Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
die im Februar begonnene Reihe von Beiträgen über ebenso spannende wie umstrittene Persönlichkeiten setzt sich in diesem Monat unvermittelt fort. So ist im Artikel des Monats März eine Biographie aus der jüngsten Zeitgeschichte dokumentiert, die Stoff für Diskussionen bieten, aber auch Anlass zum Nachdenken geben kann.
Artikel des Monats März 2019:
Eine verhängnisvolle Einladung
Er machte es sich nicht leicht im Einsatz für seine Überzeugungen: Alexander Schubart. Erstmals zu Beginn der Siebzigerjahre setzte sich der Jurist zwischen die Stühle, als er einerseits die Stadt Frankfurt, seinen Dienstherrn, in Prozessen wegen Bauvorhaben vertrat und andererseits privat die Hausbesetzer im Westend unterstützte. Bald wurde der Basisdemokrat zur Führungsfigur im außerparlamentarischen Widerstand in Frankfurt und insbesondere im Kampf gegen den Ausbau des Rhein-Main-Flughafens. Als Sprecher der Bürgerbewegung gegen den Bau der Startbahn 18 West rief Schubart bei einer Kundgebung in Wiesbaden am 14. November 1981 zu einer friedlichen Demonstration, wörtlich einem „Besuch“, vor Ort auf. Bei der Blockade des Flughafens durch fast 10.000 Demonstranten am folgenden Tag kam es jedoch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, bei denen zahlreiche Menschen verletzt wurden.
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Der Streit um den Ausbau des Flughafens ist in Frankfurt seitdem aktuell geblieben. Ein ganz anderes Thema, das Bürgerinnen und Bürger im Frankfurt der Nachkriegszeit immer wieder neu bewegt, ist der Wiederaufbau der Stadt, und man muss kein Hellseher sein, um zu prophezeien, dass diese Diskussion sich auch nach dem Bau der neuen Altstadt nicht erledigt haben dürfte.
Einer, der sich gleich in den ersten Nachkriegsjahren in die Debatte einbrachte, war der Architekt Werner Hebebrand, der von 1925 bis 1929 zum Team von Ernst May für das „Neue Frankfurt“ gehört hatte. Im Oktober 1946 kehrte Hebebrand als Baudirektor und Leiter des Stadtplanungsamts in die noch weitgehend in Trümmern liegende Mainstadt zurück. Sofort machte er sich wenig Freunde unter den Altfrankfurtern, als er die Wiedererrichtung des Goethehauses in der historischen Gestalt ablehnte. Auch seine Pläne für eine moderne Bebauung des Dom-Römer-Bereichs fanden keinen Anklang, so dass der Architekt schon nach zwei Jahren wieder aus den städtischen Diensten in Frankfurt schied. Wie in seiner grundlegend neu bearbeiteten Biographie im Frankfurter Personenlexikon nachzulesen ist, wirkte Hebebrand später als Städtebauer in Hamburg, übrigens wieder in Zusammenarbeit mit Ernst May.
Ob Ihre Sympathien den Freunden oder den Kritikern der neuen Altstadt, den Gegnern oder den Befürwortern des Flughafenausbaus gehören – denken Sie bitte bei der Lektüre des Frankfurter Personenlexikons daran: Unser Projekt schreibt Frankfurter Personengeschichte, unabhängig von Parteien, Glaubensrichtungen und Meinungen, und wir sind bemüht, die Biographien aller Persönlichkeiten, sofern sie von stadthistorischer Bedeutung sind, in möglichst sachlicher Darstellung zu bringen.
Manchmal sind es dennoch eher die kleinen und die großen menschlichen Dramen zwischen den Zeilen, die mich noch lange nach der Redaktion eines Artikels umtreiben. Auch das macht die Beschäftigung mit dem Frankfurter Personenlexikon interessant – für mich und hoffentlich auch für Sie.
Einen interessanten Monat März wünscht Ihnen
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. April 2019.