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Schumann, Eugenie

Eugenie Schumann

Eugenie Schumann in ihrem Garten
Fotografie (um 1930).
Bildquelle: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn.

© unbekannt. Der/die Fotograf/-in ist auf dem als Vorlage dienenden Originalfoto nicht genannt.
Schumann, Eugenie. Pianistin. Klavierpädagogin. Autorin. * 1.12.1851 Düsseldorf, † 25.9.1938 Bern, begraben in Wilderswil bei Interlaken.
Siebtes von acht Kindern des Komponisten Robert Sch. (1810-1856) und der Pianistin und Musikpädagogin Clara Sch., geb. Wieck (1819-1896). Geschwister: Marie (1841-1929), Elise (seit 1877 verh. Sommerhoff, 1843-1928), Julie (seit 1869 verh. Radicati di Marmorito, 1845-1872), Emil (1846-1847), Ludwig (1848-1899), Ferdinand (1849-1891), Felix (1854-1879).
Als ihr berühmter Vater starb, war Sch. vier Jahre alt. Nach seinem Tod arbeitete Clara Sch. als Musikpädagogin und ging als Pianistin auf Tournee. Als Eugenie alt genug war, wurde sie 1863 in ein privates Mädchenpensionat in (Ffm.-)Rödelheim geschickt, in dem sie unter dem strengen Regiment der Leiterin Marie Hillebrand (1821-1894) litt. Weil sie es dort nicht länger aushalten konnte, floh Sch. im Juni 1866 zu ihrer Schwester Elise, die seit 1865 in Ffm. (Guiollettstraße 29) als Klavierlehrerin tätig und auch bereits als Pianistin aufgetreten war. Zur weiteren Schulausbildung besuchte Sch. im Anschluss das Institut der Fröbel-Schülerin Henriette (Schrader-)Breymann (1827-1899) in der Nähe von Wolfenbüttel. Dort erteilte ihr Anna Vorwerk (1833-1900) Musikunterricht, bevor Sch. 1869 ihr Klavierstudium bei Ernst Rudorff (1840-1916) an der Königlichen Musikschule in Berlin fortsetzte. Sch. erhielt außerdem Unterricht von ihrer Mutter, ihren älteren Schwestern und Johannes Brahms sowie von Joseph Joachim (1831-1907) und ab 1873 auch in Gesang, u. a. von Julius Stockhausen. In Berlin lernte Sch. 1874 ihre spätere Lebensgefährtin, die Sängerin Marie Fillunger (1850-1930), kennen. Während ihres Studiums begleitete Sch. gelegentlich ihre erfolgreiche Mutter auf Konzertreisen.
Als Clara Sch. von Joachim Raff, Leiter des neu gegründeten Hoch’schen Konservatoriums in Ffm., auf die Stelle der Ersten Klavierlehrerin berufen wurde, zogen Sch. und ihre älteste Schwester Marie 1878 mit der Mutter nach Ffm. in die Myliusstraße 32. Die beiden Töchter wurden ab 1880/81 (Marie) bzw. 1881/82 (Eugenie) Clara Sch.s Assistentinnen am Konservatorium. In dieser Zeit unterrichtete Sch. auch Schülerinnen von Clara Sch., zum Beispiel die Engländerin Mathilde Verne (eigentl. Nachname: Wurm; 1865-1936), die nach ihrem Abschluss Klavierlehrerin u. a. von Clara Sch.s Enkelin Julie (seit 1900 verh. Walch, 1874-1955) wurde und auch mit der Sopranistin Marie Fillunger übte, die ebenfalls nach Ffm. übergesiedelt war. Ab etwa 1884 lebten Sch. und Fillunger in der Myliusstraße Zimmer an Zimmer nebeneinander und bildeten mit ihrer Zweierbeziehung einen Teil der Sch.’schen Hausgemeinschaft. Zur Unterscheidung von der Schwester Marie wurde Fillunger von Sch. „Fillu“ genannt.
Nach einer völligen Entzweiung von Marie Sch. und Marie Fillunger verließ Letztere im Januar 1889 Ffm. An die Stelle täglicher Begegnungen trat ein reger Briefwechsel zwischen Sch. und Fillunger, und im Oktober 1892 zog Sch. schließlich zu Fillunger nach London, wo sie sich als Klavierlehrerin ein von ihrer Mutter unabhängiges Leben aufbaute. 1914 verlegten Sch. und Fillunger ihren Wohnsitz nach Interlaken in der Schweiz. 1925 veröffentlichte Sch. ihre „Erinnerungen“ an ihre Familie; 1931 folgte ein Buch über ihren Vater „Robert Sch.“, das sie explizit ihrer Schwester Marie und der „Freundin und Lebensgefährtin“ Marie Fillunger widmete. Beide Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
Nach Fillungers Tod im Dezember 1930 zog Sch. nach Bern. Mit der Machtübergabe an Adolf Hitler und die NSDAP unterzeichnete Sch. ihre Briefe bald mit „Heil Hitler“ und zeigte sich offen für deutsch-nationale Töne. Als der Stuttgarter Engelhorn-Verlag 1936 Sch.s „Erinnerungen“ in einer antisemitischen Ausgabe herausbringen wollte, in der alle Erwähnungen von jüdischen Personen weggelassen werden sollten, war Sch. damit nicht einverstanden, konnte aber die Publikation nicht verhindern; die „bereinigte“ Version erschien posthum 1942. Trotz ihrer klaren Absage in der Buchfrage pflegte Sch. weiter Kontakte mit nationalsozialistisch gesinnten Bekannten, in deren nationalistische Kampfansagen sie nicht selten einstimmte. 1937 versuchte die 86-Jährige von der Schweiz aus vergeblich, eine Uraufführung des letzten Violinkonzerts ihres Vaters Robert Sch. zu verhindern. Es war hinsichtlich seiner Qualität bei der Familie umstritten und diente Joseph Goebbels (1897-1945), der auch Präsident der Reichskulturkammer war, schließlich zu Propagandazwecken. Sch. starb am 25.9.1938. Ihre Urne wurde im Grab von Marie Fillunger und der Schwester Marie Sch. in Wilderswil bei Interlaken beigesetzt.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Ingeborg Boxhammer.

Literatur:
                        
Babbe, Annekathrin/Timmermann, Volker (Hg.): Musikerinnen und ihre Netzwerke im 19. Jahrhundert. Oldenburg 2016. (Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts 12).Babbe, Annekathrin: Netzwerke von und um Clara Schumann am Hoch’schen Konservatorium. In: Babbe/Timmermann (Hg.): Musikerinnen u. ihre Netzwerke im 19. Jh. 2016, S. 163-178. | Bettler, Walter: Robert Schumann, Clara Schumann und ihre Töchter Marie und Eugenie in Interlaken. Privatdruck. Interlaken 1994.Bettler: Robert Schumann, Clara Schumann u. ihre Töchter Marie u. Eugenie in Interlaken 1994. | Cahn, Peter: Das Hoch’sche Konservatorium in Ffm. 1878-1978. Ffm. 1979.Cahn: Hoch’sches Konservatorium 1979, S. 51, 125. | Fuller, Sophie/Whitesell, Lloyd (Hg.): Queer Episodes in Music and Modern Identity. Urbana [u. a.] 2002.Rieger, Eva: „Desire Is Consuming Me“: The Life Partnership between Eugenie Schumann and Marie Fillunger. In: Fuller/Whitesell (Hg.): Queer Episodes in Music and Modern Identity 2002, S. 25-48. | Heinz, Kathrin/Thiessen, Barbara (Hg.): Feministische Forschung – Nachhaltige Einsprüche. Wiesbaden 2003. (Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung 3).Rieger, Eva: „Ich habe oft namenlose Sehnsucht nach Dir besonders beim Singen…“. In: Heinz/Thiessen (Hg.): Feministische Forschung – Nachhaltige Einsprüche 2003, S. 258-276. | Horsley, Joey/Pusch, Luise F. (Hg.): Berühmte Frauenpaare. Ffm. 2005.Rieger, Eva: „Deine Liebe hat mir erst gezeigt was leben heißt“: Marie Fillunger (1850-1930) und Eugenie Schumann (1851-1938). In: Horsley/Pusch (Hg.): Berühmte Frauenpaare 2005, S. 61-93. | Jahresbericht des Dr. Hoch’schen Conservatoriums [spätere Schreibweise: Konservatoriums] zu Ffm. Ffm. 1878-1979.7. Jahresbericht d. Dr. Hoch’schen Konservatoriums 1884/85, S. 4, 28. | Jahresbericht des Dr. Hoch’schen Conservatoriums [spätere Schreibweise: Konservatoriums] zu Ffm. Ffm. 1878-1979.14. Jahresbericht d. Dr. Hoch’schen Konservatoriums 1891/92, S. 32. | Kienzle, Ulrike: Clara Schumann. Eine moderne Frau im Fft. des 19. Jahrhunderts. Ffm. [2019].Kienzle: Clara Schumann 2019, S. 40, 85-87, 111. | Kienzle, Ulrike: Robert und Clara Schumann in Fft.: „...mir war es so, als müsst’ ich in einem schönen Traum hier schon einmal gewesen sein...“. Ffm./Wiesbaden 2010. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bürgerstiftung, Bd. 8).Kienzle: Robert u. Clara Schumann in Fft. 2010, S. 56, 99, 101, 131, 136f., 140-146, 154, 161-163. | Raabe, Katharina (Hg.): Deutsche Schwestern. Vierzehn biographische Porträts. Berlin 1997.Borchard, Beatrix: Marie und Eugenie Schumann. In: Raabe (Hg.): Dt. Schwestern 1997, S. 173-213. | Rieger, Eva (Hg.): Mit 1000 Küssen Deine Fillu. Briefe der Sängerin Marie Fillunger an Eugenie Schumann 1875-93. Unter Mitarbeit von Rosemary Hilmar. Köln 2002.Rieger (Hg.): Briefe der Sängerin Marie Fillunger an Eugenie Schumann 2002. | Schumann, Eugenie: Claras Kinder. [Neuauflage der „Erinnerungen“ von Eugenie Schumann, 1925.] Mit einem Nachwort von Eva Weissweiler und Gedichten von Felix Schumann. Köln 1995.Schumann, Eugenie: Claras Kinder 1995. | Schumann, Eugenie: Robert Schumann. Ein Lebensbild meines Vaters. Leipzig 1931.Schumann, Eugenie: Robert Schumann 1931. | Schumann-Briefedition. Serie I: Briefe aus der Familie Robert und Clara Schumanns. 11 vorgesehene Bde. Serie II: Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen. 29 vorgesehene Bde. Serie III: Verlegerbriefwechsel. 10 vorgesehene Bde. Serie IV: Supplement, Quellenschriften u. a. m. 4 vorgesehene Bde. Köln ab 2008.Schumann-Briefedition, Serie I: Familienbriefwechsel, Bd. 8: Clara Schumann im Briefwechsel mit Eugenie Schumann, Bd. I (1857-88), hg. von Christina Siegfried (2013). | Schumann-Briefedition. Serie I: Briefe aus der Familie Robert und Clara Schumanns. 11 vorgesehene Bde. Serie II: Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen. 29 vorgesehene Bde. Serie III: Verlegerbriefwechsel. 10 vorgesehene Bde. Serie IV: Supplement, Quellenschriften u. a. m. 4 vorgesehene Bde. Köln ab 2008.Schumann-Briefedition, Serie I: Familienbriefwechsel, Bd. 9: Clara Schumann im Briefwechsel mit Eugenie Schumann, Bd. II (1889-96), hg. von Christina Siegfried (2017). | Schweizerische Musikzeitung und Sängerblatt. [Titel von 1937-1959: Schweizerische Musikzeitung; von 1960-83: Schweizerische Musikzeitung – Schweizer musikpädagogische Blätter.] Jahrgänge 19-123. Zürich 1879-1983.Schumann, Eugenie: Über das letzte Werk ihres Vaters Robert Schumann. In: Schweizerische Musikzeitung 78 (1938), H. 1, S. 8-10. | Verne, Mathilde: Chords of remembrance. London 1936.Verne: Chords of remembrance 1936, S. 54. | Zeitschrift für Musik. Monatsschrift für eine [stete] geistige Erneuerung der Musik. Organ der Robert Schumann-Gesellschaft. Jahrgänge 87-111. Leipzig/Regensburg u. a. 1920-43 u. 1949/50.Pessenlehner, Robert: Eugenie Schumann und das letzte Werk ihres Vaters Robert Schumann. Eine Antwort. In: Zs. f. Musik 105 (1938), H. 3, S. 241-243.
Quellen: ISG, Autograph im Bestand S4b (Autographen, 1683-1994).Mitteilungen von Eugenie Schumann an Josefine Kopp, Ffm., 3.2.1881 u. 19.4.1881, betr. Unterrichts- und Probentermine, u. a. zur Klavierstunde bei Clara Schumann: ISG, Autographensammlung, S4b/124-5 u. 124-7.
Internet: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts, Onlinelexikon des Sophie Drinker Instituts, Bremen. https://www.sophie-drinker-institut.de/schumann-eugenie
Hinweis: Artikel über Eugenie Schumann von Annkatrin Babbe.
Europäische Instrumentalistinnen d. 18. u. 19. Jh.s, 6.9.2021.
| FemBio, Hg.: Institut für Frauen-Biographieforschung, verantwortlich: Luise F. Pusch, Hannover und Boston (USA). https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/eugenie-schumann/
Hinweis: Artikel über Eugenie Schumann von Eva Rieger, 2018.
FemBio, 6.9.2021.
| Robert-Schumann-Haus, Hg.: Stadt Zwickau, Zwickau. https://www.schumann-zwickau.de/de/04/kinder.phpRobert-Schumann-Haus, Zwickau, 6.9.2021. | Schumann-Portal, Internetportal des Schumann-Netzwerks, Projektleitung: Ingrid Bodsch, Bonn. https://www.schumann-portal.de - https://www.schumann-portal.de/eugenie-schumann.html -
Hinweis: Artikel über Eugenie Schumann von Ingrid Bodsch.
Schumann-Portal, 6.9.2021.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Eugenie_SchumannWikipedia, 6.9.2021.

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Empfohlene Zitierweise: Boxhammer, Ingeborg: Schumann, Eugenie. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/12399

Stand des Artikels: 7.9.2021
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 09.2021.