Neuerscheinungen vom 10. Mai 2020

Einleitung: 

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

allmählich läuft das Frankfurter Kulturleben in der Coronakrise wieder an. Wenn alles gut geht, wird noch im Mai eine Ausstellung des Instituts für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster eröffnet, die an einen zu Unrecht vergessenen Künstler erinnert. Das Frankfurter Personenlexikon stellt ihn schon jetzt im diesmaligen Artikel des Monats vor.

Artikel des Monats Mai 2020:
Konstruktiver Künstler und Kurator

Er sorgte für einen Kunstskandal in Frankfurt: Eberhard Steneberg. Der aus Weimar stammende und früh vom Bauhaus-Kreis geprägte Künstler lebte seit 1951 in der Mainstadt. Für die Städtische Galerie im Karmeliterkloster kuratierte er 1959 die Ausstellung „Beitrag der Russen zur modernen Kunst“, die die Bedeutung der Russischen Avantgarde für die Moderne in den Blick rückte. Das war damals, mitten im Kalten Krieg, ein Wagnis und auch ein Politikum; der Oberbürgermeister kam nicht zur Eröffnung, und Steneberg wurde als „Kommunist“ beschimpft. In seinem eigenen Schaffen erforschte der Künstler die Möglichkeiten der Abstraktion in der Malerei. Typisch für ihn wurden konstruktive Bilder mit kräftigen Farben und geometrischen Formen, die sich oft in transparent wirkenden Flächen überschneiden. Auch seinen der klassischen Moderne verpflichteten Werken bot und bietet das Karmeliterkloster ein Forum: für die erste Retrospektive 1998 ebenso wie für die demnächst kommende Ausstellung.
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Schluss: 

Insgesamt konzentriert sich die aktuelle Artikellieferung auf Persönlichkeiten aus dem 20. Jahrhundert. Neu sind diesmal etwa die Biographien der international berühmten Fotografinnen Ilse Bing, einer gebürtigen Frankfurterin, und Gisèle Freund, einst Frankfurter Studentin, die in der NS-Zeit wegen ihrer jüdischen Herkunft und – im Falle Freunds – ihrer politischen Überzeugung verfolgt wurden und fliehen mussten. Ein anderer Artikel rekonstruiert den Lebenslauf des Frankfurter Journalisten und Schriftstellers August Kruhm, der im Zuge von „Aktionen“ des NS-Staates gegen Homosexuelle zweimal verhaftet wurde. Gerade in einer Zeit, in der wieder fragwürdige Ideologien ihre Anhänger finden, können solche Lebensgeschichten wie diese drei gar nicht oft genug erzählt werden.

Weitere neue Artikel beschäftigen sich mit zwei gebürtigen Frankfurtern, die im ausgehenden 20. Jahrhundert die städtische Kulturszene mitprägten. Beide kreierten auf jeweils eigene Art übrigens Figuren, die sie im hiesigen Dialekt sprechen ließen.
Der früh verstorbene Schriftsteller Jakob Arjouni erfand für seinen Debütroman „Happy birthday, Türke!“ 1985 den inzwischen legendären Privatdetektiv Kemal Kayankaya und begann damit eine Serie von Frankfurtkrimis, als dieses Genre noch nicht inflationär war.
Der Schauspieler Hans Zürn, der erst vor wenigen Wochen im Alter von 84 Jahren starb, ist als Ensemblemitglied des mittlerweile geschlossenen Volkstheaters Frankfurt noch in guter Erinnerung. Auf dessen Bühne im Großen Hirschgraben bewies er in Rollen vom alten Bürgerkapitän bis zum Mephisto, dass er sein Fach und seine Sprache in allen Nuancen beherrschte.

In die Reihe von Persönlichkeiten aus jüngster Vergangenheit passt ein großer Frankfurter, an den es demnächst anlässlich von seinem 100. Geburtstag, am 2. Juni des Jahres, zu erinnern gilt: Marcel Reich-Ranicki. Der Artikel über den prominenten Literaturkritiker ist zwar schon im September 2015 im Frankfurter Personenlexikon erschienen, aber weiterhin gültig und empfehlenswert, nicht zuletzt, weil er geprüfte Informationen zur Biographie bietet, zahlreiche Details zu Frankfurter Betreffen zusammenträgt und dennoch gut und oft auch unterhaltsam zu lesen ist. Diesen Ansprüchen fühlen sich Redaktion wie Autorinnen und Autoren in der Arbeit für das Frankfurter Personenlexikon weiterhin verpflichtet.

Beste Grüße – und bleiben Sie gesund!
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons

P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Juni 2020.