Sohn des Architekten Otto Schön und dessen Ehefrau Joanna, geb. Grodnick-Grodinsky. Die Mutter, selbst Jüdin, ließ das Kind evangelisch taufen. Nachdem der Vater die Familie schon früh verlassen hatte, wuchs Sch. bei der Mutter und den Großeltern auf.
Schüler des Kaiser-Friedrich-Gymnasiums in Berlin (1901-09), dann des Pädagogiums Berlin-Lankwitz (1909-11). Unterricht im Klavierspiel bei Ferruccio Busoni und in Kompositionslehre bei Edgar Varèse. Freundschaft mit
Walter Benjamin. Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Geschichte in Berlin, Marburg und Bern (1911-14). Bibliotheksassistent in Berlin. Seit 1916 Kriegsdienst, zeitweise als Dolmetscher in den Gefangenenlagern Brandenburg und Heidelberg. Dreisprachendolmetscher im Reichsfunkamt. Journalistische Tätigkeit, u. a. als Pressereferent beim Reichskommissar für die Kohleverteilung und als Redakteur von Wolffs Telegraphischem Bureau (W. T. B.). Auf Empfehlung von Gertrud Rottenberg, verh.
Hindemith, einer Schwägerin von
Hans Flesch, wurde Sch. Mitte 1924 als Erster künstlerischer Assistent bei der Südwestdeutschen Rundfunk AG (SÜWRAG) in Ffm. angestellt. Hier avancierte er zum Programm-Referenten, Leiter der Programm-Abteilung und Stellvertreter
Fleschs. Nach
Fleschs Berufung an den Berliner Rundfunk (1929) wurde Sch. dessen Nachfolger als verantwortlicher Programmleiter. Neben
Flesch und
Schüller war Sch. einer der wesentlichen Programmgestalter der SÜWRAG. Insbesondere förderte er die zeitgenössische Musik durch Aufnahme in das Rundfunkprogramm [vgl. etwa seinen Beitrag „Musik und Rundfunk“ in: Das Neue Fft. 2 (1928), H. 2, S. 29-31]. Er erprobte neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Rundfunk und Musiktheater, wofür er selbst zwei Rundfunkkantaten („Die kleine Tagesserenade”, 1930, und „Der Tag des Herrn Karl”, 1932) schrieb. Um 1930 soll er erwogen haben, Anton von Webern als ständigen Dirigenten für die SÜWRAG zu verpflichten. Im Schul- und Jugendfunk forderte er eine didaktische Hörspielkonzeption im Sinne der Brecht’schen Lehrstücke. Er gewann Brecht,
Benjamin und
Adorno für die Mitarbeit am Ffter Sender. Zu seinem persönlichen Bekanntenkreis gehörte Eugen Claassen (1895-1955), der damalige Leiter des Societäts-Verlags (1925-35), der oft die „Stunde der Ffter Zeitung“ im Rundfunk sprach. Neben programmatischen Rundfunkvorträgen und Zeitschriftenaufsätzen veröffentlichte Sch. nahezu wöchentliche Ffter Programmberichte in „Der Deutsche Rundfunk” (ab Juli 1924) sowie Programmvorberichte in der „Radio-Umschau” (ab Juli 1924) und deren Beilage „Die Besprechung” (ab Oktober 1924). Bereits in den letzten Jahren der Weimarer Republik wurde Sch. als einer der Verantwortlichen für das besonders liberal und modern angesehene Ffter Rundfunkprogramm von konservativer Seite zunehmend kritisiert und vor allem wegen seiner kommunistisch-marxistischen Überzeugung von der Nazipresse scharf angefeindet. Am 3.3.1933 aus politischen Gründen für einige Tage verhaftet. Untergetaucht in Hamburg. Auf anonyme Anzeige im April 1933 erneut vorübergehend verhaftet. Ende April 1933 nach London geflohen. Freier Autor, u. a. von Hörspielen („Gullivers letzte Reise”, Musik: Hanns Eisler), Drehbüchern und kulturkritischen Essays sowie einer grundlegenden Arbeit über Entwicklung und Sozialgeschichte der Rundfunktechnik („Broadcasting – How it came about”, späterer Titel „Action at a Distance. A Social Study of Broadcasting and its Antecedents”, dt. „Der Rundfunk – seine Geschichte und seine Bedeutung”, unveröffentlicht). Gründer (1936) von „The Opera Group”, einem Ensemble zur Pflege der Kammer- und Spieloper. Von 1940 bis 1952 Übersetzer in der deutschen Abteilung der BBC. 1947 Besuch in Ffm. auf einer Deutschlandreise im Auftrag der BBC (Tagebuch und Verarbeitung als Gedichtzyklus „Ein Wiedersehen Oktober 1947“ im Nachlass erhalten). Seit 1952 lebte Sch. in Berlin, von wo aus er in einem aufreibenden, erst 1958 abgeschlossenen Verfahren seine Wiedergutmachungsansprüche betrieb. Ende 1952 erhielt er vom HR eine einmalige Wiedergutmachungsleistung in Höhe von 15.000 Mark, und 1958 wurde ihm eine kleine Pension zugesprochen. Freier Übersetzer und Lektor für die Verlage Suhrkamp (um 1952-57), Rütten & Loening (um 1953-57) und Henschel (um 1955-59, als freiberuflicher „fremdsprachlicher Lektor für die Abteilung Bühnenvertrieb“ mit vertraglich zugesicherter Honorarpauschale 1957-59) sowie Archivar am Deutschen Theater in Ost-Berlin (1953-57; vgl. die von Sch. herausgegebene Chronik „Deutsches Theater. Bericht über 10 Jahre“, gestaltet von John Heartfield, 1957). Mitarbeiter der Zeitschrift „Theater der Zeit”.
Sch. heiratete 1926 Johanna, gen. Hansi, Praetorius, geb. Liman, spätere Gräfin Rogendorf von Mollenburg (1898-1992), die er gut zwei Monate zuvor auf einem Silvesterfest bei
Benjamin in Berlin kennengelernt hatte. Aus der Ehe stammten zwei Kinder. Zum Zeitpunkt der Heirat 1926 war Sch. in der Taunusanlage 21 in Ffm. gemeldet. Die Familie wohnte dann in Kronberg, seit 1931 im Fuchshohl 20 in Ffm.-Ginnheim und somit in einer der Siedlungen des „Neuen Fft.“.
Nachlass im Bundesarchiv in Koblenz. Darin sind zahlreiche, oft biographisch motivierte und geprägte Gedichte von Sch. überliefert, die meist unveröffentlicht blieben (außer dem Band „Londoner Elegien“, erschienen unter dem Pseudonym Hans Werdmann, 1950).
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 323f.,
).