Jüngster Sohn des Kurfürstlich Mainzischen Hofmusikers Udalricus (auch: Udalrich, Ulrich u. ä.) B. (1742/43-1832) und dessen Ehefrau Elisabetha, geb. Decker. Der Vater, Violinist, Dirigent und Komponist, hatte als Kapellmeister und Musikdirektor der wandernden Schauspieltruppe von
Theobald Marchand zu den Messen ab 1771 in Ffm. gastiert, wo die Aufführungen etwa von dem Offenbacher Musikverleger Johann André (1741-1799) und dem jungen
Goethe besucht wurden und deren besondere Beachtung fanden. Im Februar 1776 trat Udalricus B. als Geiger in das Kurmainzer Hoforchester ein und lebte seitdem in Mainz, wo er eine Familie gründete. Anlässlich der Kaiserkrönung Leopolds II. 1790 in Ffm. soll Udalricus B. mehrere Messen dirigiert und sich mit
Mozart angefreundet haben. Unter Dalberg als Großherzog von Fft. spielte er in dessen Kapelle. Nach seiner altersbedingten Pensionierung 1812/13 blieb Udalricus B. in Mainz wohnen, wo er im Alter von 89 Jahren starb. Von seinen Kompositionen sind nur die Streichtrios op. 1 (1779) erhalten.
Johann Baptist B. jun. hatte acht Geschwister, von denen ein Bruder und wohl alle vier Schwestern im Kleinkindalter starben. Seine drei übrigen Brüder lebten in Ffm., wo sie im Musikleben der Stadt eine Rolle spielten:
Nicolaus (auch: Nicolas) B. (1783-1858) seit 1803, Johann Baptist B. sen. (1777-1849) seit 1815 und
Conrad B. (1781-1831) seit Anfang der 1820er Jahre.
Nicolaus und Johann Baptist B. sen. waren erste Geiger im Theaterorchester und gaben daneben als Violinvirtuosen eigene Konzerte; beide wirkten auch als Musiklehrer und Komponisten.
Nicolaus B., zudem Mitbegründer des späteren Cäcilien-Vereins, avancierte um 1819 zum Chordirektor der Oper am Ffter Theater.
Conrad B., ursprünglich Instrumenten- und Musikalienhändler, gründete um 1828 in Ffm. die „B.’sche Kupferdruckerschwärze-Fabrik“, deren produzierte Druckfarbe durch den Zusatz von „Ffter Schwarz“ eine besondere Intensität aufwies und sich daher gut für den Notendruck eignete. Als Jüngster betätigte sich B. nach dem Vorbild der Brüder dann auf all deren Gebieten: als Musiker, Konzertveranstalter, Musikpädagoge, Komponist, Instrumenten- und Musikalienhändler sowie Fabrikant.
Nach ersten Musikstunden beim Vater und strengem Klavierunterricht bei dem Lehrer Blenkner wurde B. 1807 von seinem älteren Bruder
Nicolaus zur weiteren musikalischen Ausbildung nach Ffm. geholt. Hier wurde er von
Johann Anton André gefördert, der ihn Charlotte Auguste Fürstin zu Isenburg (1777-1846) als Lehrer empfahl. In den folgenden Jahren lebte B. mit der fürstlichen Familie zusammen in der Residenz in Offenbach bzw. auf deren Sommersitz in Langenselbold. Danach wurde er Lehrer der Prinzessinnen Zénaide (1801-1854) und Charlotte (1802-1839), den Töchtern von Joseph Bonaparte (1768-1844), der damals von seinem Bruder
Napoleon I. zum König von Spanien (1808-13) ernannt worden war.
Schließlich beendete B. seine Ausbildung bei
Johann Anton André,
Aloys Schmitt und Georg Jacob Vollweiler (1770-1847). Er galt als brillanter als Pianist, beherrschte aber auch das Geigenspiel. Als er 1817 erstmals das Ffter Bürgerrecht beantragte, gab er an, dass er seit sieben Jahren als Violinist und Klavierspieler beim Theaterorchester angestellt sei; daneben erteile er Klavierunterricht „in den angesehensten Häusern dahier“. Schon um diese Zeit wollte er eine Musikalien- und Instrumentenhandlung in Ffm. errichten, wofür ihm sein bereits bestehendes Kommissionslager von „Wiener musikalischen Instrumenten“ als Grundlage dienen sollte; dafür hätte er jedoch in das Bürgerrecht aufgenommen werden müssen, was ihm 1817 noch verwehrt wurde. Erst 1819 wurde er Ffter Bürger durch die Heirat mit Emilie Gayl (1804-1858), der damals 15-jährigen Tochter des Ffter Musikalienhändlers Johann Conrad Gayl (1760-1842), mit dem er zuvor schon in geschäftlicher Beziehung stand. Als Kaufmann war Gayl auch beteiligt an einer Kupferdruckerschwärze-Fabrik und an einer Weinessigsiederei (die zur Herstellung des durch Verkohlen von Weinhefe entstehenden „Ffter Schwarz“ als Zusatz für die Druckerschwärze beigetragen haben dürfte), was auf Verbindungen zu B.s Bruder
Conrad und dessen Fabrik hinweisen könnte.
Am 2.5.1825 eröffnete B. zusammen mit
Peter Anton Suppus (1798-1873) ein musikalisches Institut für den Klavierunterricht, das zumindest anfangs offenbar Räumlichkeiten der Gayl’schen Musikalienhandlung nutzte. Der Unterricht im Klavierspiel wurde nach der in England entwickelten und 1814 patentierten Methode („System of Musical Education“) des Musikpädagogen Johann Bernhard Logier (1777-1846) erteilt, die sich in den 1820er Jahren in Deutschland zu verbreiten kann; die erste Klavierschule nach dem neuen System in Ffm. war von Franz Stoepel (auch: Stöpel; 1794-1836) am 4.1.1825, also nur wenige Monate vor dem Institut von B. und Suppus, gegründet worden. Von Anfang an veranstalteten B. und Suppus regelmäßig öffentliche Prüfungen und Schülervorspiele („musikalische Abendunterhaltungen“) ihres Instituts, teils in repräsentativen Räumlichkeiten (wie dem Saal des Roten Hauses auf der Zeil), teils mit spektakulären Darbietungen (mit bis zu 32 Händen auf 16 Klavieren), so dass diese Konzerte bald zu besonderen Ereignissen im künstlerischen und gesellschaftlichen Leben der Stadt wurden. Am 28.5.1827 richtete die Lehranstalt eine musikalische Totenfeier für Beethoven aus, bei der 16 Schüler auf acht Flügeln den Trauermarsch aus der Sinfonia Eroica spielten, effektvoll unterstützt von einer unsichtbaren Pauke im Hintergrund. Für Unterrichtszwecke schrieb B. eigene Kompositionen und Arrangements, die auch bei den Vorspielen zum Vortrag kamen; zudem komponierten Jacob (auch: Jacques) Schmitt (1803-1853) und Johann Valentin Wörner (1804-1833) eigens Stücke für das Institut.
Weiterhin, wahrscheinlich seit seiner Aufnahme in das Bürgerrecht 1819, betrieb B. seinen wohl recht ausgedehnten Handel mit Musikinstrumenten. Als
Conrad B. 1824 sein umfangreiches Instrumentenlager in Amsterdam auflöste, hatte er seinem jüngsten Bruder die Vermarktung der Reste nach dem großen Ausverkauf überlassen. Von 1830 bis mindestens 1837/38 unterhielt B. ein als „Instrumenten-Niederlage“ dienendes Geschäftslokal im Sächsischen Hof in der Schäfergasse Lit. C 150 (später Nr. 17), wo er zumindest gelegentlich auch Konzerte veranstaltete. Das musikalische Institut für den Klavierunterricht ebenso wie B.s „spätere Errichtung eines allgemeinen Musik- und Gesangs-Instituts“ seien „zuletzt an zu großartigem Maßstabe“ gescheitert, heißt es in einem Nachruf auf B. in der Didaskalia.
Nach dem Tod seines Bruders
Conrad B. hatte B. zusammen mit dessen Witwe Magdalena Charlotte Louise B., geb. Borngesser (auch: Borngässer; 1797-1866), die „B.’sche Kupferdruckerschwärze-Fabrik“ weitergeführt. Das Adressbuch von 1834 weist ihn noch als Assistenten, aber auch schon als Teilhaber der Fabrik aus. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich B. fast ausschließlich diesem durchaus einträglichen Unternehmen. Nachweislich seit 1841 hatte die Fabrik ihren Sitz unter B.s Anschrift in der Seilerstraße Lit. C 2r (später Nr. 27), unter der er bis zuletzt auch als Musiklehrer im Adressbuch verzeichnet war. Im 64. Lebensjahr starb B. während einer Badekur in Wiesbaden.
Aus der Ehe von Johann Baptist und Emilie B., geb. Gayl, gingen neun Kinder hervor, von denen zwei Söhne an die Musikertradition in der Familie anknüpften. Der älteste Sohn Johann
Conrad Baptist B. (1823-1883) hatte bereits 1839 erste öffentliche Auftritte als Pianist in Ffm. und Mainz. Nach ausgedehnten Konzertreisen (ab 1842) und einem längeren Parisaufenthalt kehrte er 1849 nach Ffm. zurück. Hier arbeitete er als Klavierlehrer, zunächst angeblich an der Musikschule seines Vaters, die somit damals noch bestanden haben müsste. Vermutlich war er, zumindest nach dem Tod seiner Eltern 1855/58, auch an der „B.’schen Kupferdruckerschwärze-Fabrik“ beteiligt, die 1861 letztmals im Ffter Adressbuch genannt ist. Als Komponist schrieb Johann
Conrad Baptist B. mehrere Klavierstücke, u. a. die Grande Fantaisie op. 3 (1843). Sein jüngerer Bruder Aloys B. (1833-1869), der schon als Kind öffentlich aufgetreten war, gehörte als Violinist zunächst (seit 1847) dem Theaterorchester in Ffm. an, bevor er 1854/55 als Konzertmeister nach Wiesbaden wechselte. Auch er soll eigene Kompositionen hinterlassen haben.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 36,
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