Sohn des in Fürth geborenen Handelsmanns Lazarus W. (1829-1900) und dessen Ehefrau Fanny, geb. Cahn (1827-1874), einer Ffter Kaufmannstochter. Der Vater betrieb seit 1853 in Ffm. in der Großen Sandgasse 1 ein Geschäft für Stoffe und Manufakturwaren. Geschwister: Mathilde W. (seit 1878 verh. Kahn, 1855-1940); Wilhelm W. (1857-1932). Verheiratet (seit 1892/93) mit Agnes W., geb. Rosenstock (1865-1942), einer Tochter von Moritz Rosenstock (1828-1888), dem Direktor (seit 1871) der gemischtkonfessionellen Samsonschule in Wolfenbüttel. Agnes W. war Malerin und stellte 1919 Bilder im Kunstsalon Ludwig Schames aus. Kinder: Reinhold Moritz Wolfgang W. (1893-1917), gefallen als Fliegeroffizier im Ersten Weltkrieg; Theodor Siegfried, gen.
Fritz (seit 1917 amtlich: Theodor Siegfried Fritz), W. (1896-1980), emigrierte 1939 in die USA; Elisabeth, gen. Liesel, W. (1897-1967), Sachverständige im Kunst- und Antiquitätenhandel, emigrierte 1939 in die USA. Neffe vonseiten der Ehefrau Agnes W.: Eugen Rosenstock-Huessy (1888-1973), Philosoph und erster Leiter der Akademie der Arbeit in Ffm.
W. wuchs in der Ostendstraße 1 auf (so die Privatanschrift der Eltern ab Adr. 1865) und besuchte das städtische Gymnasium. Ab 1881 studierte er Rechtswissenschaften in Heidelberg, Leipzig und Göttingen; daneben hörte er auch Vorlesungen zur Philosophie, Nationalökonomie und Literatur, u. a. bei Kuno Fischer (1824-1907) und Karl Bartsch (1832-1888). Nach dem Referendarexamen in Celle und der Promotion in Jena (mit einer Arbeit über „Die Bereicherungsklage aus Art. 83 der Deutschen Wechselordnung“, 13.1.1885) kehrte W. 1885 nach Ffm. zurück, wo er das Rechtsreferendariat absolvierte. Ab 1.3.1889 war er als Rechtsanwalt beim Arbeits- und Landgericht eingetragen, und am 25.8.1920 wurde er zum Notar bestellt. Seit seiner Eheschließung wohnte W. im Ffter Westend, zunächst in der Eppsteiner Straße 3, wo er auch seine Kanzlei hatte, und ab 1898 bis zu seiner Emigration 1939 in der Beethovenstraße 55. Zu W.s Freunden gehörten die Schriftsteller Hermann Goldschmidt(-Faber; 1860-?) und
Ludwig Fulda, der Volksbildner Julius Burghold (1860-1923), Gründer der „Gesellschaft der Freunde des Ffter Goethe-Museums“ (1919), und der Mediziner Alfred Günzburg (1861-1945), Mitbegründer des Gumpertzschen Siechenhauses und späterer Chefarzt im Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde.
W., ein „Altfrankfurter und Republikaner von Geburt und Neigung“ (FZ, Oktober 1930), machte sich in vielfältiger Weise um die Kultur in seiner Heimatstadt verdient. Als Mitglied des Ffter Journalisten- und Schriftstellervereins gehörte er dessen Ehrengericht an; außerdem war er Mitglied des Deutschen Sprachvereins, Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Ffter Freien Volksbühne, Vorstandsmitglied (um 1925) der „Gesellschaft der Freunde des Ffter Goethe-Museums“ (seit 1925: „Ffter Gesellschaft der Goethe-Freunde“) sowie Vorsitzender des Ehrenrats in der Freimaurerloge zur aufgehenden Morgenröthe. Seit der Gründung 1911 gehörte W. der
Schopenhauer-Gesellschaft an und wurde auf Veranlassung von
Arthur von Gwinner 1919 deren Präsident (bis 1924). Er unterstützte die Verlegung des Gesellschaftssitzes nach Ffm. und sorgte zusammen mit
Carl Gebhardt für den kontinuierlichen Ausbau des 1921 gegründeten
Schopenhauer-Archivs an der Stadtbibliothek. Aus Dank für seine Geschäftsführung „in unermüdeter Treue“ während der Wirren der Inflationszeit wurde er 1927 zum Ehrenmitglied ernannt. Seit den 1920er Jahren engagierte sich W. mit seiner auf sozialem Gebiet tätigen Frau Agnes für die Ffter Nachbarhilfe und die Volksküchen.
W. wurde als Jude in der NS-Zeit diskriminiert, behielt aber 1933 als „Altanwalt“ zunächst noch seine Zulassung. 1935 wurde ihm das Notariat entzogen, und ab dem 1.12.1938 stand er schließlich auch als Rechtsanwalt unter Berufsverbot. Bereits 1937, unter dem Präsidenten
Arthur Hübscher, war W. gegen seinen ausdrücklichen Willen aus dem Vorstand der
Schopenhauer-Gesellschaft ausgeschlossen worden (zusammen mit zwei weiteren jüdischen Vorstandsmitgliedern). 1939 emigrierte W. mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter in die USA.
W. schrieb gelegentlich für die FZ und andere Zeitungen (u. a. „
Schopenhauer als Lebensretter“ in: FZ, 17.10.1921; „Der Philosoph“ in: Altonaer Tageblatt, 8.10.1931; „Wie
Arthur Schopenhauer starb“ in: FZ, 1935) und verfasste Beiträge für das
Schopenhauer-Jahrbuch. Sein unveröffentlichtes Theaterstück „Der Philosoph. Festspiel in 6 Scenen von einem Frankfurter“ (1932) ist als Typoskript in der UB Ffm. erhalten.
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