Sohn des Mediziners
Nathan Theodor N. (1830-1915) und dessen Ehefrau Eugenie Wilhelmine, geb. Emden (1837-1915), einer Tochter des Arztes Jacob Emden (1796-1860). Drei Schwestern: Pauline N. (seit 1882 verh. Ganß, 1859-1949); Emma Bettina N. (seit 1887 verh. Kirchberg, 1862-1919); Johanna Maria N. (seit 1896 verh. Bechhold, 1868-1949), die spätere Ehefrau des Chemikers
Heinrich Bechhold (1866-1937). Verheiratet (seit 1889) mit
Henriette Fanny N., geb. Hallgarten (1869-1914), einer Tochter des Ffter Bankiers und Philanthropen
Charles L. Hallgarten (1838-1908). Trauzeugen bei der Hochzeit von Otto N. und Henriette Hallgarten waren der Chemiker Fritz Hallgarten (1865-1925), der Bruder der Braut, und der Bankier Ernst Ganß (1854-1931), der Schwager des Bräutigams. Henriette N.s Schwester
Emma Eleonore Hallgarten (1878-1939) heiratete 1901 den Mediziner, Bakteriologen und Hygieniker
Max Neisser (1869-1938). Otto und Henriette N. hatten zwei Söhne:
Karl (auch: Carl) Theodor N. (1890-1972), Neuropathologe;
Friedrich Alexander, gen. Fritz, N. (1892-1944), Bankier.
N. studierte in Berlin und Würzburg Medizin. Er wurde 1887 in Würzburg mit der Arbeit „Ueber Halsrippen und ein bei diesen noch nicht beobachtetes Verhalten der Arteria subclavia“ promoviert und erhielt 1888 die Approbation. Danach unternahm N. eine Bildungsreise in die europäischen Hauptstädte, wurde aber aus Wien nach Ffm. zurückgerufen, um den erkrankten Vater als Arzt zu vertreten. Seitdem war er als niedergelassener praktischer Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer in Ffm. tätig. Die Gemeinschaftspraxis von Vater und Sohn befand sich bis 1910 in der Hochstraße 20. Im Mai 1893 gründete N. eine Entbindungsanstalt, anfangs mit sechs Betten für unbemittelte Frauen. Sitz dieser „Privatklinik Dr. Otto Neubürger“ war zunächst in der Großen Friedberger Straße 42 und ab 1897 im Taubenbrunnenweg (heute: Oberlindau) 7. N. war als Arzt anerkannt und beliebt, „ein echter Arzt für arm wie reich“ (M. O. in: Jb. d. Ärztlichen Vereins zu Ffm. 1913, S. 240). Er galt als einfühlsam und humorvoll und genoss das Vertrauen und die hohe Wertschätzung seiner Patienten. Ab 1910 wohnte und praktizierte N. in der Westendstraße 43, wo er kurz nach seiner Ernennung zum Sanitätsrat unerwartet an den Folgen einer Herzerkrankung starb. Für seinen Vater
Theodor N., der den Sohn zum Nachfolger an der „Neubürger-Stiftung für experimentelle Therapie“ (gegründet 1904) bestimmt hatte, war N.s früher Tod ein schwerer Schlag.
Otto N.s älterer Sohn Karl N. machte 1908 Abitur am Ffter Goethe-Gymnasium und studierte anschließend Medizin in München und Freiburg. Bereits seit 1908 war er aktives Mitglied in der Sektion Ffm. des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, der später (seit 1922) auch sein Bruder angehörte. Karl N. trat anlässlich seiner Eheschließung (1925) mit der promovierten Ärztin Katharina Wisbaum (1895-1972) zum Katholizismus über. Seit 1926 leitete Karl N. die neuropathologische Prosektur der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in den Heil- und Pflegeanstalten Haar-Eglfing bei München. Ab 1931 lehrte er als Privatdozent für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie an der Universität München. Auf Anordnung des Bayerischen Kultusministeriums verlor er wegen seiner jüdischen Herkunft 1935 seine Stelle als Leiter der Prosektur. Karl N. emigrierte mit seiner Familie 1938 in die USA, wo er an der School of Medicine der University of Colorado in Denver eine Professur innehatte.
Otto N.s jüngerer Sohn Friedrich N. wurde 1913 an der Universität Heidelberg mit einer staatswissenschaftlichen Arbeit promoviert. Zusammen mit Ludwig Heidingsfelder war er später Inhaber des Bankhauses Heidingsfelder & Co. in Ffm. (Steinweg 9), das 1938 liquidiert wurde. 1939 wanderten Friedrich N. und seine Frau, die aus Posen stammende Arzttochter Eva N., geb. Jaffé, gesch. Heymann (1892-1944), in die Niederlande aus. Friedrich N. wurde im Januar 1944 vom Durchgangslager Westerbork in das KZ Theresienstadt und im September 1944 in das KZ Auschwitz deportiert, wo er direkt nach seiner Ankunft am 30.9.1944 ermordet wurde. Seine Frau Eva N., die ebenfalls in das KZ Auschwitz deportiert wurde, kam dort am 8.10.1944 ums Leben.
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