainkai 27 stattgefunden, manchmal drei pro Jahr. Von 1901 bis 1928 organisierte M. mehr als 20 Ausstellungen in Ffm., meist über Komponisten wie Beethoven, Berlioz,
Humperdinck,
Clara Schumann und Jacques Offenbach, aber auch über Sänger wie
Enrico Caruso und
Mathilde Marchesi. Die letzte Ausstellung war 1928 dem 100-jährigen Bestehen des Ffter Liederkranzes und dem 90-jährigen Bestehen der Ffter Mozart-Stiftung gewidmet.
In die Ffter Kulturpolitik mischte sich M. immer wieder in offenen Schreiben und Eingaben an den Magistrat ein. Sein größter Wunsch, ein dem Komponisten
Richard Strauss gewidmetes Museum in Ffm. einzurichten, scheiterte an räumlichen Gegebenheiten und bürokratischen Hürden.
Totenmaske (1928) in der „Sammlung Manskopf“ im Besitz der UB Ffm.
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann D 294).
Nach M.s Tod schenkten seine Schwestern 1929 die Sammlung der Stadt Ffm., die sie zunächst in der Rothschild’schen Bibliothek unterbrachte. Der Sammelauftrag wurde 1936 auf Quellen und Dokumente zur Theatergeschichte des Rhein-Main-Gebiets ausgedehnt. Seit 1946 ist die „Sammlung M.“ in die Musik- und Theaterabteilung der Stadt- und Universitätsbibliothek (der heutigen Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg) in Ffm. eingegliedert. Sie umfasst Theater- und Konzertprogrammhefte, Theater- und Konzertplakate, Opernlibretti des 18. bis 20. Jahrhunderts, Ölgemälde, Memorabilien, ca. 500 Musikhandschriften, ca. 300 Musikdrucke, ca. 10.000 Briefautographen von Musikern und Schauspielern sowie eine bedeutende Porträtsammlung, die teilweise digitalisiert und online abrufbar ist.
Aus Anlass des 50. Todestags von M. 1978 wurde ein Teil der Sammlung in den Räumen der Stadt- und Universitätsbibliothek Ffm. ausgestellt.
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Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 14f.,
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