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Baldenecker, Nicolaus

Baldenecker, Nicolaus (auch: Nikolaus, Nicolas). Violinist. Dirigent. Musiklehrer. Komponist. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.~ 27.3.1783 Mainz, Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 17.3.1858 Ffm.
Dritter Sohn des Kurfürstlich Mainzischen Hofmusikers Udalricus (auch: Udalrich, Ulrich u. ä.) B. (1742/43-1832) und dessen Ehefrau Elisabetha, geb. Decker. Acht Geschwister, von denen drei Brüder das Erwachsenenalter erreichten. Verheiratet (seit 1808) mit der Pianistin Maria Anna Caroline Rosine, gen. Marianna, B., geb. Bournye (auch: Burnye, Bournay, Bornye; 1792-1850). Drei Söhne und eine Tochter.
B. dirigierte seit 1801 die Vaudevilles des französischen Theaters in Mainz und wechselte 1803 nach Ffm. als Violinist im damals neu geordneten Theaterorchester. Nach und nach folgten ihm seine drei Brüder in die Mainstadt: 1807 Johann Baptist B. jun. (1791-1855) zunächst zur weiteren musikalischen Ausbildung als Pianist, 1815 Johann Baptist B. sen. (1777-1849) ebenfalls als erster Geiger im Theaterorchester und schließlich zu Beginn der 1820er Jahre Conrad B. (1781-1831) als Handelsmann und späterer Gründer der „B.’schen Kupferdruckerschwärze-Fabrik“. Am 8.1.1819 wurde Nicolaus B. als Musiklehrer in das Ffter Bürgerrecht aufgenommen.
Neben seiner Beschäftigung als erster Geiger im Theaterorchester trat B. auch als Violinvirtuose in Konzerten auf, öfter zusammen mit seinem Bruder Johann Baptist B. sen. Als erster in Ffm. soll Nicolaus B. 1817 die Violinkonzerte von Louis Spohr öffentlich dargeboten haben. Gemeinsam mit Spohr beteiligte er sich an den sonntäglichen Aufführungen klassischer Streichquartette im Roten Haus. Auch gehörte B. 1818 zu den Gründern und Organisatoren eines „Liebhaber-Concert-Vereins“ unter der Leitung von Johann Nepomuk Schelble, „Schelbles Ffter Singakademie”, woraus später (1821) der Cäcilien-Verein hervorging. Um diese Zeit, unter Heinrich Anton Hoffmann (1770-1842) als Musikdirektor (1819-21), stieg B. zum Chordirektor der Oper am Ffter Nationaltheater auf. Er baute den Opernchor auf, der unter Carl Guhr als Kapellmeister (ab 1821) berühmt wurde. B. leitete etwa die Vorbereitungsproben und arbeitete als Korrepetitor mit den Sängern. Gelegentlich vertrat er Guhr bei dessen Abwesenheit oder Erkrankung als Dirigent bei Opernaufführungen. Am 1.10.1851 feierte B. sein 50. Dienstjubiläum, u. a. mit der Aufführung seiner (ungedruckten und daher heute verschollenen) Sinfonie in Es-Dur am Ffter Stadttheater. Wohl kurz vor 1855 wurde B. als Chordirektor pensioniert.
W. komponierte Instrumentalstücke für Klavier und für Violine, von denen zwischen 1807 und 1829 über 20 Werke (meist Kammermusiken wie Duos, Variationen und Sonaten) im Druck erschienen, aber auch Lieder sowie zahlreiche Ouvertüren und Zwischenaktmusiken für die Aufführungen des Ffter Theaters.
Zumindest der älteste Sohn von Nicolaus und Marianna B. folgte dem beruflichen Vorbild der Eltern: Johann Daniel B. (1810-1854), ausgebildeter Pianist, der frühe Lehrjahre in Wien verbracht hatte (1817-19), war auch als Chor- und Musikdirektor tätig, zunächst (1832-36) am Stadttheater in Leipzig, dann (1836-48) am Hoftheater in Karlsruhe. Er komponierte eine Oper („Der Weihnachtsabend“), die Musik zu dem Schauspiel „Das Irrenhaus zu Dijon“ von Margaretha Carl (1832) und Lieder, zahlreiche Tänze und einige Arrangements bekannter Opernmelodien für Klavier sowie musikalische Einlagen und Bearbeitungen für Theaterinszenierungen. Johann Daniel B. war seit 1834 verheiratet mit der Großherzoglichen Hofschauspielerin Henrietta Amalia (auch: Amalie) B., geb. Böhme (1816-1889), einer Tochter des Musikverlegers, Musikalienhändlers und Tabakfabrikanten Carl Gotthelf Siegmund Böhme (1785-1855), der seit 1828 den Leipziger Musikverlag C. F. Peters leitete.
Der jüngste Sohn von Nicolaus und Marianna B., Philipp David B. (1816-1860), soll ein Schüler seines Vaters gewesen sein und als Geiger in Ffm. und Karlsruhe gewirkt haben; er starb 1860 jedoch als „Handlungscommis“ in Ffm.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock.

Lexika: Bernsdorf, Eduard (Hg.): Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Für Künstler, Kunstfreunde und alle Gebildeten. 3 Bde. und 1 Nachtrag. Dresden/Offenbach 1856-65.Bernsdorf (Hg.): Neues Universal-Lex. d. Tonkunst, Nachtr. (1865), S. 33f. | Gollmick, Carl: Handlexicon der Tonkunst. Teil 1: Terminologie (...). Teil 2: Galerie ausgezeichneter Musiker (...). Offenbach 1857.Gollmick: Handlex. d. Tonkunst 2 (1857), S. 10f. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 19. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 11f.
Literatur:
                        
Gollmick, Carl: Rosen und Dornen. Eine Sammlung von Novellen und Zeitbildern aus dem Künstlerleben. Darmstadt 1852.Gollmick, Carl: Zur Statistik des Ffter Theaters. Entwickelt in einer Rede bei Gelegenheit des 50jährigen Dienstjubiläums des Herrn Chordirectors Nikolaus Baldenecker. (Am 1. October 1851.) In: Gollmick: Rosen u. Dornen 1852, S. 336-348.
Quellen: Didaskalia. Ffm. 1823-1934. [Belletristische Zeitschrift, die zunächst (bis 1869) mit dem Untertitel „Blätter für Geist, Gemüth und Publicität“ selbständig, dann als Unterhaltungsbeilage anderer Zeitungen (bis 1903 des Ffter Journals, dann der Ffter Nachrichten) erschien.]Ein 50jähriges Dienstjubiläum. In: Didaskalia, Nr. 238, 6.10.1851, [S. 3f.]. | Didaskalia. Ffm. 1823-1934. [Belletristische Zeitschrift, die zunächst (bis 1869) mit dem Untertitel „Blätter für Geist, Gemüth und Publicität“ selbständig, dann als Unterhaltungsbeilage anderer Zeitungen (bis 1903 des Ffter Journals, dann der Ffter Nachrichten) erschien.]W.: Ein 50jähriges Dienstjubiläum. In: Didaskalia, Nr. 227, 23.9.1851, [S. 3f.]. | Ffter Nachrichten. Ffm. 1855-1934. [Zunächst als Nachrichtenbeilage des Intelligenzblatts, dann ab 1910 als Zeitung unter dem Titel „Ffter Nachrichten und Intelligenzblatt“ erschienen.]Strauß, Julius Jacob: Musikerfamilie Baldenecker. Zu J. D. Baldeneckers 75. Sterbetag. In: FN, 16.7.1929. | ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Tauf- bzw. Geburtsbücher, Ffm., 1533-1850 bzw. 1851-1909.Geburts- und Taufeintrag des Sohnes Johann Daniel Baldenecker, geb. am 7.5.1810 in Ffm.: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Tauf-/Geburtsbuch 52 (1809-10), S. 733 (mit Randvermerk zum Sterbedatum und -ort). | ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Toten-/Sterbebücher (Beerdigungs- bzw. Sterbebücher), Ffm., 1565-1850 bzw. 1851-1989.Sterbeeintrag des Sohns Philipp David Baldenecker, gestorben am 28.1.1860 in Ffm.: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Toten-/Sterbebuch, Bestand STA 12/11: Totenbuch 85 (1860), S. 43, Nr. 85. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/12.221 (Familie Baldenecker); darin u. a.: Familienattestat. | ISG, Bestand Senatssupplikationen (Best. H.02.16), 1814-68.ISG, Senatssuppl. 102/5 (Baldenecker, Nicolaus, Gesuch um Bürgerrecht, 1818/19).
Internet: Musik und Musiker am Mittelrhein (MMM) 2, biografisches, orts- und landesgeschichtliches Nachschlagewerk, begr. v. Hubert Unverricht, zweite, völlig überarbeitete Ausgabe, hg. im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für mittelrheinische Musikgeschichte v. Axel Beer, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz. http://www.mmm2.mugemir.de/doku.php?id=baldenecker
Hinweis: Artikel über die Familie Baldenecker von Egmont Michels/Axel Beer.
Musik u. Musiker am Mittelrhein (MMM), 31.12.2021.


GND: 116042737 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Baldenecker, Nicolaus. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/12593

Stand des Artikels: 9.1.2022
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 01.2022.